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Elmgreen & Dragset. SHORT STORY
ST AGNES NAVE

16.05.2020 – 02.08.2020

Für ihre erste Einzelausstellung in Berlin seit 15 Jahren und der ersten in der KÖNIG GALERIE am 16. Mai präsentieren Elmgreen & Dragset drei neue figurative Skulpturen in einer immersiven Umgebung, die das visuelle Erscheinungsbild der NAVE, dem Kirchenschiff von St. Agnes, transformiert.

WICHTIGER HINWEIS: Aufgrund der aktuellen Situation im Zusammenhang mit der Covid-19-Epidemie kann die Ausstellung nur nach Buchung eines Zeitfensters besucht werden. Die Galerie lässt eine begrenzte Anzahl von Besuchern gleichzeitig in die Räumlichkeiten, um die Gesundheit aller Gäste zu wahren.

Short Story eröffnet die Bühne für ein Spiel zwischen zwei Jungen. Beim Betreten des Galerieraums trifft der Besucher auf einen fast normalgroßen, aber leicht erhöhten Tennisplatz. Ein Netz in der Mitte trennt die beiden Spieler und schafft eine Art horizontales Diptychon. Die weißen Linien, die auf die orange-braune Bodenfläche gemalt sind, weisen nicht nur auf die festgelegten Regeln des Sports hin, sondern erinnern visuell auch an die Rasterprinzipien der Moderne und die Straßenmarkierungen, die unsere Verhaltensmuster im öffentlichen Raum regulieren. Die weiß bemalten figurativen Bronzeskulpturen der Jungen sind diagonal an den gegenüberliegenden Enden des Spielfeldes aufgestellt – klein und isoliert voneinander auf der großen Fläche. Ihre Körper und Blicke sind voneinander abgewandt, der Dialog und das Spiel zwischen ihnen sind zum Erliegen gekommen. Statt Freude scheint eher ein Unbehagen aus dem Spiel entstanden zu sein, sowohl für den „Gewinner“ als auch für den „Verlierer“. Die Szene ist ein Standbild, das den aufgeladenen Moment nach einer Niederlage festhält, in dem das Publikum als Zuschauer die Erzählung weiterspinnt. War es ein faires Spiel? Gibt es jemals ein faires Spiel?

In einer Ecke abseits des Tennisplatzes steht als dritte Figur die eines älteren Mannes, der im Halbschlaf in seinem Rollstuhl sitzt. Mit halb geschlossenen Augenlidern scheint seine Innenwelt seine Außenwelt zu überlagern, während er sich langsam aus der Realität um ihn herum zurückzieht. Es erscheint beinahe so, als sei das Tennisspiel zwischen den beiden Jungen nur eine Vision in seinem Kopf - eine ferne Erinnerung, die in einem Traum wiederauftaucht. Das Szenario in Elmgreen & Dragsets Short Story mit seinen abrupten Narrativen, dem scheinbaren Zerfall der Zeit und den kollidierenden Realitäten lädt zum Nachdenken über Themen wie Individualismus und Wettkampf ein, bietet aber drüber hinaus die Möglichkeit vieler weiterer Lesarten.

Elmgreen & Dragset arbeiten seit 1995 als Künstlerduo zusammen, seit 1997 leben und arbeiten sie in Berlin. In ihrer künstlerischen Praxis erforschen sie Fragen nach Identität und Zugehörigkeit. Mit ihren Arbeitsmethoden, die oft konventionelle Formen des Ausstellungsmachens in Frage stellen, strebt das Künstlerduo an, die Bedingungen, unter denen wir als Publikum skulpturale Objekte wahrnehmen, zu rekontextualisieren oder zu verändern.

Die Künstler haben zahlreiche Einzelausstellungen in Kunstinstitutionen auf der ganzen Welt veranstaltet, darunter zuletzt eine Überblicksausstellung über ihre skulpturale Praxis im Nasher Sculpture Center, Dallas (2019-20), und eine Ausstellung in der Whitechapel Gallery, London (2018-19), wo sie den Galerieraum in ein verlassenes öffentliches Schwimmbad verwandelten. Elmgreen & Dragset haben zahlreiche öffentliche Skulpturen realisiert, darunter Van Gogh‘s Ear, das erstmals 2016 vom Public Art Fund im Rockefeller Center, New York, präsentiert und nun im K11 in Hongkong installiert wurde; ihre Arbeit Bent Pool wurde im Dezember 2019 im Pride Park, Miami Beach, installiert. Im Jahr 2008 schufen die Künstler das Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen, das dauerhaft im Berliner Tiergarten zu sehen ist. 2019 erwarb der Hamburger Bahnhof ihre Statue of Liberty (2018) für den Skulpturengarten.

Ihre Arbeiten wurden auf Biennalen in Bangkok (2018), Istanbul (2013, 2011, 2001), Gwangju (2006, 2002) und auf der Venedig Biennale (2009, 2003) gezeigt, wo sie 2009 für ihre Ausstellung The Collectors im nordischen und dänischen Pavillon eine besondere Erwähnung erhielten. Im Jahr 2017 kuratierten die Künstler die Biennale Istanbul.

Werke der Künstler sind in zahlreichen Sammlungen vertreten, unter anderem im Museum of Contemporary Art, Chicago, im Louisiana Museum of Modern Art, Humlebæk, im Astrup Fearnley Museum, Oslo, im Städel Museum, Frankfurt am Main, in der Pinakothek der Moderne, München, im Hamburger Bahnhof–Museum für Gegenwart, Berlin, im Museum für Moderne Kunst, Frankfurt am Main, im Tel Aviv Museum of Art, Tel Aviv, und im Benesse Art Site, Naoshima sowie in vielen weiteren Institutionen.

Im Jahr 2002 wurden Elmgreen & Dragset mit dem Preis der Nationalgalerie für Junge Kunst ausgezeichnet; im Januar 2020 erhielt das Künstlerduo den B.Z.-Kulturpreis.