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Fördertürme und Schlote, umwoben von Spinnennetzen oder zersplittertem Glas. Das Thälmann-Denkmal als monumentales Pappmodell. Angekratzt von den Spuren der Zeit, noch bevor der Bronze-Thälmann gegossen war. 1982 hat Betina Kuntzsch das im Vorjahr stillgelegte Gaswerk Prenzlauer Berg fotografiert. Der geplante Abriss der historischen Gasometer entfachte einen bis dato in der DDR ungekannten Bürgerprotest. Visionen und kulturelle Nutzungskonzepte wurden entwickelt. 1984 wurden sie gesprengt. 30 Jahre danach hat Kuntzsch die Negative – mittlerweile durch einen Wasserschaden im Atelier lädiert – gescannt und auf Fotopapier ausbelichtet. Mitsamt dem Filmschmutz und Staub, mit Wasserflecken oder Rissen, die in der Filmschicht sichtbar werden. In dokumentarischen Momenten lagern sich Zeitschleifen ein. In ihren Fotografien und Videos arbeitet die 1963 in Berlin geborene Künstlerin, die an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig studiert hat, bewusst mit Materialdefekten und Artefakten, entdeckt verschwundene Inhalte, schafft Erinnerungen an die Vergänglichkeit – auch von Utopien. (Michaela Nolte)