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Edgar Leciejewski. FERRAGOSTO
16.08.2019 - 14.09.2019

Contemporary Fine Arts freut sich, die erste Ausstellung mit Edgar Leciejewski präsentieren zu dürfen.

Feuer ist ein mehrdeutiges Phänomen. In der Kulturgeschichte steht es sowohl für Zerstörung als auch Erneuerung. Im Mittelalter etwa galt Feuer als Medium der Strafe und Läuterung. Als eine Art Zwischenreich markierte es im damaligen Glauben die Grenze zwischen dem Paradies als Ort absoluter Glückseligkeit und der Hölle als Ort der ewigen Verdammnis. In vielen Kulturen wird es als etwas Göttliches verehrt. In China verbrennen trauernde Angehörige bis heute etwa bündelweise so genanntes „Höllengeld“ um ihre toten Verwandten im Jenseits zu versorgen und die Götter gnädig zu stimmen.

Etwas von dieser magisch-transformativen Macht des Feuers scheint auch in den neuen „Stoff-Bildern“ von Edgar Leciejewski zu lodern. Dort schieben sich Formen des Stilllebens, der Assemblage und des Portraits wie verschiedene Folien übereinander. „Das Feuer nimmt und gibt“ sagt Leciejewski. „Im Feuer sieht man alles.“ Der Künstler zitiert über Bilder im Bild ein reichliches Dutzend kulturell oder gesellschaftlich signifikanter Frauen der Gegenwart und bringt diese in seinem Atelier mit verschiedenen Dekorstoffen sowie Waxprints zusammen. So entsteht eine Form der Hommage an moderne Heldinnen, Grenzgängerinnen, Künstlerinnen oder Pionierinnen. Viele der hier Abgebildeten sind Berühmtheiten wie etwa die politische Theoretikerin und Publizistin Hannah Ahrendt, die Herzogin von Sussex Meghan Markle, die chinesische Filmdiva Fan Bingbing, die Schauspielerin Tilda Swinton, die Pianistinnenlegende Martha Argerich oder Valentina Sampaio, das erste Transgender-Model, das es auf das Cover der „Vogue“ schaffte. Andere wiederum kommen aus dem direkten Bekannten- und Freundeskreis des Künstlers.

Leciejewski begreift die Fotografie als ein lustvolles wie intellektuelles Medium. Dies zeigt auch die Serie von Eier-Bildern, die der Fotograf mithilfe eines Scanners produziert. Die Großaufnahmen des alltäglichen, gleichzeitig symbolisch stark aufgeladenen Lebensmittels belegen die sprichwörtliche Einzigartigkeit jedes Eis, obwohl der Fotograf im Vorfeld in einer langwierigen Recherche nach möglichst gleichförmigen Eiern sucht. Eier finden sich auch im großformatigen Buchregal-Bild „Scene in a Library“ (2019), eine mit vielen Verweisen angereicherte und mithilfe von verschiedenen fotografischen Verfahren und Bearbeitungen produzierte Komposition. Die Betrachtung ist eben auch eine besondere Form des Lesens.

- Kito Nedo, Berlin August 2019

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Edgar Leciejewski wurde 1977 in Ostberlin geboren. 1986 siedelte seine Familie in die Bundesrepublik über. Nach einer Buchhändlerlehre und Abitur am Abendgymnasium studierte Leciejewski von 2001 bis 2003 Theaterwissenschaften und Philosophie an der Freien Universität Berlin und von 2003 bis 2011 Kunst an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig (HGB) in den Klassen von Timm Rautert, Christopher Muller und Peter Piller. Seither wurde sein Werk in zahlreichen internationalen Ausstellungen und Publikationen präsentiert.