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Die Aufnahmen fanden 2003 im Witte de With, in Rotterdam und im California African American Museum, in Los Angeles statt.

Tormentor : „Vorhang oder Wand , der auf jeder Seite eines Bühnenbildes verhindert, daß das Publikum hinter die Kulissen schauen kann. Er verdeckt die Maschinerie zum Heben und Senken der Bühnenhintergründe und der Scheinwerfer“...

Im Durchschnitt finden in Los Angeles täglich 33 Filmaufnahmen statt. Gewöhnlich ein Ärgernis aber immer auch ein Spektakel, begegnen die Einwohner der Stadt ständig den Mechanismen der Traumfabrik Hollywoods. Alle Phasen einer Filmproduktion kann man beobachten, den Auf- und Abbau von Kameras und Beleuchtung, die Statisten, gelegentlich auch dem Filmstar, Sicherheitsbeamte, Speisendienste und Mannschaften von Spezialisten. Immer wieder befindet man sich in der Rolle des Gaffers der die später verborgenen Mechanismen einer Filmproduktion enthüllt. Dieses Wissen verändert die Einstellung zum endgültigen Film.

Der Film “An Arrangement Without Tormentors” versucht die dynamischen Verfahren einer Filmproduktion zu zeigen in dem die Produktionsprozesse in den Vordergrund gestellt werden. Das Aufzeichnen selbst ist genauso wichtig wie die eigentliche Erzählung. Dadurch bleibt das Subjekt der Handlung unbestimmt.

Form folgt seiner mathematischen Funktion.

Dieses Projekt ist durch die Schriften und Arbeiten des amerikanischen Konzeptkünstlers Charles Gaines, vor allem, seiner 1974 entstandenen, “Regression Series“, der “Airplane Crash Clock” (1997), und der „Night Crimes“ Series (2000) beeinflußt.

Jedes der genannten Projekte basiert auf mathematischen Systemen, Infiniten Zyklen und Wiederholungen die als generative Kraft der Arbeit wirken.

Die Liebe zur Musik, besonderst zur „Minimal Music“ hat Gaines immer schon gepflegt jedoch wurde sie erst später Bestandteil seiner künstlerischen Arbeit. Seine Komposition „I want to dance“ (2001) wurde zum integralen Bestandteil von „An Arrangement Without Tormentors“.

Diese Komposition, für 2 Stimmen und Klavier, ist vollkommen symmetrisch aufgebaut und besteht aus 46 Strophen welche die Geschichte des Vaters von Charles Gaines erzählen, der seinen Traum Tänzer zu werden wegen Armut und Rassendiskriminierung im Amerika der 30er Jahre verwerfen mußte um fortan für ein besseres Leben seiner Kinder zu arbeiten. Während der Eröffnungen zweier Ausstellungen in Los Angeles und Rotterdam filmte Arceneaux die Aufführung der Komposition durch Charles Gaines (in LA) und die holländische Pianistin Nora Mulder (In Rotterdam). Die Aufführungen fanden jeweils ohne große Ankündigung während der Eröffnungen statt. Das Vernissagenpublikum war gehalten sich frei durch das Filmset zu bewegen. Die Aufführung wurde immer wieder anscheinend willkürlich abgebrochen um in der nächsten Szene mit einer anderen Strophe wieder zu beginnen. Die Anzahl und Auswahl der Strophen folgt einem einfachen mathematischen Exponentialsystem welches Charles Gaines in vielen seiner Arbeiten angewandt hat (um beispielsweise das Foto eines Baumes durch Zerlegung in Rasterpunkte und deren mathematische Veränderung zu interpretieren).

Somit folgt der Film, der zunächst durch den sich überlagernden Gesang chaotisch wirkt einfachen logischen Strukturen. Edgar Arceneaux übersetzt die Musik entsprechend dieser Regeln korrigiert aber keine Fehler die sich bei der mathematischen Interpretation eingeschlichen haben. Eine Nachbearbeitung des Films fand nicht statt, Nebengeräusche und Bildstörungen bleiben hör- und sichtbar.

In seinen bisherigen Arbeiten setzt er bewußte wie unbewusste Erinnerung - und zwar persönliche (die eigenen Herkunft aus der 'Black Community' von Los Angeles) ebenso wie soziale/gesellschaftliche ins Verhältnis zu Literatur, Musik, Film und Wissenschaft. Aus diesem visuelle Speicher erzeugt er Konstrukte scheinbarer Ordnung und Systematik sowie naive Modelle zur Erklärung der Welt deren Ausgangspunkt oft linguistische Strategien sind die sowohl Grammatik als auch Logik hinterfragen. Edgar Arceneaux setzt mit der Untersuchung von Bild-Text- Relationen die Tradition konzeptueller und minimaler Kunst fort und berührt dabei gleichzeitig Momente aus figurativer Kunst oder auch dem wortorientierten Rap - und das in sehr eigenen Techniken.

Diese Mischung aus klar strukturierter wie improvisierter Herangehensweise nutzt er nun um mit dem Medium Film ein sehr persönliches Portrait des Künstlers Charles Gaines zu „zeichnen“. Gleichzeitig lädt er den Betrachter aber auch zu einem phänomenologischen Diskurs über das Medium Film ein.

Edgar Arceneaux ist in den USA und Europa durch zahlreiche Einzel- und Gruppenausstellungen bekannt geworden. Im August wird eine umfangreiche Einzelausstellung im San Fransisco Museum of Modern Art eröffnet und im Frühjahr 2006 steht der hier gezeigte Film im Mittelpunkt einer Einzelausstellung im Lentos Museum für moderne Kunst ins Linz.

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