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Der Ausstellungszyklus fast forward beschreibt mit seinen fünf Projekten den Wandel entscheidender Begriffe unseres Wirklichkeitsbildes, die in den letzten Jahrzehnten neu definiert wurden. Nachdem der Einfluß der Massenmedien auf die bildende Kunst (image) und das gewandelte Verhältnis von Kunst und Kommerz (trade marks) dargestellt wurden, ist die nächste Station dem Thema der menschlichen Identität gewidmet. Body check greift Aspekte der Körperkunst auf. Doch während die Künstlerinnen und Künstler bis in die siebziger Jahre den Körper als eine Gegebenheit genommen haben, sehen sie ihn heute als eine gesellschaftliche Konstruktion. Wo der Körper die Unmittelbarkeit der Erfahrung gewährleisten sollte, erscheint er jetzt geformt durch Medienbilder, Sprache, stereotype Verhaltensweisen. Das Ich ist ein soziales Gebilde.

Vierundzwanzig Künstlerinnen und Künstler lassen mit ihren Arbeiten ein Panorama entstehen, in dem sich die Veränderung des Körper- und Subjektbildes erfahren läßt. Im zentralen Raum steht Sam Samores Märchenwald. Seine Geschichten, die der Besucher aus Lautsprechern hört, greifen auf ein altes Modell der Identitätsbildung zurück. Julia Scher zeigt die Zurichtung des Körpers durch Gewalt. In ihrer Installation setzt sie den Betrachter den Kräften von Sound und Licht aus. Dominique Gonzalez-Foerster geht den subtilen Wechselwirkungen von Architektur und Identität nach. Ihr stilisiertes Wohnzimmer läßt nach der Charaktere seines Nutzers fragen und Vergleiche anstellen zu ähnlichen Räumen und deren Bewohnern.

Getreu dem Ausstellungsprinzip, in verschiedenen Stationen diesselben Werke in neuem Kontext oder neue Werke von bereits vertrauten Künstlern zu zeigen, trifft der Besucher auch auf bereits Bekannte. Eine Sammlung von Plakaten Martin Kippenbergers mit seinem Portrait läßt ihn im Laufe seiner Laufbahn altern. Sylvie Fleury zeigt eine Installation, die aus Trophäen eines Einkaufsbummels bei großen Modehäusern wie Gucchi oder Chanel zu bestehen scheint. Die eisblauen Bonbons von Felix Gonzalez-Torres, gerade noch als Feld zu sehen, sind jetzt wie eine minimalistische Skulptur in einer Raumecke aufgeschüttet. Wie schon in den vorausliegenden Stationen sind auch diesmal junge Künstler beteiligt. Markus Schinwald beschäftigt sich mit Mode. Sein "Jubelhemd" ist allerdings kaum ein typischer Konsumartikel, denn es sitzt bequem nur bei erhobenen Armen. Mit Jeanne Faust stellt der Kunstverein eine junge Absolventin der Hamburger Kunstakademie vor. Ihr Film "Rodeo" zeigt eine flüchtige Bekanntschaft, die sich anhand einer Männerphantasie entwickelt und noch einmal das Wechselspiel der Geschlechterrollen aufgreift, wie es die erste Station thematisiert. Wenn Christian Jankowski den Direktor des Kunstvereins am Eröffnungsabend in einen Hund verwandelt, dann geht es allerdings nicht nur um Identität, sondern offenbar auch um das Machtverhältnis von Künstlern und Kunstvermittlern.

Künstlerliste: Fareed Armaly, Angela Bulloch, Tracy Emin, Sylvie Fleury, Jeanne Faust, Dominique Gonzalez-Foerster, Felix Gonzalez-Torres, Irene & Christine Hohenbüchler, Christian Jankowski, Martin Kippenberger, Elke Krystufek, Peter Land, Zoe Leonard, Sarah Lucas, Matt Mullican, Cady Noland, No Problem Agency (Roland Rust/Volker Eichelmann), Jorge Pardo, Bernhard Prinz, Thomas Ruff, Sam Samore, Julia Scher, Markus Schinwald, Cindy Sherman, Sue Williams, Gillian Wearing.