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"Merkwürdige langhalsige oder gehörnte Wesen, Leiber mit riesigen Schwanzflossen, unzähligen Tentakeln oder Raupenkörper mit rosettenförmigen Schmetterlingsflügeln begegnen uns in Edgar A. Eubels Bodeninstallationen. Oder sind es abgestürzte Flugkörper aus dem All oder gestrandete maritime Gehäuse aus den Tiefen des Meeres? So rätselhaft, wie die eigenartigen Gebilde mit ihren deformierten und mutierten Extremitäten auch anmuten, an ihrer Herkunft besteht kein Zweifel. Sie stammen aus einer anderen, einer fremden Welt. Ob urzeitlich, außerirdisch, visionär oder traumatisch, es ist die Welt der Phantasie des Künstlers.

Die Figurationen sind Form gewordene Gedanken und Ideen des Erfinders. Wie bei allem Fremden, dem wir zum erstenmal gegenüber stehen, ist auch hier die Reaktion zwiespältig. Einerseits wird faszinierende Neugier ausgelöst, das Unbekannte, das Andersartige zu entdecken und zu erforschen. Ist es weich oder hart, ist es leicht oder schwer, beweglich oder starr? Andererseits ist eine gewisse Distanz vorprogrammiert, Abwehr und Abneigung gegen das Unvertraute nicht ausgeschlossen. Bei den seltsamen Kunstgebilden von Edgar A. Eubel werden Berührungsängste relativ rasch überwunden.

Um Details zu erkennen, beispielsweise die Ausmalungen der Hohlformen oder geheim nisvoll verdickte Gelenkstellen, muß man ganz nah an das Objekt heran. Trotz der festen Gestalt erweisen sich die Skulpturen als überraschend leichtgewichtig. Nicht nur die kleineren, zum Teil mit mobilen Elementen kombinierten Objekte, sondern auch die größeren "Korsetts" sind Werke aus Papier. Sie bestehen aus verleimten Papierschichten auf einem Drahtgerüst, aus dem nach dem Trocknen Fenster und Öffnungen ausgesägt werden. Im Gegensatz zum Modellieren in Wachs, Abformen in Gips oder Gießen in Metall sind bei Papier die Manipulationsmöglichkeiten beinahe unbegrenzt. Es läßt sich in jeder denkbaren Art formen und ist direkt mit den Händen zu bearbeiten, wodurch Spontaneität und Experimentierlust nicht unterdrückt werden. Doch Eubels Papierskulpturen sind nicht nur geformte Objekte, sondern zugleich Malträger. Sie werden mit mehrfachen Übermalungen bedeckt und mit erneuten Klebeschichten versehen, so daß Verlaufsspuren, Strukturmuster oder monochrome Flächen auf dem Korpus wie sonst auf einer planen Leinwand auftauchen. Die Malerei hat sich hier den dreidimensionalen Raum erobert"...

Leane Schäfer

Pressetext

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Edgar A. Eubel: Über die Begehrlichkeiten abgetauchter Erschütterungen