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Nicht erst seit Gottfrieds Benns bekannter Äußerung über Else Lasker-Schüler (1869-1945) als "die größte Lyrikerin, die Deutschland je hatte" wird diese bis heute vor allem als Dichterin wahrgenommen und hoch geschätzt. Doch war Else Lasker-Schüler auch bildende Künstlerin: Nach ihrem frühen Zeichenunterricht bei dem Liebermann-Schüler Simson Goldberg hatte sie sich zunächst ganz der Literatur zugewandt, 1911/12 aber schrieb sie einen ersten Roman "mit Bildern", dem weitere selbstillustrierte Texte folgten; den sparsamen, linienbetonten Illustrationen wurden bald farbige Zeichnungen und Collagen zur Seite gestellt. Ab 1916 wurden ihre Zeichnungen, die im selben Jahr auch im Hagener Osthaus-Museum zu sehen waren, verschiedentlich in Galerien, etwa bei Cassirer in Berlin und bei Thannhauser in München, gezeigt. 1920 gelangte die Berliner Nationalgalerie durch eine Schenkung in den Besitz von 104 Zeichnungen Else Lasker-Schülers, die 1937 als "entartet" ausgesondert wurden.

Ihr Werk ist Ausdruck eines gattungsübergreifenden, synthetisierenden Kunstverständnisses. 1911/12 schrieb und zeichnete sie mit den "Briefen nach Norwegen" einen Roman, in dem Text und eigenhändige Zeichnungen eng verwoben und aufeinander verweisend nebeneinander, manchmal geradezu ineinander stehen. Später folgten die "Briefe und Bilder", eine Reihe literarischer Briefe an den Maler Franz Marc, welche auch, erweitert, als "Der Malik" veröffentlicht wurden. Die Titelblätter ihrer 1919/20 bei Cassirer herausgegebenen zehnbändigen Gesamtausgabe illustrierte Else Lasker-Schüler eigenhändig, und 1923 erschien ihr "Luxus-bilderbuch" "Theben", das zehn faksimilierte Gedichte ebensovielen handkolorierten Lithographien gegen-überstellt und sie zueinander in Beziehung setzt.

Das Zusammenspiel von Bild und Text bei Else Lasker-Schüler entspricht ihrem Verständnis von Kunst als umfassender Ausdrucksform, die vermeintliche Gattungsgrenzen ebenso überschreitet und negiert wie die Grenze zur außerkünstlerischen Wirklichkeit. Als bindendes Glied zwischen Bild und Text sieht Else Lasker-Schüler die Schrift, welche, Medium des Schrift-Stellers, zugleich eigenständiges Kunstwerk sein kann. "Die Schrift ist ein Bild für sich", schreibt Else Lasker-Schüler in ihrem Essay "Handschrift", und in ihren privaten Briefen vollzieht sich das Ineinander von Text und Bild bis in den Buchstaben hinein.

Die Ausstellung zeigt zum Thema "Schrift : Bild : Schrift" etwa 80 Arbeiten - Zeichnungen, Illustrationen, Bücher und illustrierte Briefe. Der Katalog enthält Beiträge von Else Lasker-Schüler-Forschern aus Kunst- und Literaturgeschichte: Rainer Stamm, Ulrike Marquardt, Sigrid Bauschinger, Andrea Suppmann, Roswitha Klaiber, Markus Hallensleben, Itta Shedletzky, flankiert von einer Einleitung von Ricarda Dick, einem Vorwort von Margarethe Jochimsen und einer anthologischen Zusammenstellung aus der Prosa Else Lasker-Schülers zum Schreiben und Zeichnen von Karl Jürgen Skrodzki.

Pressetext

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Else Lasker-Schüler - Schrift : Bild : Schrift
Kuratorin: Ricarda Dick unter Mitarbeit von Volker Kahmen und Norbert Oellers