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Museum Folkwang zeigt vom 4. November 2006 bis 28. Januar 2007 in einer Sonderpräsentation die Rückerwerbung „Sieg über die Sonne“ von El Lissitzky. Die berühmte Grafik wurde 1937 von den Nationalsozialisten als „entartete Kunst“ beschlagnahmt.

Essen, September 2006  Das Museum Folkwang zeigt vom 4. November 2006 bis 28. Januar 2007 die Rückerwerbung „Sieg über die Sonne“ von El Lissitzky (1890-1941). Dank der großzügigen Unterstützung der Kulturstiftung der Länder, der Kunstsstiftung NRW sowie des Folkwang Museumsvereins konnte mit El Lissitzkys Grafikmappe Der Sieg über die Sonne (1923) ein bedeutendes Werk der modernen Grafik zurückerworben werden. Das Werk aus der Grafischen Sammlung des Museum Folkwang wurde 1937 von den Nationalsozialisten als „entartete Kunst“ beschlagnahmt und dem Museum entzogen. Eine schmerzhafte Lücke konnte somit im Bestand der klassischen Moderne geschlossen werden. Diese hochbedeutende Rückerwerbung wird im Herbst 2006 im Zentrum einer Sonderpräsentation zur Grafik des Konstruktivismus eigens vorgestellt und in einer Publikation gewürdigt.

Am 25. August 1937 wurde im Zuge der Beschlagnahmeaktion Entartete Kunst auch die Mappe: Die Plastische Gestaltung der Elektro-Mechanischen Schau „Sieg über die Sonne„ von El Lissitzky aus dem Bestand des Museum Folkwang entwendet und unter der Nr. 4008 in einem "Verzeichnis der im Jahre 1937 sichergestellten Werke entarteter Kunst" registriert. Erworben wurde diese Mappe vermutlich 1926 durch Ernst Gosebruch im Zusammenhang mit weiteren Arbeiten des Künstlers.

Über die seit Ende 1938 von den Nationalsozialisten getätigten Verkäufe gelangte die Mappe zu dem Kunsthändler Karl Buchholz in Berlin und Bogota. Am 8. Oktober 1998 wurde diese Mappe in London bei Christies unter der Lot-Nr 133 aufgerufen und versteigert.

Mit Hilfe der Kulturstiftung der Länder, der Kunststiftung NRW und dem Folkwang-Museumsverein gelang es, diesen so wichtigen und historisch bedeutsamen Erwerb für das Museum Folkwang "erneut" zu realisieren und den Sammlungsbestand mit nur einigen wenigen Werken konstruktiver Kunst außerordentlich zu stärken.

El Lissitzkys plastische Gestaltung der Elektro-Mechanischen Schau geht zurück auf die Oper Sieg über die Sonne aus dem Jahr 1913 von Michael Matjuschin. Das Libretto schrieb Alexej Krutschonych. Das Bühnenbild für die Uraufführung hatte Kasimir Malewitsch in seinem suprematistischen Weltbild entworfen. 10 Jahre später modernisiert Lissitzky die ursprüngliche Idee mit einem Aktionsraum als Bühne, in dem die dynamischen, technisierten Körper des fortgeschrittenen Zeitalters agieren. Gegenüber Malewitsch befreit Lissitzky seine Figurinen von menschlicher Anatomie und konstruiert sie als sich frei bewegende, architektonische Körper - vergleichbar zu den gleichzeitig entstehenden Proun-Arbeiten. Natürlich sind Lissitzkys Erfindungen keine in die Realität umsetzbare Theaterfigurinen, sondern Fantasien, die allerdings „vermittels elektromechanischer Kräfte und Vorrichtungen in Bewegung gebracht„ werden können. (El Lissitzky).

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Sieg über die Sonne