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FERDINAND HODLER. Maler der frühen Moderne
08.09.2017 - 28.01.2018

Ferdinand Hodler (1853–1918) ist einer der erfolgreichsten Künstler des ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhunderts und zählte in den Augen seiner Zeitgenossen zu den wichtigsten Malern der Moderne. Seit der letzten großen monografischen Ausstellung 1999/2000 in München und Wuppertal ist Hodlers Œuvre nicht mehr umfassend in Deutschland gezeigt worden. Die Ausstellung in Bonn gibt die Gelegenheit, andere Schwerpunkte zu setzen und Werke zu präsentieren, die lange nicht mehr oder noch nie in Deutschland zu sehen waren.

«Warum werden Sie nicht Maler? Das ist ein gesunder Beruf. Man ist viel an der frischen Luft.»
Ferdinand Hodler

Rund 100, zum Teil großformatige Gemälde und über 40 Zeichnungen veranschaulichen, welche Etappen und Ereignisse in der Laufbahn des Künstlers wesentlich zu seinem nationalen und internationalen Erfolg beigetragen haben. „Abwechselnd gefeiert und verfemt, geächtet und vereinnahmt in Deutschland hat der ‚Schweizer Nationalmaler‘ Ferdinand Hodler hierzulande eine erstaunliche Karriere hingelegt“, so Rein Wolfs, Intendant der Bundeskunsthalle. „Sein künstlerischer Weg in die Moderne wurde von politischen Diskursen flankiert, in denen er eine ebenso klare Haltung zeigte wie in seiner Kunst. In der Ausstellung stehen sowohl seine erstaunliche künstlerische Entwicklung wie auch der zeitgeschichtlich brisante ‚Fall Hodler‘ zentral.“

Im Fokus der Präsentation steht auch die Frage nach Hodlers Strategien, die ihn dazu befähigten, als autonomer Künstler wahrgenommen und geschätzt zu werden. Thematisiert werden die Ausbildungszeit, Auslandsreisen, Wettbewerbsbeteiligungen, Skandale sowie die Ausstellungstätigkeit. Eine wichtige Rolle in Hodlers Künstlerkarriere kommt den Vermittlungsinstanzen zu: Seine Kontakte zu Sammlerinnen und Sammlern sowie zum Kunsthandel und zu den Kunstvereinen trugen zur erfolgreichen Verbreitung seiner Kunst bei, wobei Deutschland neben Wien und Paris eine zentrale Rolle spielte. Dieser Aspekt der Erfolgsgeschichte wurde in vergangenen Präsentationen zu Ferdinand Hodler kaum berücksichtigt und wird in der Ausstellung besonders gewürdigt. Ein weiterer Schwerpunkt widmet sich den formalen Besonderheiten der frühen Moderne, etwa die geschlossenen Formen, die großflächige Malweise, die parallelen Strukturen, der Rhythmus. Die Ausstellung berücksichtigt alle Gattungen wie Landschaft, Bildnis, Figur und Historie. Hodlers Biografie wird mit Fotografien dokumentiert, die Einblick in das familiäre Umfeld, sein Atelier, seine Arbeitsweise und seinen Freundeskreis geben.

Ferdinand Hodlers künstlerische Laufbahn begann als Vedutenmaler am Thunersee bei Ferdinand Sommer, Barthelémy Menn machte ihn in Genf mit der Pleinairmalerei und der Porträtkunst vertraut. Während seines mehrmonatigen Aufenthalts in Spanien vertiefte der junge Maler seine Kenntnisse in Madrid, wo er im Prado die flämische, italienische und spanische Malerei studierte und ein neues Verständnis für Licht und Farbe entwickelte. Im Alter von 23 Jahren beteiligte er sich an nationalen Wettbewerben, die ihm einige Preise eintrugen und die sein Werk einem breiten Schweizer Publikum bekannt machten. Sein Gemälde Die Nacht (1889–1890) provozierte in Genf einen Eklat, doch mit dem Skandalbild setzten Hodlers Erfolge im Ausland ein, und er erntete in Künstlerkreisen viel Beifall. Der internationale Durchbruch gelang ihm 1904 an der XIX. Ausstellung der Wiener Secession. Carl Reininghaus, österreichischer Kunstförderer und Sammler, erwarb mehrere Bilder und machte den Künstler über Nacht zum Millionär. Nach 1900 begannen sich deutsche Kunstinstitutionen vermehrt für Hodler zu interessieren. Der Deutsche Künstlerbund stellte dem Maler in der Berliner Ausstellung von 1905 einen eigenen Saal zur Verfügung. Es folgten weitere Secessionsausstellungen in München und Berlin. Auch die deutschen Kunstvereine und der Kunsthandel waren auf Hodler aufmerksam geworden und veranstalteten zwischen 1907 und 1914 mehrere Gruppen- und Einzelausstellungen mit Werken des Künstlers; die Ausstellungsbesprechungen der deutschen Presse machten Hodlers Kunst einem breiten Publikum bekannt. Der Maler erhielt Aufträge von deutschen Kunsthändlern und Sammlern, deutsche Museen erwarben seine Bilder, wie die Staatsgalerie Stuttgart und das Städel Museum in Frankfurt am Main.

In den zeitgenössischen Rezensionen zu Hodler ist die Rede vom Maler der Moderne. Als modern empfanden die Kunstkritiker die Tendenz zum Ornament, die formalen Wiederholungen, die starken Umrisse sowie die Wahl der Farben. Hodlers Monumentalmalerei, die sich durch große Flächen und klare Konturen auszeichnete und die durch ihre Fernwirkung beeindruckte, stieß in Deutschland auf großes Interesse. Höhepunkt seiner Reputation als Maler des Monumentalstils bildeten die Aufträge der großformatigen Wandbilder für die Friedrich-Schiller-Universität in Jena 1907 sowie für das Rathaus in Hannover 1911. Hodlers Erfolgsgeschichte in Deutschland endete abrupt, nachdem er ein Protestschreiben gegen die Beschießung der Kathedrale von Reims durch deutsche Soldaten mit unterzeichnet hatte. Die Ächtung tat Hodlers Karriere außerhalb von Deutschland keinen Abbruch. Sammlerinnen und Sammler wie die Geschwister Gertrud und Josef Müller, Willy Russ-Young und Arthur Hahnloser unterstützten Hodler mit ihren Ankäufen und Aufträgen. Als Hodler 1918 im Alter von 65 Jahren starb, hatte er rund 2000 Gemälde geschaffen.