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Die Eröffnung findet am Sonntag, dem 28. 5. 06 um 12:00 Uhr in der Kommunalen Galerie statt. Zur Einführung der Ausstellung spricht Barbara Straka, Präsidentin der HBK Braunschweig. Wir laden hierzu sehr herzlich ein.

Das umfangreiche Oeuvre des Künstlers wurde erstmals 1982 in einer Ausstellung der Neuen Gesellschaft für Bildende Kunst Berlin im Künstlerhaus Bethanien vorgestellt. Seither sind mehr als zwei Jahrzehnte vergangen, in denen Masuhr - nicht zuletzt durch seine häufigen Reisen in die Länder Lateinamerikas - selten in Berlin zu sehen war, und so steht seit längerem eine repräsentative Werkschau des Künstlers an. Selbst schwer erkrankt, ist ihm die Organisation eines solchen Unternehmens nicht möglich, und so haben sich Freunde und Bekannte dieses Vorhabens einer Ausstellung im Sinne einer “Hommage an Masuhr“ mit begleitendem Katalog angenommen.

Masuhrs Oeuvre steht für eine - sowohl persönlich als auch kunstgeschichtlich - individuelle Künstlerposition zwischen kritischem Realismus und Neoexpressionis-mus und prägte sich in den späten 1970er und frühen 1980er Jahren stilistisch aus. Seine großformatigen Gemälde behandeln Porträts, Akte, Stillleben und Landschaften sowie politische Themen zu aktuellen Sujets der Zeitgeschichte. Masuhr war auf seine Art stets Avantgardist, indem er sich an die Fronten der Entwicklung begab und als Künstler seine politischen Wirkungsmöglichkeiten bis an die Grenzen gehend erkundete. Mit kräftiger, z. T. an Gauguin und später an die amerikanische Pop Art erinnernder Farbigkeit, entfaltet er das jeweilige Thema mit suggestiver Gestaltungskraft, der sich der Betrachter nicht entziehen kann.

Masuhrs Werk steht für eine dialogische Kunst; sie provoziert, appelliert, kritisiert und fordert den Betrachter zur Stellungnahme heraus. Während das frühere Werk sich durch eine flächige Malerei und geschlossene Komposition auszeichnete, werden die späteren Bilder ab Mitte der 1990er Jahre offener und lichter, skizzenhafter und konzeptueller. Der Einfluss ostasiatischer Malerei und Kalligraphie wird spürbar.

Das gesellschaftliche Engagement eines Künstlers, wie es Masuhr beispielhaft entfaltete und in seiner persönlichen Entwicklung bis heute beibehalten hat, ist selten. Es zählt im Kunstbetrieb weniger, um nachhaltigen Erfolg zu haben. Dennoch kann nach Jahren des Umbruchs derzeit ein neues Interesse der Kunstöffentlichkeit an politischen Themen, figurativer und realistischer Malerei konstatiert werden, die insbesondere die heutige junge Künstlergeneration prägt.

Wir halten daher den Zeitpunkt für gekommen, das Werk Masuhrs in Erinnerung zu rufen und die Wirkung eines Künstlers - jenseits einer auf Karriere bedachten Entwicklung - neu zur Diskussion zu stellen. Viele seiner Werke, die sich mit den revolutionären Umbrüchen in Lateinamerika, in Palästina, im Baltikum oder zuletzt in der Ukraine beschäftigen und vor Ort entstanden sind, zeichnen sich durch unmittelbare Aktualität aus.

“Porträts der Zeit“ benennt als Titel den Schwerpunkt der Ausstellung und das eminente Interesse des Künstlers an diesem Thema. Masuhrs Porträts, seien es Individuen oder Gruppen, werden nach dieser Idee stets auch als Gesellschafts-porträts im historisch-politischen Kontext aufgefasst, die “politischen Bilder“ auch als Porträts von Freunden und Weggefährten des Künstlers verstanden und schließlich die “Landschaften“ Masuhrs, auf zahlreichen Reisen nach Lateinamerika entstanden, im Umfeld der “Politischen Bilder“ erschlossen. Die Ausstellung konzentriert sich demzufolge auf eine Werkauswahl, die dem Betrachter diese Zusammenhänge vor Augen führt und wird dies auch in der Präsentation thematisch deutlich machen. Gezeigt werden auf zwei Ebenen der Kommunalen Galerie ca. 55 großformatige Porträts, Landschaften und Politische Bilder sowie mehrere Werkgruppen von Zeichnungen und Buchillustrationen sowie Plakatentwürfe Masuhrs aus den 1970er Jahren bis heute.

Parallel ist in einem anschließenden Raum der Kommunalen Galerie eine Sonderausstellung zum Berliner Realismus der 1960er bis 1990er Jahre zu sehen, die die kunsthistorische “Folie“ des Werks von Masuhr verdeutlicht und zugleich verständlich macht, warum er sich stets dem “Mainstream“ des Zeitgeistes entzog.

Zur Finissage am 09. 07. 06 findet eine Lesung mit Texten des Künstlers statt; es liest Hansi Jochmann.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit zahlreichen Abbildungen von Werken Masuhrs sowie z.T. unveröffentlichten Texten und Fotos des Künstlers, ergänzt durch Überblicksaufsätze und persönliche Statements von Freunden und namhaften Autoren, darunter Erich Hackl, Rainer Tappeser, Hannes Schwenger, Sergio Ramirez, Antje Vollmer, Maija Tabaka u.a. Biographie, Bibliographie und Ausstellungsverzeichnis sowie ein Verzeichnis der ausgestellten Werke sind im Katalog enthalten.

Pressetext

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Dieter Masuhr - Porträts der Zeit