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Die zweite Ausstellung im neuen Medienbereich BASE103 ist den Werken des kalifornischen Videokünstlers Doug Aitken (* 1968) gewidmet. Dazu zählt die große 7-teilige Videoinstallation Eraser (1998), die 1-Kanal Video-projektion I am in you (linear version) (2000) sowie das einteilige Foto the movement (2000) und das dreiteilige Foto Two second separation II (1999).

Bei der Auswahl seines jeweiligen künstlerischen Mediums – ob Fotos, Film- und Videoinstallation oder auch reiner Soundinstallation -– folgt Aitken, einer inneren Notwendigkeit: Inhaltlich interessieren ihn besonders die nicht-entscheidenden Momente, Nicht-Aktionen, das was zuvor passiert ist oder das, was kommen mag. Er fühlt sich von Situationen angezogen, die er anfangs für unmöglich oder unwahrscheinlich hält. Der Ausgangspunkt für Eraser war eine Wanderung, die in nord-südlicher Richtung einer geraden, zuvor auf der Landkarte gezogenen Linie folgend, quer über die Karibikinsel Montserrat verlief. Seit einem verheerenden Ausbruch des Soufrière Hills Vulkan 1995 flüchtet der größte Teil der Bevölkerung von der Insel, die daraufhin weit gehend sich selbst überlassen blieb und von der Natur langsam zurück erobert wird. Bestimmten Wegabschnitten entsprechend, ordnet Aitken die entstandenen Bilder den drei Projektionsberei-chen in Eraser zu. Es war für ihn von Anfang an entscheidend, dass die Umsetzung in eine museale Videoinstallation mit der Linearität der ursprünglichen Wanderung bricht und ein eigener, mäandernder Kunstraum, eine neue ortsspezifische Realität entsteht, welche die Bilder durch die architektonische Dekonstruktion auf-brechen läßt.

Da die Realität am Drehort lediglich als Ausgangspunkt für seine Abstraktionsprozesse dient, sind Aitkens Werke nicht als Dokumentarfilme, sondern als Fiktion zu verstehen, in der auch der Ton elemen-tar ist: Wurde für Eraser dieser vor Ort dokumentiert, unterscheidet sich der Ansatz von I am in you. Hier ging es Aitken um eine Reduzierung und die Schaffung eines organischen Minimalismus, d. h. die Isolierung einzelner Geräusche, die in der täglichen Kakofonie normalerweise untergehen. Auch die Bilder, ein spielendes kleines Mädchen oder geometrische Figuren ergeben keine Narration im vertrauten Sinn. Die Szenen bleiben fragmentarisch und entfalten in der Verbindung von Bild und Ton trotzdem solche Suggestivkraft, dass man sich wie bei einem Thriller kaum losreißen kann.

In seinem Fototriptychon Two second separation II, einen gestrandeten Frachter darstellend, gibt es mehrere Perspektiven, die diversen Wahrnehmungsmöglichkeiten reflektierend, während the moment als Einzelbild diese Pluralität dadurch erreicht, dass die Wüsten-szene mit einem ausgeschlachteten, auf dem Dach liegenden Lieferwagen auf dem Kopf steht. Neben allen konzeptionellen Bezügen, verweisen Doug Aitkens Fotos und Filmbilder auch auf eine romantische amerikanische Kunsttradition, die mit der Hudson River Schule des 19. Jahrhunderts einen Anfangspunkt hatte und über Robert Smithson bis zu James Turrell reicht.

Die beiden Videoinstallationen Eraser und I am in you (linear version) sind im Bestandskatalog der Medienarbeiten der Sammlung Goetz fast forward (2003) dokumentiert. 532 Seiten, ca. 2200 farbige Abb., deutsch/englisch (ISBN 3-9808063-9-1).

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Doug Aitken