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Dike Blair
06.09.2019 - 26.10.2019

Zeichnungen, Dike Blair Während meiner Kindheit nutzte ich, wie fast jeder, Wachskreide. Meine Fähigkeit die Dinge erkennbar wiederzugeben, erlaubte mir damals wie vielen, die später Künstler werden sollten, dass mich meine Mitschüler als „Künstler“ wahrnahmen. Mich interessierte diese Rolle und ich erinnere mich, dass ich Zeichnungen von Oscar Robertson, einem NBA Star, und Green Lantern, einem Superhelden, machte. Meine erste Aquarell- und Bleistift-Zeichnung entstand dann von einen Bierkrug, der auf einer Bar stand mit einem hölzernem Bierfass im Hintergrund. Ein anspruchsvolles Thema, wie ich als 11-Jähriger dachte – und ich merke heute, dass sich meine Themen seitdem nicht sehr verändert haben. Mit 12 verdiente ich dann im Sommercamp etwas Geld durch Kopien von Ed “Big Daddy” Roths Hot Rods fahrenden Monstern, wie etwa “Mother’s Worry”, die ich auf die T-Shirts anderer Kinder zeichnete, bevor ich als 13-Jähriger dann dazu überging, nackte Frauen auf die Kopfkissenbezüge meiner Freunde im Sommercamp zu zeichnen. Mein Wissen über die weibliche Anatomie war sehr begrenzt und ich bezog meine Figuren von den Badeanzugseiten in den “Betty and Veronica” Heften der Archie Comicbücher sowie aus vagen eigenen Vermutungen über die anatomisch richtige Platzierung von Nippeln und Brüsten. Später machte ich dann expressionistische Zeichnungen von schwarz-weiß Fotografien wie etwa von Cartier-Bressons Portraits oder von Hippie Bands, die auf den Covern ihrer Alben abgebildet waren. Während meiner College-Jahre zeichnete ich konstant, hörte aber ungefähr zeitgleich zu meiner künstlerischen Ausbildung – abgesehen von Plänen zur Veranschaulichung meiner skulpturalen Konstruktionen und gelegentlichen Skizzen während meines Urlaubs – damit auf. Nicht zu zeichnen, machte mich jedoch nicht glücklich und während der letzten dreißig Jahre ging ich ungefähr alle paar Jahre in den Künstlerbedarfsladen, kaufte Zeichenblöcke, Papier, Kohle, Carbonstifte, Bleistift, Radierer und Papierwischer, breitete es alles auf dem Tisch vor mir aus und hatte dann kein Glück. Ich machte ein paar halbherzige Kringel, bevor ich die Zeichnungen dann doch unvollendet im Regal verschwinden ließ. Vor etwas mehr als einem Jahr vereinbarte ich dann einen Studiobesuch mit einem Künstler und weil er gerne eine Zeichnung tauschen wollte, fragte er mich, ob ich zeichne. Da ich gerne eine seiner Arbeiten haben wollte, ging ich also los, um Papier zu kaufen und machte unverzüglich einen ersten, relativ schnellen Entwurf eines Aschenbechers – ein Motiv, dass ich bereits in Gouache und Ölfarbe gemalt hatte. Ich fühlte mich, als wenn plötzlich etwas in mir wieder hergestellt oder befreit worden wäre und erlaubte mir, ungenauer und schneller zu sein. Ich mischte Materialien wie Kohle, Wasser, Gouache, Öl oder weiße Kreide mit wenig Bedacht und stellte ohne große Achtsamkeit auf Genauigkeit – etwas, auf das ich Wert lege, wenn ich mit Gouache oder Öl arbeite – fest, wie ich neues Gefallen an dieser alten Technik fand. Dabei verringerte ich die investierte Mühe sowie die Zeit für die Suche eines Themas erheblich und anstatt neue Motive für die Zeichnungen zu finden, nutzte ich ganz einfach die Bilder, die ich bereits verwendet oder für Malereien in Erwägung gezogen hatte. Auch wenn dieser Zugang zu dem Thema mir schon lange hätte bewusst sein sollen, kam er mir nicht in den Sinn. Da ich sie bereits gemalt hatte, empfand ich dass das Zeichnen von Bildern, mit denen ich vertraut war, die Zeichnungen müheloser und freier wirken ließ. Vor kurzem begann ich die Motive dann zuvor traditionell zu zeichnen, bevor ich sie malte und mache mich vor dem Einsatz von Farbe, zuerst mit den Feinheiten eines Bildes vertraut – besonders durch das Erlernen der Skala seiner Schwarz- und Weißwerte. Ich denke, dass ist es, warum Künstler diese Herangehensweise seit Jahrhunderten wählen.

Juli, 2019