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Der Titel dieser Ausstellung basiert auf Betrachtungen über die Logik des Austauschs*: Wenn man die Zeit, die Auf das Verdienen des Lebensunterhalts gerichtet ist, nur mehr als sterben charakterisiert, beschreibt dieses Verhältnis ein Nullsummenspiel: Man verliert auf der einen Seite gerade so viel (Zeit), wie man auf der anderen (Leben) hinzugewinnt. Dieser Logik folgend werden in der Ausstellung Fragen über unterschiedliche Ökonomien des Lebens untersucht, die wir unter dem Begriff der experimentellen Ökonomien vorstellen möchten und die von den nachfolgenden Fragestellungen geprägt sind:

Ist das Leben selbst eine Logik des Austauschs? Und wenn ja - ein Austausch zwischen wem? Müssen wir geben, um Leben zu gewinnen oder können wir einfach leben? Wird die Gesetzmäßigkeit des Austauschs von Gott oder dem Kapitalismus definiert? Gibt es einen Ausweg aus dieser Gesetzmäßigkeit?

Wir haben keine schlüssigen Antworten auf diese Fragen gefunden aber ein paar Positionen zusammengebracht, die wir als weiterführend für deren Behandlung erachten.

Die Ökonomie der Transformation "...riskiere alles und du wirst fallen und wieder aufsteigen"

Gavin Wade präsentiert mit "Life Cycle" den Lebenszyclus des Künstlers als einem transformierendem und transformativen Wesen, welches von ökonomischen, ästhetischen und sozialen Kräften genötigt wird, die Formen seiner Produktion oder seines Engagements immer wieder zu wechseln. In Wade´s eigenem Lebenszyclus besetzt er augenblicklich die Funktion des Künstler-Kurators. Dem entsprechend singt er zu einer Graphischen Darstellung dieses Cyclus eine neue Version seines "Transformation Songs", der von dem Niedergang und Wiederaufstieg großer Krieger erzählt.

Die Ökonomie des Verhaltens Zwei Video Arbeiten, " It's about how people judge appearance." und "Crosstalk" von Paulette Phillips beziehen sich auf unberechenbares Verhaltensweisen, physisches Gebaren und unverhältnismäßige Reaktionen. Das Wort "Crosstalk" bezeichnet die Kommunikation von Organismen im Zustand der Bedrängnis. In der Installation gleichen Namens wird man in einem Zustand der Schwebe gehalten. Man sieht einen Kreis von Passanten, die ein nicht sichtbares und offenkundig irritierendes Ereignis anstarren. Der Betrachter des Videos ertappt sich gleichsam bei der Betrachtung seines eigenen Voyeurismus und dem jener Menschen, die auf jenes verstörende Ereignis starren.

Die Zeitökomomie Mit seiner Arbeit "Gold Krone" geht Wolf von Kries der Beziehung zwischen zwei Komprimierungssystemen in der menschlichen Konsumptionskette nach. Seine Installation besteht aus einer aus seinem Gebiss entfernten Zahnkrone aus Gold, die zwischen einen Stapel Verpackungen geschoben wird, der schließlich von einer Presse zu einem großen Quader zusammengedrückt wird. Durch die Verschränkung von industriellen Komprimierungsprozessen und körperlicher Nahrungsverarbeitung verweist die Arbeit auf die gemeinsame Ursprungdes Wechselspiels zwischen Leben und Überleben. Komplementär zu dieser Arbeit hat von Kries in der Intervention "Doppelter Boden" einen Teil der Rückwand über der Treppe zum hinteren Raum herausgeschnitten, um den Blick freizugeben auf den versteckten Zwischenraum über den abgehängten Decken der Vorderräume, in dem die Reste jahrelanger Ausstellungstätigkeit gelagert sind.

Die Ökonomie der Autonomie Andrew Hurle zeigt die Photos von "76 nicht mehr existierenden Künstler- betriebenen Galerien oder Projekträumen" in Sydney und Melbourne. Die Voraussetzung für die Aufnahme in die Sammlung war einzig, dass die Galerien zum Zeitpunkt ihrer Aufnahme nicht mehr als Galerie aktiv waren. Außerdem bringt Hurle seinen Künstler-betriebenen Projektraum mit, eine ein "Quadratmeter" große Präsentationsfläche, die sonst im Korridor vor seinem Atelier im Künstlerhaus Bethanien angebracht ist.

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