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Mit Erwin Gross stellt einer der bedeutenden Maler im Grenzbereich von Landschaftsbeschreibung und Abstraktion in der Städtischen Galerie Karlsruhe aus. Im Zusammenspiel unterschiedlicher künstlerischer Verfahren vollzieht sich seine Malerei in Werkgruppen, die das wechselseitige Verhältnis von künstlich, konstruiert und natürlich schildern, Annäherung und Distanz ausloten.

Ausgehend von diesem Konzept setzt der Künstler auf die sinnliche Wirkung der Malerei und bedient sich der künstlerischen Mittel in der Verbindung aus strenger Bildstruktur und den Möglichkeiten des malerischen Illusionismus. Dies korrespondiert zugleich mit einem sehr eigenen, experimentellen Umgang mit der Farbe auf meist großen Formaten. Die Ausstellung in der Städtischen Galerie Karlsruhe umfasst etwa 50 Werke und gibt einen repräsentativen Überblick über Gross' Schaffen der letzten 25 Jahre. Die Auswahl lässt inhaltliche wie auch formale Schwerpunkte im Schaffen des Künstlers erkennen, die sich in Werkgruppen offenbaren: Landschaft und Orte, Feuerwerk und Fontäne, Park und Ruine, Pflanzen, Seestücke sowie Variationen nach kunsthistorischen Vorbildern. Neben Einzelbildern entstehen in diesem motivischen Zusammenhang auch immer wieder Bildserien.

Der Malerei von Erwin Gross gehen in den frühen 1980er Jahren Zeichnungen und Aquarelle voraus, die eine Hinwendung zu einzelnen Motiven erkennen lassen und diese auch in den Bildtiteln verdeutlichen. Der Künstler interessiert sich dabei von Beginn an nicht für die unberührte, natürliche Landschaft, sondern für die vom Menschen konstruierte Natur. Der in künstlerischen Traditionen stehende Landschaftsgarten mit seinen architektonischen Versatzstücken – beispielsweise Tempeln, Brücken und Ruinen – bildet dabei für ihn einen Ursprung seiner malerischen wie kompositorischen Auseinandersetzungen: Die Natur wird nicht neu geschaffen, sondern mit malerischen Mitteln neu gestaltet. Dies wiederum öffnet Raum für Assoziationen sowohl beim Schöpfer als auch beim Betrachter. Die Motive gehen in einer vorwiegend großformatigen Malerei auf, die aquarellartige, "wässrige" Flächen mit farblich dichteren Partien verbindet. In den 1990er Jahren greift Gross dabei auf altdeutsche wie auch auf niederländische Vorbilder zurück. Er beruft sich auf Künstler wie Jacob van Ruisdael oder Albrecht Altdorfer, deren Landschaftsauffassung er in seine persönliche malerische Sprache überträgt. Flüchtigkeit und Veränderung indes kennzeichnen die Serien von Fontänen oder Feuerwerken, die in den sinnlichen Farbstrukturen ihre Entsprechung finden. Die organisch anmutenden Pflanzenfolgen kontrastieren schließlich mit den jüngsten amorphen, kristallinen Gebirgsformationen. Dabei verschließen sie sich – trotz ihrer scheinbaren Fassbarkeit – einer konkreten Zuordnung oder naturalistischen Darstellung. Die Loslösung vom Abbild im Grenzbereich zur Abstraktion macht die Landschaftsbeschreibungen von Erwin Gross zeitlos, zeitgemäß und zeitgenössisch zugleich.

Erwin Gross (geb. 1953 in Langenbrücken/Baden) studierte an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe bei Professor Peter Ackermann sowie in den "Ateliers '63" in Haarlem in den Niederlanden. 1982 nahm er an der documenta 7 in Kassel teil. Einzelausstellungen fanden u.a. in den Waddington Galleries in London und der Staatlichen Kunsthalle in Baden-Baden statt. Seit 1990 hat Erwin Gross eine Professur für Malerei an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe inne, seit 2000 ist er auch deren Rektor.

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Erwin Gross. Malerei 1982-2007