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Eröffnung: 26. März 2009, 19 Uhr

Die beiden Künstlerinnen Doris Lasch (1972, Landsberg/Lech) und Ursula Ponn (1965, Bad Aibling) zeigen im Frankfurter Kunstverein eine neue raumbezogene Installation, die sich mit Fragen nach der Konstruktion und Wahrnehmung von Geschichte im Kontext von Kunst und Kultur beschäftigt. Für die Ausstellung und den begleitenden Katalog wurden die beiden Künstlerinnen mit dem Förderpreis „Kataloge für junge Künstler“ der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung ausgezeichnet.

Wie sich die Vergangenheit darstellt ist immer eine Frage der Blickrichtung und gleichzeitig entscheidend für die Manifestation von Geschichte sowie die daraus folgende Entwicklung politischer oder kultureller Entscheidungen. Vor diesem Hintergrund und mit einem besonderen Interesse für das komplexe Geflecht zwischen Wahrnehmung, Repräsentation und Wahrheit, entwickeln Doris Lasch und Ursula Ponn ihre Arbeiten unter Verwendung verschiedener Medien wie Fotografie, Film und Rauminstallationen. Doris Lasch und Ursula Ponn haben seit ihrem Studium an der Kunstakademie in München eine gemeinsame künstlerische Sprache entwickelt und diese bei einem anschließenden Aufenthalt in Maastricht an der Jan van Eyk Akademie (2003 – 2005) in gemeinsamen Projekten fortgesetzt und inhaltlich verdichtet. Die Ausstellung im Frankfurter Kunstverein ist ihre erste umfangreiche institutionelle Ausstellung in Deutschland. Thematisch umkreisen Lasch/Ponn darin den kunstspezifischen Begriff der „Retrospektive“. Dabei werden drei Aspekte angesprochen, die in der Arbeit der beiden Künstlerinnen eine wesentliche Rolle spielen: die Reflektion von Vergangenem, der Blick bzw. die Wahrnehmung sowie die Repräsentation.

„Das Reale muss zur Dichtung werden, damit es gedacht werden kann“ behauptet der französische Philosoph Jacques Rancière in seinen Schriften zur (dokumentarischen) Fiktion. In diesem Sinne und mit Bezug auf die Arbeit von Lasch/Ponn kann Geschichte also immer auch als Fiktion von Realität verstanden werden, da sie immer auf einer Form von Erzählung oder Repräsentation beruht, die nie neutral sein kann.

Doris Lasch und Ursula Ponn werden im Frankfurter Kunstverein raumbezogen eine neue Installation aus unterschiedlichen Medien schaffen, die an ihre gemeinsame Zusammenarbeit der vergangenen zehn Jahre anknüpft und unterschiedliche Arbeiten daraus aufgreift. Wie in einer Zeitcollage werden Zeitkapseln mit unterschiedlichen reproduzierten Arbeiten geöffnet, die sich gleich einer Ausstellung in der Ausstellung und einem Bild im Bild überlagern. Fiktion und Realität gehen dabei ein wechselseitiges Verhältnis ein. In der Ausstellung wird so ein Rückblick entstehen, der die künstlerische Produktion im Spannungsfeld ständig wechselnder Kontexte befragt.

Vor allem der Ort kultureller Produktion und Repräsentation ist immer wieder Thema in den Arbeiten der beiden Künstlerinnen. Dabei untersuchen sie sowohl die Parameter der Architektur, als auch der sozialen und historischen Bedingungen des Ortes. Die Fotografie dient ihnen als Medium des Ausdrucks und kann gleichzeitig als Metapher einer kulturhistorischen Untersuchung gelesen werden. Die analoge Fotografie – ein heute fast schon anachronistisches Medium – bewegt sich immer zwischen den Polen ihres Wirklichkeitsanspruchs und ihrer immanenten Eigenschaft der Vergänglichkeit. Dieses Spannungsverhältnis greifen Lasch/Ponn auf. Durch großformatige schwarz-weiß Aufnahmen entwickeln sie Fiktionen möglicher Szenarien, die vor unserem Auge unweigerlich zu Geschichte werden, ohne dass sie in der Realität tatsächlich eine Entsprechung finden. Aus eigenen inszenierten Bildern, gefundenem Material sowie Beiträgen befreundeter Künstler erzeugen sie so ein dichtes Gefüge kultureller Referenzen, Anknüpfungspunkte und Erzählstränge, die aktuelle Fragen der Wahrnehmung und Entstehung kultureller Wahrheiten thematisieren. Im Kontext der Ausstellung erscheint eine Publikation mit Texten der Künstlerinnen sowie Texten von Dominiek Hoens und Katja Schroeder.

Kuratorin der Ausstellung: Katja Schroeder

Die Publikation und das Projekt werden von der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach- Stiftung im Programm „Kataloge für junge Künstler“ gefördert.