press release only in german

Der Badische Kunstverein freut sich, die britische Künstlerin Emily Wardill in einer umfangreichen Einzelausstellung zu präsentieren. Im Zentrum der Ausstellung steht Wardills neuer Film Fulll Firearms, der mit Unterstützung des Badischen Kunstvereins produziert wurde und mit dieser Ausstellung seine Deutschlandpremiere feiert. Im Badischen Kunstverein wird Fulll Firearms von neuen Skulpturen, Zeichnungen sowie text- und soundbasierten Arbeiten Wardills begleitet, die in engem Zusammenhang mit der Filmproduktion entstanden sind.

Während sich ihre früheren Filme einer linearen Narration eher verweigern und mit den Mitteln der Collage und Fragmentierung von Bildern, Stimmen und Figuren arbeiten, wie in Ben (2005) oder Sick Serena and Dregs and Wreck and Wreck (2007), schrieb die Künstlerin für ihren letzten Film Gamekeepers Without Game (2010) ein Skript für ein narratives Melodram. Auch ihr neuer Film Fulll Firearms benutzt diese Form der Erzählung für die Geschichte von Imelda, einer 40-jährigen Frau, die mit dem Erbe ihres Vaters, einem berühmten Waffenfabrikanten, ein Haus für all die Geister der Verstorbenen baut, die mit den Waffen ihres Vaters getötet wurden. Noch während der Bauphase wird Imelda mit einer Gruppe von Hausbesetzern konfrontiert, die das noch unfertige Haus okkupieren und die sie für die erwarteten Geister hält. Zentral im Film ist Imeldas Verhältnis zu ihrem Architekten, der ihr jeden ihrer launischen Wünsche erfüllt, obwohl ihm immer deutlicher wird, dass er einer Wahnvorstellung folgt.

Wardill konfrontiert das Format des Films aber auch immer wieder mit performativen oder objekthaften Fragestellungen und überführt ihre Vorstellungen vom filmischen in den physischen Raum und umgekehrt. So erprobt die Künstlerin etwa einige ihrer Projekte zunächst als Performance, um den zukünftigen Film in einer alternativen Form durchzuarbeiten und zu überdenken. Auch Fulll Firearms wird im Badischen Kunstverein in verschiedenen Facetten inszeniert und entfaltet nicht nur eine filmische sondern auch eine räumliche Präsenz. Neben der Projektion des Films in einer kinoartigen Situation im großen Saal werden verschiedene Elemente aus dem filmischen Prozess in den angrenzenden Räumen vorgestellt. Studien zum Set, von der Künstlerin selbst entworfene Kostüme und das architektonische Modell zu Imeldas Haus verdeutlichen beispielhaft den komplexen Prozess, der den Filmen von Wardill immer vorausgeht.

Der Aufbau von Kommunikation und Sprache ist ein weiteres wichtiges Moment in den Arbeiten der Künstlerin, ebenso wie das Verhältnis von Sound und Bild. Die Soundtracks spielen in ihren Filmen eine wichtige und eigenständige Rolle: Sie können die Erzählung mit ihrem Rhythmus intensivieren, wie der Schlagzeugbeat in Gamekeepers Without Game oder auch die Bilder bewusst durchkreuzen wie in Ben. Für Fulll Firearms wählte Wardill einen Soundtrack in Anlehnung an die italienische Progressive Rock-Band Goblin, die in den 1970er Jahren für ihre Filmmusik bekannt wurde. Diesem Soundtrack widmet die Ausstellung ein eigenes Kapitel.

Emily Wardill (*1977 in Rugby) lebt in London. Ihre Filme wurden international gezeigt, u. a. bei den Internationalen Kurzfilmtagen Oberhausen, Witte de With, Rotterdam, London Film Festival, New York Film Festival, in der Whitechapel Gallery und Tate Britain, London. Sie wurde 2010 mit dem Jarman Award ausgezeichnet. Einzelausstellungen (Auswahl): De Appel, Amsterdam; The Showroom, London; Institute of Contemporary Arts (ICA), London; Standard (Oslo). Gruppenausstellungen (Auswahl): M HKA, Antwerpen; 54. Venedig-Biennale; Collective Gallery, Edinburgh; Hayward Gallery, London und MOCA, Miami.

Zur Ausstellung publiziert der Badische Kunstverein eine Schallplatte in Kooperation mit LUX, London, und dem Label Apparent Extent, Köln.

Der Film Fulll Firearms wurde in Auftrag gegeben von If I Can't Dance, I Don't Want To Be Part Of Your Revolution (Amsterdam), Serpentine Gallery (London) und Film London's FLAMIN Productions; co-produziert von FLAMIN und City Projects (London, mit Unterstützung von M HKA (Antwerpen), Badischer Kunstverein (Karlsruhe), FRAC Champagne-Ardenne (Reims). Mit Unterstützung des Kulturprogramms der Europäischen Kommission (Brüssel) und der Mondriaan Foundation (Amsterdam).