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Nach der Normandie-Serie Cap d’Antifer-Etretat von 2002, bei der sich Elger Esser auf den literarischen Spuren Flauberts und Maupassants befand, zeigt die aktuelle Ausstellung von Elger Esser in der Galerie Rüdiger Schöttle einen weiteren Zyklus von Meer- und Strandmotiven der französischen Atlantikküste. Die neuen Arbeiten basieren auf alten Postkartenmotiven, die aus der umfangreichen Sammlung des Künstlers stammen. Schon seit vielen Jahren sammelt Elger Esser Landschaftsaufnahmen anonymer Fotografen aus der Frühzeit der Fotogeschichte, meist von der französischen Atlantikküste. Die Auseinandersetzung mit historischer Landschaftsfotografie ist eines seiner zentralen Themen. Die Original-Postkarten stammen aus der Zeit ab 1900. Sie wurden von dem Verlag Lucien Levie (LL) in Heliogravure bzw. Kupfertiefdruck hergestellt und dann größtenteils koloriert. Esser vergrößert die altmodisch-romantischen Motive aus einer vergangenen Zeit des Tourismus, so dass die Körnung der alten Fotografie- und Herstellungstechnik sichtbar wird. Thematisch verweisen die Arbeiten auf die frühen Tage der Fotografie und ihrer Verbindung zur Kunstgeschichte. Die Bilder sind ebenso Reminiszenzen an den Impressionismus, der sich parallel zur Entdeckung der Fotografie mit dem Phänomen Licht beschäftigte, das in Essers Landschaftsbildern eine große Rolle spielt. Der Fotograf Elger Esser wirft immer auch einen literarischen und kunsthistorischen Blick auf die Geschichte der Fotografie.

Die Postkarte ist das erste massenhaft reproduzierte Bild und kann als erstes "demokratisches" Bild gelten. In der touristischen Postkarte finden sich Erinnerungen, Stimmungen und Gefühle in einem Bild festgehalten. Sie enthält dadurch als Spiegel der Bildwahrnehmung etwas Allgemeingültiges. Wählt man eine Postkarte aus und verschickt sie, entsteht ein Identifikationsmoment zwischen Absender und Adressat. Essers Bilder wollen nicht dokumentieren, sie verwandeln eine überlieferte Landschaftsauffassung mittels moderner Vergrößerungstechniken in eine zeitgemässe Bildsprache. Inhaltlich sind auf den von Esser ausgewählten stimmungsvollen Landschaften selten Menschen, höchstens ein einsamer Spaziergänger, dafür Himmel und Meer zu sehen, eine Leere, die dem Betrachter Raum für die Projektion seiner eigenen Gefühle und Gedanken lässt.

Elger Esser, geb. 1967 in Stuttgart und aufgewachsen in Rom, gehört zu der jüngsten Generation der Becher-Schule der Düsseldorfer Akademie, was sich an dem dokumentarischen Charakter seiner Serienarbeiten bemerkbar macht. Seine lyrische, stimmungsvolle Bildsprache unterscheidet sich jedoch von dem streng sachlichen Stil seiner Lehrer Bernd und Hilla Becher.

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Elger Esser