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DIE AUSSTELLUNG IST BIS 12. FEBRUAR 2021 VERLÄNGERT

ELKE SILVIA KRYSTUFEK. RECHTSSTAAT
OIDACONSTITUTIONAL STATE, MAN

(18.11.2020 –22.01.2021)

Das Politische nimmt in Elke Silvia Krystufekskünstlerischer Arbeit von Beginn an einen zentralen Stellenwert ein. Im Lauf von über dreißig Jahren entwickelte sie ein Oeuvre, in dessen Mittelpunkt die Malerei steht, erweitert um Zeichnungen, Fotomontagen, Mixed-Media-Arbeiten, Installationen und Videos. Wie ein roter Faden ziehen sich dabei Inszenierung und das Performative durch ihr Schaffen und strukturieren sowohl als Narrativ wie auch als Recherche-Tool ganze Werkblöcke. Für ihre aktuelle Ausstellung in der Galerie Bernd Kugler führt Elke SilviaKrystufek wesentliche Werke aus verschiedene Schaffensperioden zusammen, die frühesten, „Bossy Burger Lie“ und „Hope“ etwa, entstanden 1998 beziehungsweise 2004. Was alle Arbeiten verbindet, ist ihr politischer Impact. Es geht darin ebenso um Themen wie Homosexualität, Rassismus oder Verschleierung wie um die aktuelle Maskenpflicht, um Kritik an der Regierung, Gerechtigkeit und Rechtsverstöße –bis hin zu Urheberrechtsverletzungen. Dabei dockt Krystufek verstärkt an gesellschaftlich tabuisierte, unterdrückte oder medial unzulänglich aufgearbeitete Themen an. Das spiegelt auch der aufmüpfig fordernde Titel der Ausstellung: „Rechtsstaat, Oida!“. Eine signifikante Werkgruppe ist dem mysteriösen Tod des kasachischen Ex-Botschafters Rakhat Aliyev gewidmet, derim Februar 2015 erhängt in seiner Zelle in der Wiener Justizanstalt Josefstadt aufgefunden wurde. Neben einer Reihe von Acrylbildern schuf Elke Silvia Krystufek 2019 auch ein Memorial für ihn in Form eines bedruckten Liegestuhls. Aus dem Interesse an Fragen der Gerechtigkeit, des Rechts und Unrechts arbeitet die Künstlerin seit 2017 auch mit einem Detektiv zusammen, um die Mechanismen der Informations-und Überwachungsgesellschaft und der Informationsbeschaffung zu recherchieren. Das daraus gezogene Wissenist in verschiedene Arbeiten eingeflossen und wird künstlerisch interpretiert, indem die Inhalte um poetische oder kunsthistorische Referenzen erweitert werden. Ein Schlüsselwerk in diesem Zusammenhang ist das großformatige Acrylbild „Features“ (2019), das zugleich auch das Einladungs-Sujet ist: Die nahezu lebensgroße Malerei zeigt ganzfigurig einen Mann in Jeans mit Werwolf-Maske und Polizeikappe. In einer Drehbewegung des ganzen Körpers scheint er sein Vis-à-Vis –sei es der/die BetrachterIn oder ein imaginäres Vis-à-Vis innerhalb der dargestellten Szene –regelrecht mit dem Fuß ins Gesicht zu treten. Der Bildhintergrund fungiert dabei wie in vielen Arbeiten Krystufeks als Schreibfläche, die von oben bis unten mit Versen aus einem düsteren Gedicht Gottfried Benns überzogen ist. Gleich die erste Zeile stellt eine Rückbindung an den Kunstkontext her: „Siehst du auf Bildern in den Galerien (...)“, ist da in englischer Übersetzung zu lesen. Der Text setzt mit düsteren Bildern fort: „verkrümmte Rücken,graue Mäuler, Falten anstößiger gedunsener Alten, die schon wie Leichen durch die Dinge ziehn.“

Werke mit Titeln wie „Rothko“, „Gary Hume“ oder „Wagner“ wiederum referieren explizit auf die Kunst-und Architekturgeschichte, aber auch auf den Überlebenskampf und die Behauptung am Kunstmarkt.

Johanna Hofleitner