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Die Galerie Nicola von Senger freut sich eine Ausstellung mit neuen Werken von Erwin Wurm präsentieren zu können. Der ausgebildete Bildhauer ist einer der wichtigsten Künstler Österreichs, und hat sich vor allem mit seinen One Minute Sculptures (1997-heute) über die letzten Jahre international etabliert. Mit dem Ausstellungszyklus I Love My Time, I Don’t Like My Time mit begleitender Publikation verstärkt Erwin Wurm seine Präsenz in öffentlichen Institutionen in Amerika, wo er 2003 mit den Red Hot Chili Peppers für ihr Musikvideo Can’t Stop zusammengearbeitet hat. Die Ausstellung in der Galerie Nicola von Senger zeigt eine Auswahl neuer Werke, die des Künstlers Experimente mit Skulptur, Photographie, Performance, Zeichnen und Video zur Schau tragen.

Erwin Wurm versteht es gleichzeitig Humor und Gesellschaftskritik in kompakter Form Ausdruck zu verleihen. Vor seinen Arbeiten schmunzelt man, schaut noch einmal hin und versteht, dass seine Werke keineswegs nur Situationskomik ausdrücken, sondern eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Wesen der Skulptur zeigen und den Bezug zur Gesellschaft suchen. In seinen neuen Arbeiten spiegeln sich gesellschaftliche Werte und Tendenzen inmitten der Erforschung skulpturaler Möglichkeiten. Wie durch eine organisch-anorganische Wechselwirkung hat der Künstler die Ungehemmtheit der Konsumgesellschaft fettleibige Autos und Häuser produzieren lassen und ihnen das Sprechen beigebracht. Ein Turm Mies van der Rohe’s schmilzt dahin im Klima der Postmoderne, die disziplinierten Formsprachen entsagt hat. Der Turm scheint vor Scham im Boden zu versinken und verabschiedet sich vom Bauhaus-Grundsatz „form follows function.“ Man erkennt, dass Wurm nebst seinen skulpturalen Performances und Photographien wieder zur traditionellgegenständlichen Skulptur zurückgekehrt ist. Mit Wittgenstein’s Space-Time Curve zeigt Wurm eine Arbeit, die sich mit der Masse, also dem Grundelement der Skulptur, auseinandersetzt. Da die Masse die Krümmung von Raum und Zeit beeinflusst, krümmt sich der analytische Philosoph und Logiker gleich selbst, als ob er dem direkten Bezug zwischen Wort und Wirklichkeit (oder zwischen Titel und Skulptur) einer Wittgensteinschen, logisch vollkommenen Sprache selbst zum Opfer gefallen wäre. Durch einen Sitzsack mit Instructional Drawing ergänzt Erwin Wurm schliesslich auch seine Serie von One Minute Sculptures mit einem Werk, das die Psychologie auf den Kopf stellt: „Stand on your head, lean your legs against the wall and think about Freud’s ass.” Man schmunzelt, steckt den Kopf in den symbolischen Mutterleib und versteht zum ersten Mal die Triebdynamik der Gesellschaft!

Gregor Staiger, April 2005 Pressetext

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Erwin Wurm