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Eröffnung: Mittwoch, 5. Juli 2017, 19 Uhr

Die Film- und Videoarbeiten der amerikanischen Künstlerin Ericka Beckman thematisieren Spiele und sportliche Wettkämpfe und deren Regeln sowie Spielfelder als Allegorie für die Entwicklung und Aufrechterhaltung soziokultureller Normen.

Beckman, die heute als wichtige Vertreterin der sogenannten Pictures Generation gilt, studierte in den 1970er Jahren am renommierten California Institut of the Arts (Cal Arts) in der Klasse Post Studio von John Baldessari. Weitere wichtige Einflüsse für sie waren die New Yorker No-Wave-Szene mit ihrem medialen Cross-Over und das Werk des Entwicklungspsychologen Jean Piaget. Sie kooperierte vielfach mit KünstlerInnen ihrer Generation wie Mike Kelley, Matt Mullican, Tony Oursler oder James Welling.

Beckmans Filme sind weitgehend wie Spiele strukturiert. Die Narration entwickelt sich aus ihren Themen: Akkumulation, Wettbewerb sowie die Organisation von Gedanken und Erinnerungen durch Regeln, Symbole und symbolisches Denken. Die handelnden Figuren sind keine DarstellerInnen, sondern agieren als Spielende. Dabei reflektierte die Künstlerin schon früh neu aufkommende technische Entwicklungen wie Virtual Reality, Künstliche Intelligenz und Computerspiele.

Beispielhaft dafür ist ihr 16-mm-Film Cinderella (1986). Beckman inszeniert den vielfach feministisch gedeuteten Film als ein surrealistisch wirkendes Märchen. Die Heldin scheint zwischen ihrer Arbeit an einem industriellen Brennofen und dem Tanz mit dem Prinzen im Ballsaal gefangen zu sein und kann sich erst von den Regeln des Spiels befreien, als sie realisiert, dass sie nicht zwangsläufig um Mitternacht, sondern wann immer es ihr passt, nach Hause gehen kann.

Charakteristisch für Beckmans Filmarbeiten sind pulsierende Beats, Stop-motion-Animationen und übereinandergelegte Formen und Gesten, die sie analog durch Mehrfachbelichtungen des Filmmaterials erzeugt. Seit dem Jahr 2000 gewinnt außerdem die choreografierte Kameraführung, die Beckman vor allem zur Dekonstruktion von Architektur einsetzt, an Bedeutung. In ihrem jüngsten Film Tension Building (2014) überblendet die Künstlerin animierte Aufnahmen eines Architekturmodells eines amerikanischen Footballstadiums im Zeitraffer mit Bildern eines italienischen Stadions aus der Zeit des Faschismus. Der Film widmet sie sich dem College Football, der Verbindung von Sport und Militär und den Grundstrukturen von Erlebnissen, zugleich aber auch grundlegenden filmischen Fragestellungen wie dem Zusammenfügen von Imaginärem und Realem, dem Regulieren von Raum und Zeit, der Bewegung und der Unterbrechung von Bewegung.

Für ihre Ausstellung in der Secession plant Ericka Beckman eine neue Filmproduktion, die das weltweit bekannte Brettspiel Monopoly und dessen frühe Entwicklungsgeschichte mit einer ursprünglich kapitalismuskritischen Spielvariante thematisiert. Außerdem wird sie eine Auswahl an Zeichnungen zeigen, die ihr als Grundlage für die Filmproduktion dienen.

Ericka Beckman, geboren 1951 in Hempstead (New York, USA), lebt und arbeitet in New York City.

Das Ausstellungsprogramm wird vom Vorstand der Secession zusammengestellt.
Kuratorin: Annette Südbeck