press release only in german

European Media Art Festival 2017 (EMAF)
Festival: 26.04.2017 - 30.04.2017
Exhibition: Aktuelle Medieninstallationen, Kunsthalle Osnabrück: 26.04.2017 - 21.05.2017

„Push“ lautet das Motto des diesjährigen European Media Art Festivals

Das European Media Art Festival beschäftigt sich in diesem Jahr in seinen Filmprogrammen, Installationen, Performances, Vorträgen und Diskussions-runden mit der allgegenwärtigen Hyperinformation. „PUSH“ lautet deshalb das Motto der 30. Ausgabe des Festivals vom 26. bis 30. April 2017 in Osnabrück.

Push-Meldungen, Status- und News-Updates, Social Bots und Hasskommentare - ständig blitzen und blinken die Smartphones und Bildschirme. Der öffentliche Raum wird schon seit jeher von Verlautbarungen, Warnungen und Spektakelbildern durchdrungen. Heute erleben wir eine Steigerung des Input-Drucks – schließlich ist jeder gleichzeitig Empfänger, Produzent und Sender. Die öffentliche Meinung wird von permanenter Information und Desinformation geprägt. Die Folge: Unterschiede zwischen öffentlichem und privatem Raum verschwinden, scheinbar gesicherte Standpunkte lösen sich auf, Populisten halten Einzug in die Parlamente.

Diese beschleunigte, lärmende Kommunikationsspirale, das aufdringliche Rauschen der Medien und die Suche und Sucht nach medialer Aufmerksamkeit versetzen uns in eine „postfaktische“ Zeit, in der auch die Demokratie um ihre Grundwerte bangen muss. Dabei ist jeder User in und außerhalb von Filterblasen auf der Suche nach der eigenen Wahrheit, die durch die Frequenz der Push-Meldungen beeinflusst wird.

Mit aktuellen künstlerischen Positionen und begleitenden Talks versucht das EMAF in seiner 30. Auflage, den dichten, scheinbar undurchdringlichen Informationsdschungel zu lichten, durch den der einzelne Medienuser seinen Weg finden muss - ohne die Pläne der Algorithmen zu kennen.

Das EMAF zählt zu den bedeutendsten Foren der internationalen Medienkunst. Als Treffpunkt für Künstler, Kuratoren, Verleiher, Galeristen und Fachpublikum prägt es entscheidend die Thematik, Ästhetik und Zukunft der medialen Kunst. Das Festival bietet einen aktuellen und historischen Überblick mit einem Programm aus Experimentalfilmen, Installationen, Performances, digitalen Formaten und hybriden Formen.

Cinema: Kurz- und Featurefilme, Dokumentationen, Musikvideos, Specials, Retrospektiven

Exhibition: Aktuelle Medieninstallationen (Kunsthalle Osnabrück: 26. April - 21. Mai 2017)

Expanded Media: Mediale Aktionen und Live Performances, Musik- und Soundprojekte, Projekte im WWW

INIT - EMAF Media Campus: Europäische Hochschulen und Akademien stellen sich vor

Conference: Talks, Workshops, Präsentationen und Panels

*

Informationsdruck und mediale Reizüberflutung, Datafizierung und Euphorie im Strudel der Bilder – der digitale Wandel aller Lebensbereiche erzeugt sowohl Angst als auch Faszination. Das Internet ermöglicht Wissenssteigerung und Bildung für alle, genauso wie Echokammern der Gleichgesinnten. Die Ausstellung des European Media Art Festivals in der Kunsthalle Osnabrück beschäftigt sich ab dem 26. April mit sämtlichen Facetten dieses Themas – über das Festival hinaus bis zum 21. Mai 2017.

Brauchen wir eine Wahrheitspolizei gegen Fakes und Hates oder eher mehr Wahrheitskompetenz? Bieten digitale Konsensverfahren eine bessere Demokratie oder werden bald künstliche Intelligenzen die Regierungsaufgaben übernehmen? Das digitale Bild verändert unser Verhältnis zum Körper, zu Empathie und Gewalt. Dies sind einige der Themenbereiche und Fragestellungen, die in der von Hermann Nöring und Franz Reimer kuratierten Ausstellung verhandelt werden. Die Künstlerinnen und Künstler liefern keine eindeutigen Antworten. Sie geben aber Hinweise darauf, ob eine Wirklichkeit hinter den Bildern erkennbar ist oder welche Möglichkeiten der Reflexion, der kritischen Fokussierung und der gesellschaftlichen Relevanz sich bieten – und welches Potential und welche Bereicherung die digitalen Medien und die Ästhetik des Digitalen eröffnen.

