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VERNISSAGE: Mittwoch, den 7. Mai 2008, 19 - 21 Uhr IMPLOSION EINER SKULPTUR VOR ORT, 20 UHR

Vom 8. Mai bis zum 30. Juni 2008 zeigt VONDERBANK Artgalleries Berlin die Einzelausstellung „IMPLOSION - SCULPTURES“ des international bekannten Konzeptkünstlers Ewerdt Hilgemann. Eröffnet wird diese am 7. Mai mit der Erschaffung eines Kunstwerkes vor Publikum - der Implosion eines großen Edelstahlhohlkörpers in der Galerie VONDERBANK, Unter den Linden 40.

Ewerdt Hilgemann, geboren 1938 in Witten, studiert an der Hochschule der Bildenden Künste Saar in Saarbrücken bei Oskar Holweck. 1970 zieht er nach Holland, seit 1984 lebt und arbeitet er in Amsterdam. In der Studienzeit wird er mit der Zero-Bewegung vertraut. Seit 1961 beschäftigt er sich mit systematischen Reliefstrukturen. Seine Werke finden Eingang in zahlreiche Sammlungen, z.B. die Sammlung der IBB in Berlin; Museum für Konkrete Kunst, Ingolstadt; Louisiana Museum für Moderne Kunst, Humlebaek (DK) und Groninger Museum, Groningen (NL).

Fasziniert von den Möglichkeiten des „Schmiedens mit Luft“ steht seit 1984 die charakteristische Werkreihe der sogenannten „Implosionen“ im Mittelpunkt seines Schaffens. In der Tradition der Konkreten Kunst geht er von klaren geometrischen Edelstahlhohlkörpern aus, wie dem Kubus oder der Pyramide. Den von ihm selbst angefertigten Hohlkörpern entzieht der Künstler mittels einer Pumpe die Luft. Durch das Absaugen verformt und verändert der atmosphärische Außendruck die Skulptur. Die glatten, spiegelnden Metalloberflächen legen sich in Falten und Knicke. Dabei bleibt, so drastisch diese sich verändert, die äußere Hülle bestehen, ihre glänzende Oberfläche vollkommen unberührt, kein Zeichen eines äußeren Einflusses ist sichtbar. Somit wirkt der Künstler nicht selbst von außen auf die Skulpturen ein, sondern bezieht starke, elementare Naturkräfte in sein Schaffen ein.

Hilgemann lässt seine Objekte zu besonderen Anlässen öffentlich durch Implosion entstehen, wie bei der Kunstmesse Contemporary Istanbul 2007 in Istanbul (TR). Das Entziehen der Luft ist dabei keinesfalls ein Happening, sondern eine Metamorphose, ein kraftvoller, schöpferischer Akt, der sich im vollendeten Kunstwerk sichtbar manifestiert. Der Zufall spielt immer eine entscheidende Rolle. Er ist die irrationale Komponente, die für Hilgemann unabdingbar zu einem wirklichen Kunstwerk gehört: „Für mich ist wirkliche Kunst, alte wie neue, immer eine Kombination von Geist und Gefühl. Kunst muss eine irrationale Qualität haben, wie rational auch die Methoden sein mögen, um sie hervorzubringen.“ Die künstlerische Auseinandersetzung Hilgemanns mit dem Zufall und dem Zufälligen lässt sich in der Kunst bis zu Leonardo da Vinci zurückverfolgen. Bei Hilgemann ist der Faktor Zufall ein relativer Begriff. Er ist Teil des Gesamtkonzepts, eine – soweit möglich – kalkulierte Größe und der letzte Schritt im Entstehungsprozess der Skulpturen. Somit sind seine Skulpturen eine Art Kombination aus Konstruktion, Destruktion und Zufall. Die Faltungen entwickeln dabei nicht nur eine besondere ästhetische Wirkung, sondern beschreiben gleichzeitig den brachialen Prozess der Transformation und des Paradigmenwechsels der Form. Jede seiner Implosionen ist ein Experiment, in dem der Zufall einen großen Einfluss auf die individuelle Gestalt nimmt. Die vielfältigen Erscheinungsformen beschreibt der Künstler, indem er Heraklit zitiert: „panta rhei“- alles fließt - und befindet sich in einen ewig andauernden Zustand der Veränderung ohne dramatische Höhepunkte. Ewerdt Hilgemann ahnt durch langjährige Erfahrungen das Ergebnis rational voraus und sieht bis zu einem gewissen Grad die Verformungen vorher. So kann er Serien erschaffen – abgesehen von kleinen Unterschieden im Detail. Während des Prozesses der Implosion jedoch gibt er die Kontrolle größtenteils auf. Er kann nicht mehr eingreifen und der Zufall entscheidet über Form und Ästhetik. „PANTA RHEI – ALLES FLIEßT“