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In der neuen Ausstellungsreihe «Disteli-Dialog» tritt mit Ernst Thoma (*1953) zum zweiten Mal ein zeitgenössischer Künstler in einen Dialog mit dem Werk des Oltner Zeichners Martin Disteli (1802–1844). Ausgangspunkt dafür ist das spannungsreiche Verhältnis des liberalen «Pfaffenfressers» zu Religion und Kirche – ein Thema, das aus Anlass des 200-Jahr-Jubiläums der Oltner Stadtkirche gewählt wurde, deren Hochaltargemälde auf einen Entwurf Distelis zurückgeht. Ausgerechnet mit dem dafür erhaltenen Honorar finanzierte Disteli sein wichtigstes Propagandainstrument, den mit antiklerikalen und politischen Karikaturen gespickten «Schweizerischen Bilderkalender», besser bekannt als «Disteli-Kalender».

Wie Disteli im «Jüngsten Gericht» auf dem Altarbild lehnt sich auch Ernst Thoma in seiner Arbeit oft bei Rubens an und setzt sich mit der Befindlichkeit unserer Gesellschaft auseinander. Er präsentiert jedoch einen «Höllensturz» aus unserer Zeit, in dem sich Pornokörper aus dem Internet im freien Fall der Oberflächlichkeit befinden. Weitere Facetten der Beschäftigung mit dem Körperlichen als Spiegel unseres Lebensgefühls kommen in den Arbeiten «Das Massaker der Unschuldigen» oder «Selbst mit Maske» zum Ausdruck. Hier thematisiert Thoma anhand von Rubens’ «Kindermord von Betlehem» das aktuelle Drama in Syrien, dort ringt der Künstler mit sich selbst und zeigt Emotionen, in denen Geborgenheit und Verlorenheit, der Kampf mit den eigenen Wünschen und Vorstellungen auch in einem religiösen Kontext begreifbar werden.

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Ernst Thoma / Martin Disteli
Disteli-Dialog II
Kuratorin: Katja Herlach