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Wie kann man lebendiges Leben künstlerisch konservieren? Wie sehen Erinnerungen, die nur als “gedachte” Bilder in uns selbst existieren, als gerahmte Fotografie aus?

Wir machen Fotografien oder Filme von unseren persönlichen Lebenshöhepunkten, von Menschen und Dingen, die uns besonders viel bedeuten oder von Ereignissen, die traditionell dokumentiert werden “müssen”. So gibt es immer wiederkehrende ritualisierte Bildsprachen, beispielsweise in den Posen der Personen oder in der Aufnahmetechnik der Fotografen.

Michael Wendt spürt mit seiner analogen Kamera und selbstenwickelten Objektiven diesen Bildinhalten nach, und taucht ein in die Welten der einst Real- und heute in bildlichen Überlieferungen “lebenden” Figuren, die ihre Vergangenheit durch eine neue künstlerische Interpretation in die Gegenwart hinübergerettet haben.

Wie der “Video-Still” , also die stehende, eingefrorene Szene eines Filmes, können wir bei den Werken des Bremer Fotokünstlers von einer Art “Life-Still” sprechen. Bilder von Menschen und Szenen, die trotz des starren, verharrenden Charakters einer Fotografie lebendig bleiben: Männer die in der Landschaft neben ihrem Automobil posieren, ein Paar an einer winterlichen Straße und all die anderen Figuren und Szenerien. All Jene, die uns in der Ausstellung begegnen werden sind nicht so “Still”, wie wir das im Allgemeinen aus unseren Familienalben gewohnt sind.

Dank Michael Wendts fotografischer Technik bleiben diese Personen und ihre Umgebung lebendig. Durch den Einsatz selbstentwickelter Optik, mittels Derer eine wohldurchdachter Wechsel von Schärfe und Unschärfezonen, sowie Verwischungen und Verdrehung der Perspektive möglich wird, erscheint die Szenerie in den Bildern vielschichtig und lebendig.

Zum Abschluss möchte ich die Bremer Galeristin Barbara Claassen-Schmal zitieren, die in dem Katalogtext der SWB Galerie 2004 zu Wendts Fotografien schreibt: “So könnte man behaupten, Michael Wendt schafft Fotografien mit filmischen Erlebnisqualitäten oder schweifende Erinnerungen, wie wenn man während einer langen Eisenbahnfahrt aus dem Fenster schaut.”

Walter-Maria Korn

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Michael Wendt
Die Still-Lebenden