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Eröffnung: Mittwoch, 11. März 2009, um 18 Uhr

Emil Zbinden ist bis heute vor allem dank seiner über 900 Illustrationen und Typografien zur Jeremias-Gotthelf-Gesamtausgabe der Büchergilde Gutenberg als Holzschnittkünstler bekannt. Der 1908 in Niederönz bei Herzogenbuchsee geborene und im Berner Armenquartier aufgewachsene Zbinden erhält nach seiner Lehre als Schriftsetzer die entscheidenden künstlerischen Anregungen während seiner Ausbildungs- und Studienzeit in Berlin und Leipzig zwischen 1928 und 1931.

Als Student von Georg Belwe (1878–1954) an der Staatlichen Akademie für graphische Künste und Buchgewerbe in Leipzig (seit 1947 Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig [HGB]) kommt er in Kontakt mit der örtlichen ASSO (Association Revolutionärer Bildender Künstler Deutschlands) um den charismatischen Kommunisten und leidenschaftlichen Radierer Alfred Frank (1906–1945), mit dem Zbinden eine Freundschaft bis zu dessen gewaltsamen Tod 1945 durch die Nationalsozialisten verbindet. Unter dem Eindruck der politischen Ereignisse im Deutschland der 1930er Jahre entstehen so einprägsame Motive wie der Holzstich „Dimitroff“, der (ohne Zbindens Namen) erstmals Ende 1933 im Züricher „Volksrecht“ im Zusammenhang mit dem Leipziger Schauprozess um den prominenten Kommunisten Georgi Dimitroff erscheint.

Emil Zbinden bleibt bis zu seinem Lebensende 1991 Leipzig tief verbunden und sucht immer wieder den Kontakt zu Fachkollegen der HGB, wie zu dem Typografen Albert Kapr (1918–1995) und dem Holzstecher Karl-Georg Hirsch (*1938). Unmittelbar nach seiner Rückkehr in die Schweiz wird er ausschließlich als politisch links stehender Künstler oder als von der „Geistigen Landesverteidigung“ vereinnahmter Heimatkünstler wahrgenommen und ist von der öffentlichen Kunstförderung nahezu ausgeschlossen.

Als Mitbegründer und Präsident der Holzschnitt- Künstlervereinigung Xylos/Xylon Schweiz (ab 1944) und gemeinsam mit Frans Masereel (1889–1972) der Xylon International (ab 1953), gibt Emil Zbinden wichtige Impulse. Besonders die vielfältigen Buchgestaltungs- und Illustrationsaufträge fördern jedoch seinen Ruf als hervorragender Holzste cher und Zeichner und er empfängt einige Aus zeich nungen. Gleichwohl wird er in der Schweiz aufgrund seiner politisch ambitionierten künstlerischen Arbeiten immer wieder als kommunistischer Sympathisant diskriminiert. In der DDR der 1970er und frühen 1980er Jahre erfährt er hingegen als ehemaliges ASSO-Mitglied eine ausschließliche Würdigung als proletarisch revolutionärer Künstler.

Emil Zbinden war weder Avantgardist noch Konformist. Sein kritischer Geist, der ihn immer wieder herausforderte, sich zu politischen und sozialen Fragen zu positionieren und diese in seine Kunst einfließen zu lassen, hat ihn jedoch nie verlassen.

Diese erste größere Museumspräsentation ist der Versuch, den immer wieder kontrovers wahrgenommenen Künstler zur Diskussion zu stellen und einen neuen Zugang zu einem engagierten und teilweise überraschenden Werk zu ermöglichen. Susanne Petri

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Emil Zbinden.
Für und wider die Zeit