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ETEL ADNAN
25.10.2022 - 26.02.2023

Etel Adnan (1925–2021) war eine bedeutende Vertreterin der Moderne. Ihr Werk zeichnet sich durch einen großen, gelebten Austausch zwischen der arabischen und der westlichen Welt aus. Das Werk der Dichterin, Malerin, Journalistin und Philosophin, die ihr Leben zwischen dem Libanon, Frankreich und Kalifornien verbrachte, verbindet ganz unterschiedliche Kunstformen, Medien, Sprachen und Kulturen.

Geboren in Beirut als Tochter einer griechischen Mutter und eines vom Exil geprägten syrischen Vaters aus Damaskus, wächst sie im Libanon mehrsprachig auf – dieser steht bis 1943 unter französischer Herrschaft. Ihr in Beirut begonnenes Philosophiestudium setzt sie in Paris, ab 1955 in Kalifornien fort. Diese Orte und ihr kulturelles Klima werden von nun an ihr Werk und Leben prägen.

Auch ihre Reisen nach Mexiko und Nordafrika hinterlassen prägende Eindrücke. Kriege, Exil und sich ständig verändernde geopolitische Bedingungen bilden den Rahmen für ihr bewegtes Leben und ihr engagiertes Werk. Die Auseinandersetzung mit neuen Kontexten und transkulturellen Impulsen findet auf künstlerischer Ebene Ausdruck in einer Offenheit für unterschiedliche Bildsprachen und Medien. Seit ihrer Kindheit empfindet Adnan eine Faszination für das Schreiben und die Poesie. Ende der 1950er Jahre wendet sie sich auch der Malerei zu, im Sinne einer universellen Sprache, die für sie einen Ausweg aus einem Dilemma darstellt: Denn nach dem Unabhängigkeitskrieg Algeriens (1954–1962) lehnt sie es ab, weiterhin in der Sprache der Kolonialmacht Frankreich zu arbeiten und solidarisiert sich mit Algerien: "Ich brauchte nicht mehr auf Französisch zu schreiben, ich wollte in Arabisch malen." In ihren Leporellos – ursprünglich aus Japan stammende Faltbücher, die zu ihrem unverwechselbaren Medium werden – entwickelt sie eine enge Verbindung zwischen Poesie und Malerei, Schreiben und Zeichnen.

Neben seiner großen Vielfalt der Formen ist Adnans Werk durch die Wiederkehr bestimmter Themen und Motive gekennzeichnet, "Kraftlinien", die sich durch ihre gesamte Arbeit ziehen: zum einen die Natur – vielleicht eines ihrer Hauptthemen – sowie eine spezifische Beziehung zur Erde, die nach Adnan der arabischen Poesie zugrunde liegt, zum anderen Revolte und Engagement, gegen den Krieg und jede Form der Unterdrückung.

Mit dieser Ausstellung präsentiert das Lenbachhaus die erste umfassende Retrospektive Etel Adnans in Deutschland. Sie vereint Werke aus allen Schaffensphasen und Medien dieser international bedeutenden Künstlerin. Neben ihren kleinformatigen, abstrakten Gemälden, die in ihrer Farbintensität eine nahezu mystische Malerei vorführen, verdeutlichen ihre monumentalen Wandteppiche, delikaten Papierarbeiten, Leporellos und filmischen Experimente ihre spezifische Auseinandersetzung mit Farbund Formfragen sowie mit der kosmischen Dimension von Zeit, Raum und Geist. Darüber hinaus würdigt die Ausstellung Adnans schriftstellerisches Oeuvre, in dem ihre politische Haltung besonders deutlich zum Ausdruck kommt.

Die Ausstellung wurde in Kooperation mit der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf organisiert.

Kuratiert von Sébastien Delot, Direktor des LaM Lille métropole musée d’art moderne d’art contemporain et d’art brut

in Zusammenarbeit mit Melanie Vietmeier, Sammlungsleiterin / Kuratorin Blauer Reiter und Kubin-Archiv, Lenbachhaus