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Ab dem 10. August wird der deutsche Künstler Dirk Dietrich Hennig mit „Jamais-vu“ das Werk des zu Unrecht in Vergessenheit geratenen Jean Guillaume Ferrée (1926-1974) im ikob präsentieren. Die Wiederentdeckung dieses Künstlers aus dem Umfeld von Fluxus und Nouveau Réalisme käme ohne Frage einer kunsthistorischen Sensation gleich, wenn es diesen Künstler wirklich gegeben hätte. Tatsächlich aber ist Ferrée eine Erfindung Hennigs, der sowohl das Werk als auch die Biografie Ferrées bis ins kleinste Detail erdacht und erschaffen hat.

Glaubt man zunächst der Geschichte Hennigs, so war Jean Guillaume Ferrée ein erfolgreicher Künstler aus dem Elsass, der sich zwischen 1962 und 1974 wegen einer retrograden temporären Amnesie mehrfach in psychiatrischer Behandlung be-fand. Der mysteriöse Tod des Künstlers im Jahr 1974 und das Desinteresse seiner Erben vereitelten allerdings das Bekanntwerden Ferrées.

Die Werke Ferrées, die Hennig seit 2004 schafft und die jetzt in der Ausstellung „Jamais-vu“ präsentiert werden, sind jedoch mehr als eine simple Täuschung. Sie leben von einer subtilen Strategie der Durchmischung von historischen Fakten und möglichen Narrativen. Damit stellt Hennig auf raffinierte Weise jede Form kunst-geschichtlicher Gewissheit in Frage.

Die Ausstellung im ikob – Museum für Zeitgenössische Kunst in Eupen ist mit insge-samt 50 Werken die bisher größte museale Einzelausstellung sowohl Jean Guillaume Ferées als auch Dirk Dietrich Hennigs. Zugleich ist sie auch Frank-Thorsten Molls kuratorischer Einstand als Direktor des ikob.

Dirk Dietrich Hennig ist 1967 in Herford geboren, er lebt und arbeitet in Hannover.
Hennig realisierte internationale Gruppen- und Einzelausstellungen u.a. in der Kestnergesellschaft Hannover, im Kunstverein Wolfsburg, dem MARTa Herford, im Centre Georges Pompidou Paris sowie in der Tate Modern in London. 2014 wurde er mit dem Paula-Modersohn-Becker-Kunstpreis ausgezeichnet, 2016 ist er Stipendiat des Deutschen Studienzentrums in Venedig.