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Die Ausstellung Die Welt als Kulisse entwickelt entlang neun unterschiedlicher Positionen von in Österreich lebenden Künstlerinnen und Künstlern einen thematischen und räumlichen Parcours, der sich mit der zunehmenden Inszenierung und Zeichenhaftigkeit der uns umgebenden Realität auseinandersetzt.

Durch Massenmedien wie Mobiltelefon, Internet oder Werbedisplays nehmen wir die umgebende Wirklichkeit verstärkt als medial definierten Raum wahr; als Erlebnis- und Kunstraum, der für cultural performances wie Sport- und Kulturveranstaltungen, Tourismus oder die Herausbildung gesellschaftlicher Identitäten entworfen und gestaltet wird. Landschaft und Architektur werden als Zeichen interpretiert und ergänzt durch Faktoren wie Sprache, Musik oder soziale Interaktion als Basis zur Konstruktion von Identität herangezogen. Landschaft und Stadt werden zum Themenpark, der in verschiedene Kontexte transferiert werden kann und immer authentisch erscheint, da er von vorneherein eine Mischung aus verschobener oder manipulierter Realität und Erfundenem ist. Das Subjekt selbst wird zum Akteur auf der Bühne des Alltags.

Mit unterschiedlichen Medien wie Skulptur, Raum- und Lichtinstallation, Video, Fotografie und interaktiven Arbeiten untersuchen die an der Ausstellung teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler Mechanismen und Blickregime, die die Welt zur Kulisse für Alltagsinszenierungen werden lassen. Die zum Teil eigens für die Ausstellung entstandenen Arbeiten setzen dabei Schwerpunkte, die von der Auseinandersetzung mit filmischen Illusionstechniken und der Erforschung von optischen oder akustischen Wahrnehmungsmustern bis zur Untersuchung und Aneignung kultureller Gestaltungsprozesse reichen, die mediale Verfahren wie Montage, Symbolisierung und Bedeutungsverschiebung aufgreifen.

Emanuel Danesch (1976 in Innsbruck, lebt in Wien) und David Rych (1975 in Innsbruck, lebt in Berlin) setzen sich filmisch mit dem Transfer von kultureller Identität und der Konservierung von Kultur in Form von Stereotypen und Reminiszenzen auseinander, speziell mit der Dislozierung und der Musealisierung des „Tirolerischen“ bei Nachkommen von Tiroler Auswanderern in Brasilien.

Den Begriff der Heimat und die Konstruktion von alpiner Identität thematisiert auch Siggi Hofer (*1970 in Bruneck, lebt in Wien). Kulissenhaftigkeit wird bei ihm als formales Prinzip eingesetzt, das aufzeigt, wie der als tradiert empfundene „Alpinstil“ in der Widersprüchlichkeit von mit Industrie und Einfamilienhäusern zersiedelten Landschaft idealisiert wird.

Der Verlust von Kontext und Zeit in disneyfizierten Stadtlandschaften und die Authentizität von Bildern werden bei Jun Yang (1975 in Qingtian, lebt in Wien und Taipeh) gleichermaßen verhandelt, indem er der Diskrepanz zwischen touristischen Vorstellungsbildern sowie Sehnsuchtsmomenten und deren Einlösung oder auch Simulation in der Realität nachgeht. Christoph Hinterhuber (1969 in Innsbruck, wo er auch lebt) dagegen fragt nach der Zeichenhaftigkeit von Schrift und den szenografischen Arrangements einer auf Etikette und Ausgrenzungsmechanismen beruhenden Party- und Clubkultur.

Gregor Sailer (1980 in Schwaz, lebt in Vomp) zeigt die Widersprüchlichkeit bzw. die Symbiose von Künstlichkeit und Natürlichkeit in der Hochgebirgslandschaft auf, indem er sich mit der Infrastruktur des Alpintourismus beschäftigt und die Ästhetik der touristischen Bildproduktion untersucht. Die Reproduktion von Landschaft im Film und umgekehrt die panoramatische Wahrnehmung von Landschaft wird bei Sofie Thorsen (1971 in Århus, lebt in Wien) untersucht, wobei der Schwerpunkt ihrer Arbeit auf der Untersuchung des achromatischen Sehens bzw. auf der Darstellbarkeit von Wahrnehmung liegt.

Sonia Leimer (1977 in Meran, lebt in Wien) beschäftigt sich mit den Mechanismen zur Erzeugung von Illusionen und der Kulissenhaftigkeit von Architektur und Landschaft. In ihrer neuen Arbeit thematisiert sie die globale aber auch regionale Verknüpfung von Wirtschaft und Forschung sowie die Sehnsucht nach dem Anderswo, indem sie die Simulation einer Marslandschaft in einer alpinen Kulisse untersucht. Hier schließt die Arbeit von Judith Fegerl (1977 in Wien, lebt in Wien und Berlin) an, die sich mit dem materiellen, technologischen und architektonisch gestalteten „Körper“ des musealen Raums befasst und das Dahinter, die Infrastruktur des White Cubes offen legt.

Werner Reiterer (*1964 in Graz, lebt in Wien) stellt die Frage nach der Erwartungshaltung an Kunst, indem er die Grenze zwischen aktiver und passiver Betrachtung auslotet und den/die Betrachter/in zum/r Akteur/in macht. Er transferiert zudem einen Teil der Ausstellung in die Stadt, indem punktuell arrangierte Ankündigungsdisplays mit dem Wunsch nach dem Dabeisein spielen.

Ein Katalog mit dem Titel „Die Welt als Kulisse“ erscheint im Verlag für moderne Kunst Nürnberg, mit zahlreichen Abbildungen und Beiträgen von Julia Brennacher, Beate Ermacora, Christina Nägele und Jürgen Tabor.