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Eröffnung: Freitag, 17. November 2006, 18-20 Uhr

Der spanische Fotograf Dionisio González setzt sich in seinen Fotografien mit der improvisierten und informellen Architektur der Favelas (Armenviertel) in Rio sowohl visuell als auch inhaltlich auseinander. In den Favelas gibt es kein Baurecht, keine Grundstücke, keine Stadtverwaltung und auch keine Architekten. Die Stadtteile verwalten sich selbst und wer etwas bauen will, besetzt den Raum und baut. Mit einer Bevölkerung von über sechs Milliarden Menschen auf der Erde ist anzunehmen, dass es eine Million Behausungen gibt, von denen allerdings nur ein verschwindend kleiner Teil von Architekten entworfen worden ist. Vor allem in den südamerikanischen Megastädten wird diese Annahme sichtbar und nachvollziehbar.

Über einen Zeitraum von mehreren Jahren hat González in Brasilien diese Art von Architektur ohne Architekt fotografiert, um mit den später bearbeiteten Aufnahmen seine eigene Vorstellung über eine mögliche Weiterentwicklung der gewachsenen Strukturen zu verdeutlichen. Von offizieller Seite werden die Armenviertel fast ausschließlich als temporäre Bauten angesehen, die man mit Stadterneuerungsprogrammen beseitigen will, um große moderne Wohnblöcke für die dort ansässige Bevölkerung zu bauen. Allerdings zeigen frühere Projekte dieser Art, dass die Bevölkerung neuen Wohnsilos eher ablehnend gegenübersteht. In der Hauptstadt Venezuelas beispielsweise ist die große moderne Wohnsiedlung "23 de Enero" von den informellen Strukturen belagert worden, so dass man den klar gegliederten Stadtplan nur auf Luftaufnahmen erkennt.

Die auf der Galerie des Kunstvereins ausgestellte Arbeit González' ist mit 9 x 1,8 m seine bisher größte. Durch digitale Bearbeitung seiner Aufnahmen der Favelas, Ineinanderfügung von fotografischem Material und virtuellen, nicht existierenden, modernen Bauten. Es entstehen extrem real aussehende Hybridbilder, die zu fragen scheinen, warum es nicht möglich ist, einzelne Teile zu erhalten und moderne, sichere und sanitäre Bauten dazwischenzubauen. Die Arbeiten González' werden zu einer Utopie einer (noch) nicht möglichen Stadt.

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Dionisio Gonzalez