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Sie gehört zu den großen eigenständigen Persönlichkeiten in der deutschen Bildhauerei des 20. Jahrhunderts, und ihr Stellenwert wird spätestens mit dieser Ausstellung sichtbar.

Bisher im Schatten ihrer männlichen Kollegen etwas verborgen, nahm Emy Roeder (1890-1971) doch stets an den großen Retrospektiven auf die moderne deutsche Plastik teil, mit ihrem schlichten figurativen Stil, der vieles aus dem Expressionismus erbte und bis in die Zeit der abstrakten Kunst als eigenständiger Beitrag zur modernen Skulptur sichtbar blieb. An ihrem Werk lässt sich die Entwicklung der Bildhauerei im 20. Jahrhundert beispielhaft veranschaulichen, und das Konzept der aus Würzburg kommenden und nun auf ihrer zweiten und letzten Station in Oldenburg zu sehenden Ausstellung basiert auch auf einer Gegenüberstellung ihrer Werke mit denen ihrer Weggefährten und Freunde. Arbeiten aus ihren verschiedenen Schaffensjahren werden in Bezug gesetzt zu Plastiken so bekannter Bildhauer wie Alexander Archipenko, Ernst Barlach, Wilhelm Lehmbruck, Aristide Maillol, Gerhard Marcks und Käthe Kollwitz. Spannende Vergleiche und Gegenüberstellungen zeigen Einflüsse, aber auch Unterschiede innerhalb der einzelnen Positionen.

Emy Roeder wurde 1911 in Würzburg geboren, studierte zunächst Bildhauerei an der Münchner Akademie und wurde bereits im Jahr darauf Schülerin bei Bernhard Hoetger in Darmstadt. Dessen damals zwischen Jugendstil und Expressionismus eingebundenes Formenverständnis wirkte sich entscheidend auf Emy Roeders Arbeiten aus. Hoetger setzte seine Arbeiten zur skulpturalen Ausgestaltung des Darmstädter Platanenhains nach seiner Übersiedlung 1914 nach Fischerhude fort, wohin ihm auch Emy Roeder folgte. Von Fischerhude aus ging Emy Roeder nach Kriegsende nach Berlin und wurde Mitglied der "Berliner Secession". Unter Einfluss der befreundeten Kollegen Gerhard Marcks und Ewald Mataré und der Berliner "Novembergruppe" vollzog sich ein stilistischer Wandel in ihrem Werk, zugunsten figürlicher Bewegung und Expressivität. Wie viele Plastiker ihrer Zeit schuf Emy Roeder Bildnisse, Gewandfiguren und Aktstatuetten, bevorzugt in der intimen Form der Kleinplastik. Hervorgetreten ist sie jedoch besonders mit Darstellungen, die menschliche und kreatürliche Gemeinschaft zum Ausdruck bringen. Ein inniges, einander zugewandtes und vertrauensvolles Dasein kennzeichnet die Beziehung von Mutter und Kind, die Tierfamilien und die Darstellungen von Freundinnen und Geschwistern.

In den dreißiger Jahren erlebte sie eine Diffamierung ihrer Kunst als "entartet". Nach Kriegsende öffnete sie sich in ihrer Arbeit der Abstraktion und Geometrisierung, ohne ihren humanen Anspruch preiszugeben. 1955 war sie auf der ersten "documenta" in Kassel vertreten, im Jahr 1971 ist Emy Roeder in Mainz gestorben. Am Ende ihres Lebens beschrieb sie ihr künstlerisches Anliegen so: "Ich will die hellen Momente, die zwischendurch aufleuchten, darstellen und festhalten. Ich suche den Menschen in der Ruhe seiner eigentlichen Struktur. Vielleicht vertreibt mein Werk manchen die Angst vor der Wirklichkeit."

Zur Ausstellung erscheint ein umfangreiches Begleitbuch.

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Emy Roeder
Auf der Suche nach Ausdruck und Form