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Eine junge Frau steht am Strand und winkt in Richtung Meer. Vielleicht ist gerade ein Schiff vorbeigefahren. Vielleicht wird auch noch eins vorbeiziehen. Erwartungsvoll wendet sich die Winkende der See zu. Doch das Meer bleibt leer. Wer oder was hier begrüsst werden soll, wird uns die Videoinstallation “Seestück” von Cora Piantoni nicht verraten. Um so mehr jedoch gleichen die sich wiederholenden Gesten der Frau – im Loop gefangen – einem Ritual, hinter denen sich die See wie ein unbestimmter Sehnsuchtsraum eröffnet: Die leere Projektionsfläche einer Ankunft oder eines Abschieds.

Das Meer als Metapher des Gehen und Kommens spielt auch in den Arbeiten von Dorota Lukianska immer wieder eine wichtige Rolle. In Göteborg zu Hause durchstreift sie oft die Flohmärkte der schwedischen Hafenstadt auf der Suche nach kleinen Mitbringseln: Flaschenboote, Blumengläser etwa, die einst von Seemännern für ihre Daheim verbliebenen Frauen auf der Schiffsreise anfertigt wurden und wiederum von der Künstlerin in ihren Installation aufgegriffen werden. Mit großen Bannern, auf denen “Welcome” oder “Farewell” geschrieben steht, setzt sie wiederum Zeichen der Begrüssung und der Verabschiedung, deren eigentliche Adressaten dabei jedoch stets unbestimmt verbleiben.

Für gewöhnlich nehmen wir unerwartete Begegnungen als etwas Zufälliges wahr, wie etwa eine unbekannte Person, die plötzlich in unser Leben tritt. Manchmal warten wir gar auf die eine „richtige Person“, der wir begegnen könnten. Schmerz quält uns, wenn wir von etwas Liebgewonnen Abschied nehmen müssen. Mehr als jene Stationen des Curriculum Vitae, die wir in Ausbildung und Karrierelaufbahnen absolviert haben, schreiben sich diese persönlichen Begegnungen und Verabschiedungen in unsere Biographien ein, die ebenso an Personen als auch an individuelle Sichtweisen oder Verwerfungen geknüpft sind. In ihren “Welcome / Farewell Reports” begrüsst und verabschiedet sich Dorota Lukianska zugleich von bestimmten, fast schon ideologische Setzungen an die eigene Biographie. Ihre Protokolle ähneln dabei jenen Aufzeichnungen eines Kapitäns, mit denen dieser die Begegenheiten einer Schiffsreise in seinem Logbuch festhält. Nüchtern, rational, wenn auch einem nicht bestimmten Ziel entgegenreisend.

Die Nautik als Lebensmetapher.. Dabei verbindet uns heute kaum noch etwas mit der Seefahrt, die mit gewaltigen Containerverschiffungen uns entweder als hochindustrialisert oder aber mit Schiffersklavier und Matrosenhemdchen romantisch verklärt erscheint. Doch was ist mit jener Legende vom Matrosen, der stirbt, sobald man sich eine Zigarette an einer Kerzen anzündet? Ein Aberglaube, den Cora Piantoni in ihrem Video “Seemannskerzengarn” aufgreift und uns so für einen kurzen Moment in die unberechenbare Sphäre der Seefahrt überführt.

Dorota Lukianska lebt und arbeitet in Göteborg www.dorotalukianska.com

Cora Piantoni lebt und arbeitet in München & Zürich. www.piantoni.de