WELTKUNSTZIMMER, Düsseldorf

HANS PETER ZIMMER STIFTUNG | Ronsdorfer Straße 77a
44233 Dusseldorf

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Die Ausstellung wurde verlängert bis 24.5.2020.

„EXAKTE VERTRAUENSGRENZEN“ Thomas Neumann.
Fotografie seit 1994 // Im WELTKUNSTZIMMER

Der Fotograf Thomas Neumann zeigt seine Schau im Weltkunstzimmer ab sofort per Video.

In Zeiten von Corona baut das WELTKUNSTZIMMER auf digitale Zugänge zur Kultur. Die Ausstellung „EXAKTE VERTRAUENSGRENZEN. Thomas Neumann. Fotografie seit 1994.“ fällt mit ihrer Laufzeit vom 13.3. bis 19.4.2020 genau in die landesweite Schließung der Kulturinstitutionen. Um sie dennoch zugänglich zu machen, hat das WELTKUNSTZIMMER nun persönliche Führungen mit dem Künstler per Video aufgezeichnet.

Als erste Ausstellung im Rahmen von düsseldorf photo+ stand im Weltkunstzimmer eine Retrospektive des Düsseldorfer Fotografen Thomas Neumann auf dem Programm. Unter dem Titel „Exakte Vertrauensgrenzen“ verhandelt der Meisterschüler Thomas Ruffs hier seine persönliche Auseinandersetzung mit dem politischen Wandel nach dem Fall des Eisernen Vorhangs in den Ländern der ehemaligen Sowjetunion. Durch die derzeitige Schließung aller Kulturinstitute kann sie leider nicht vor Ort besucht werden. Um die Werke trotzdem zu präsentieren, hat der Künstler nun acht Videos aufgezeichnet, in denen er dazu einlädt, ihn bei einem Gang durch die Ausstellung zu begleiten. Dabei gibt er spannende Einblicke in den Entstehungsprozess der Arbeiten, die in den vergangenen 25 Jahren durch Reisen in die Länder der ehemaligen Sowjetunion und begleitende Recherchen zu Philosophie, Städtebau und Selbstverständnis des auf Ewigkeit angelegten, aber letztlich kollabierten Systems angeregt wurden.

Ein gleichnamiges, von Neil Holt gestaltetes Buch ermöglicht zudem, sich die Arbeiten für eine kontemplative Betrachtung nach Hause zu holen. Es präsentiert noch mehr Werke als die Ausstellung und liefert zusätzlich ausgewählte Texte zum Thema. Dazu zählen ein Gedicht von Durs Grünbein, ein Auszug aus „Das Sowjetische Jahrhundert“ von Karl Schlögel und ein Text von Eva Pluharova-Grigiene, der Fragmente aus dem Interviewprojekt „Transformationsbiografien“ von Gabriele Muschter und Uwe Warnke enthält.

„Exakte Vertrauensgrenzen“ erscheint im Hatje Cantz Verlag, Berlin. Man kann es direkt über den Künstler unter www.neumannthomas.com/book-edition und auf der Verlagshomepage www.hatjecantz.de zum Preis von 40 Euro bestellen. Die Publikation ist gebunden mit Schutzumschlag und umfasst 128 Seiten mit 127 Abbildungen, 29,00 x 21,50 cm. Die Texte sind deutsch/englisch.

Die Videos sind verfügbar auf:
https://vimeo.com/weltkunstzimmer
https://www.instagram.com/weltkunstzimmer/
https://www.facebook.com/WELTKUNSTZIMMER

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Exakte Vertrauensgrenzen. Thomas Neumann

30 Jahre nach dem Mauerfall und der folgenden Wiedervereinigung ist die Ost-West-Ausrichtung der Geschichte mitnichten zu Ende. Dies gilt insbesondere für Deutschland, wo es zwei Erfahrungsräume in einem Land gibt. Auch bei Thomas Neumann laufen biographische, historische und künstlerische Stränge in dieser Zeit des Wandels zusammen. 1975 in Cottbus geboren, blickt der in Düsseldorf lebende Fotograf zurück auf Arbeiten, die in den vergangenen 25 Jahren entstanden sind: Noch als Schüler in den 1990er Jahren begann er die Länder der ehemaligen Sowjetunion zu bereisen und dort zu fotografieren.

Bis 2019 sind so Arbeiten entstanden, die in der Ausstellung und Publikation „Exakte Vertrauensgrenzen“ in einen übergreifenden Zusammenhang gestellt werden. Neumann folgt den Spuren der Bild- und Sinnwelten des sowjetischen Sozialismus vor Ort, nachdem sich deren Versprechen von Fortschritt und einer strahlenden Zukunft erledigt hatten. Seine Herkunft lässt ihn mit einem bestimmten Wissens- und Erfahrungsschatz, aber auch mit einer skeptischen Neugier reisen. Fragen kommen auf nach dem Selbst und seiner Eingebundenheit in die kollektive Erfahrung eines abrupt beendeten ideologischen Systems, welches eigentlich auf die Ewigkeit ausgelegt war. Möglich ist dabei allenfalls eine Annäherung, wie bei der „exakten Vertrauensgrenze“ der Wahrscheinlichkeitsberechnung, welche auch in dem Titel einer Arbeit von 1998 wiederzufinden ist.

Neumanns Archiv erzählt kein zusammenhängendes Narrativ, weder der Entwicklung in den Nachfolgestaaten der Sowjetunion, noch der Formierung des Selbst. Seine zurückhaltenden bildlichen Beobachtungen laden ein, auf eine Reise mitzukommen, bei der die Deutungshorizonte offen bleiben.

Ausstellungsdauer 13.3. – 19.4.2020
Öffnungszeiten Do - So 14 - 18 Uhr und nach Vereinbarung
Eintritt Frei

Rahmenprogramm

Do 19.03.2020, 19 Uhr Buchpräsentation „Exakte Vertrauensgrenzen“ Gespräch „Fotokunst und Biografie“ - Thomas Neumann mit Dr. Eva Pluharová-Grigiene (Kunst- und Bildhistorikerin, Europa-Universität Flensburg), Gabriele Muschter (Kunstwissenschaftlerin, Publizistin, Kuratorin, Berlin) und Uwe Warnke (Autor, Verleger und Herausgeber von Entwerter/Oder)

Do 02.04.2020, 19 Uhr Gespräch in der Ausstellung „Ort, Landschaft, Fotografie“ Thomas Neumann mit Axel Hütte (Fotokünstler, Düsseldorf) und Dr. Anja Schürmann (kulturwissenschaftliches Institut Essen)