Das EMAF präsentiert in diesem Jahr folgende Künstlerinnen und Künstler: Benjamin Adams (D) // Ruben Aubrecht (AT) // Marco Barotti (IT) // Adam Basanta (CA) // Lilli Carré (US) // Yvon Chabrowski (D) // Olivier Cheval (F) // Florent Deloison (F) // Stephanie Glauber (D) // Thomas Hirschhorn (CH) // Sara Hoffmann (D) // Christoph Holtmann (D) // Fabian Kühfuß (D) // Elli Kuruş (D) // Carolin Liebl (D) // Mahan Mehrvarz (IR/US) // Nika Oblak & Primoz Novak (SI) // Julian Öffler (D) // Stefan Panhans (D) // Mario Pfeifer (US/D) // Jon Rafman & Daniel Lopatin (CA) // Veronika Reichl (D) // Stefan Reiss (D) // Alexandra Ehrlich Speiser (D) // Stanza (UK) // Finn Wagner (D) // Stella Wagner (D) // Anne Weyler (D) // Pinar Yoldas (US)

Zu Beginn der Ausstellung wird die Skulptur “The Reader” von Stanza die inspirierende Fülle der Datenströme plastisch erfahrbar machen. Auch Stefan Reiss verdeutlicht mit “O.T. 875”, welches Potential und welche Bereicherung die digitalen Medien und die Ästhetik des Digitalen eröffnen. Ruben Aubrecht druckt den digitalen Code einer Sendeminute auf Papier. Die 60 Bücher voll mit Nullen und Einsen seines “Television Signal (One Minute)” führen eindrücklich vor Augen, welche immensen Datenmengen den Medienraum füllen.

Ist ein Selfie ein Echtheitszertifikat oder nur eine Kopie von konfektionierten Medienbildern und inszenierter Emotionalität, fragt Adam Basanta mit seiner interaktiven Installation “A Truly Magical Moment”. Empathie und persönliche Berührung durch Medieninhalte thematisiert auch Thomas Hirschhorn mit “Touching Reality”. Stefan Panhans nimmt die mitunter komisch-absurden Bewegungen und Dysfunktionalitäten von Avataren und Game-Figuren in seiner Videoinstallation in den Fokus. Alexandra Ehrlich Speiser und Mario Pfeifer wenden sich dem 3D-Druck von Waffen zu, dem sie zum einen eine große disruptive Kraft und zum anderen ein Potential der Glitches und der Eigenzerstörung zuschreiben. Lilli Carré untersucht mit “Jill”, dem störrischen Programmcode einer animierten Figur, die zunehmende Autonomie und das zerstörerische Potential von Maschinen und Software. Das sind nur einige Details zu Installationen, die ab dem 26. April in der Kunsthalle Osnabrück zu sehen sein werden.

Darüber hinaus präsentiert das EMAF im Kunstquartier des BBK mehrere neue Arbeiten zum Thema „Virtual Reality“ – darunter „10.000 Moving Cities“ von Marc Lee und „Anthropy 201∞“von Michael Saup.

Der EMAF Media Campus INIT zeigt frische Arbeiten von jungen, aufstrebenden Medienkünstlern. In diesem Jahr werden unter anderem mehrere Arbeiten von Studenten der Hochschule für Künste in Bremen, der KHM | Kunsthochschule für Medien Köln, der Hochschule Osnabrück (Media & Interaction Design) und der HfG Offenbach zu sehen sein – im Gewölbe der Kunsthalle Osnabrück, in der Galerie hase29 und im Turm Bürgergehorsam.

Während des Festivals bieten wir mehrere „Artist Talks“ an, in denen Künstlerinnen und Künstler interessierten Besuchern in der Kunsthalle Osnabrück ihre Werke, deren Entstehung und Hintergründe erläutern.