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Unter dem Titel „Minimalist Kitsch“ zeigt Erik Steinbrecher im Haus Konstruktiv – in seiner bislang umfangreichsten Einzelausstellung in der Schweiz – neue Arbeiten, die seine künstlerische Entwicklung der letzten vier Jahre widerspiegeln.

Minimalist Kitsch. Was auf den ersten Blick wie eine ironisch-humorvolle Replik auf die viel beschworene Reinheit in der konstruktiven Kunst erscheint, begründet sich viel mehr ganz und gar im Werk von Erik Steinbrecher: Minimalist Kitsch meint eine produktive Widersprüchlichkeit zwischen Reduktion und Masslosigkeit.

Der in Berlin lebende Schweizer Künstler (geb. 1963 in Basel), der bereits 1997 durch seine Teilnahme an der documenta X einem breiten und internationalen Publikum bekannt wurde, arbeitet seit vielen Jahren an komplexen Strukturen zwischen spielerischer Übertreibung und formaler Strenge. Die Autorin und Schriftstellerin Jennifer Allen bezeichnete Steinbrecher unlängst sehr treffend als einen „masslosen Minimalisten“ und definiert diesen scheinbaren Widerspruch in seinen Arbeiten als eine bewusst gewählte inhaltliche Strategie. Konnte man Erik Steinbrechers Wurzeln in der Konzeptkunst früher jedoch nur verschwommen wahrnehmen, so zeigen seine aktuellen Arbeiten sehr pointiert und mit einer frischen Ironie versehen, ein spezifisches Interesse an konzeptuellen Fragestellungen.

Steinbrechers Werke berühren auf brisante Weise verschiedene Möglichkeiten der Rezeption; die Art und Weise, wie man seinen Arbeiten begegnet, ist wesentlicher Teil ihrer Gesamtanlage. Brisant auch deshalb, weil Steinbrechers Arbeiten sich immer in den Grauzonen zwischen einer Befreiung von Gegenständlichkeit und auch der Zuspitzung derselben bewegen. Im Einzelfall kann diese besondere Form von Zuspitzung so weit gegen, dass die Betrachter wie unfreiwillig in einen Assoziationsterrain gezogen werden, das sich wiederum durch unseren Wunsch begründet, Dinge und Objekte einordnen zu können.

Die unterschiedlichen assoziativen Berührungsfelder wie Erotik, Funktionalität, Alltag oder Bau-Marktästhetik sind jedoch so präzise und bewusst diffus gehalten, dass sie einen spielerischen Umgang damit erlauben. Gleichzeitig überzeugen sie durch die Strenge und Klarheit der Oberfläche und der verwendeten industriell gefertigten Materialien. Manche Objekte transferiert Steinbrecher direkt aus dem Alltag, wie zum Beispiel einen Kleiderständer, und verbindet diesen jedoch durch Veränderungen mit einer neuen Lesart. Diese kann wie ein „Schauplatz möglicher Interpretationen“ verstanden werden, sozusagen als eine Bühne einer neuen Dingerfahrung.

Steinbrechers spezifischer Umgang mit Themen wie Reduktion, Analyse oder auch Purismus, lässt ähnliche Bereiche im Zusammenhang konkret-konstruktiver Kunst aktuell weiter denken. Eine industriell anmutende Ästhetik konfrontiert der Künstler mit einem gekonnten Einsatz narrativer Ambivalenz, und dem möglichen Vakuum der einfachen Geste entgeht er durch die Strenge seiner formal-ästhetischen Übertreibungen.

Die Ausstellung „Minimalist Kitsch“ wird von der Sammlungspräsentation „Visionäre Sammlung Vol. 1“ flankiert und entstand in Kooperation mit der Villa Merkel, Esslingen. Dort wird die Ausstellung vom 11.6. bis 6.8.2006 in einer abgewandelten Inszenierung zu sehen sein.

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Erik Steinbrecher: Minimalist Kitsch