press release only in german

Am 20. April 2005 eröffnen die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen im Residenzschloss in Neuburg a. d. Donau in Anwesenheit des Staatsministers für Wissenschaft, Forschung und Kunst Dr. Thomas Goppel und des Staatsministers der Finanzen Prof. Dr. Kurt Faltlhauser eine Filialgalerie mit Gemälden des flämischen Barock. Mit fast 160 Meisterwerken aus der Zeit von Peter Paul Rubens zeigt die neue Staatsgalerie ein eindrucksvolles und vollständiges Bild der flämischen Schule und präsentiert zugleich charakteristische Werke aller Gattungen von der Historien- und Landschaftsmalerei über das Porträtfach bis hin zu Genreszenen und Stillleben.

Dieser einzigartige Gemäldebesitz ist vor allem zwei leidenschaftlichen Sammlern aus dem Hause Wittelsbach zu danken: Kurfürst Max Emanuel von Bayern in München (1662-1726) und Kurfürst Johann Wilhelm von Pfalz-Neuburg in Düsseldorf (1658-1716). Bereits Johann Wilhelms Großvater, Wolfgang Wilhelm von Pfalz-Neuburg (1578-1653), hatte Altarbilder für die Hofkirche in Neuburg bei Peter Paul Rubens bestellt: Das »Große Jüngste Gericht« (1617) für den Hauptaltar (tatsächlich das größte Gemälde im gesamten Rubenswerk und heute in der Alten Pinakothek zu bewundern) und für die Seitenaltäre eine »Anbetung der Hirten« (1619) sowie eine »Ausgießung des heiligen Geistes« (1619). Herzog Johann Wilhelm ließ 1691 das »Große Jüngste Gericht« und 1703 die beiden Seitenaltarbilder aus der Neuburger Kirche entfernen und in die von ihm gegründete Düsseldorfer Galerie bringen. Ende des 18. Jahrhunderts wurden die Kunstwerke nach dem Aussterben der Pfälzer Linie des Hauses Wittelsbach nach München gebracht. Nach nunmehr 300 Jahren kehren die Seitenaltarbilder jetzt in die Stadt ihrer ursprünglichen Bestimmung zurück und sind zugleich Mittelpunkt der neuen Staatsgalerie.

Neben acht weiteren Gemälden von Rubens und seiner Werkstatt gehören auch die beiden anderen herausragenden Antwerpener Maler dieser Zeit, Anthonis van Dyck und Jacob Jordaens, mit repräsentativen Beispielen der Portrait- und Historienmalerei zu der Neuburger Auswahl. Brillante, großformatige Werke der Lütticher Schule, vor allem der führenden Maler Gérard Douffet und Bertholet Flémalle, werden seit Jahrzehnten erstmals wieder öffentlich zugänglich gemacht. Gezeigt werden diese Meisterwerke in den frisch renovierten Räumen des Westflügels von Schloss Neuburg, dem so genannten Ottheinrichbau. Der aus der pfälzischen Linie des Hauses Wittelsbach stammende Pfalzgraf Ottheinrich (1502-1559) ließ ab 1537 seine Residenz erweitern. Kernstück des Westflügels und somit auch der neuen Galerie ist der Große Saal im zweiten Stock, der mit 50 Metern Länge und 17 Metern Breite lange Zeit als der größte stützenlose Saal nördlich der Alpen galt und in dem nun die großformatigen Meisterwerke gezeigt werden.

Im unteren Geschoss des Westtrakts sind die Räume kleineren Formaten des flämischen Barocks gewidmet: Zu sehen sind Landschaften der Brueghel-Familie und der engen Rubens-Mitarbeiter Jan Wildens und Lucas van Uden, Stillleben von Frans Snyders und Daniel Seghers, Seestücke von Andries Artvelt und Bonaventura Peeters sowie Genreszenen von David Teniers und Gillis van Tilborch.

Ein Teil der für Neuburg getroffenen Auswahl gehörte vor dem Krieg zur ständigen Präsentation der Alten Pinakothek, andere Werke befanden sich im Depot und in verschiedenen Filialgalerien. Vor ihrer Installation in Neuburg wurden die Gemälde aufwändig restauriert. Vielen konnten historische Rahmen zurückgegeben werden.

»Der seit vielen Jahren geträumte Traum einer Staatsgalerie in Neuburg an der Donau mit flämischer Barockmalerei wird endlich Wirklichkeit. Mit diesem neuen Standort verfügen die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen über eine Filialgalerie von exzellenter Qualität auf höchstem internationalen Niveau: Wer zukünftig Werke flämischer Barockmalerei sehen möchte, wird neben den großen altehrwürdigen Sammlungen des Prado in Madrid, der Alten Pinakothek in München und des Kunsthistorischen Museums in Wien auch Schloss Neuburg an der Donau besichtigen müssen«, so Prof. Dr. Reinhold Baumstark, Generaldirektor der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen.

Die Eröffnung wird von einer Sonderausstellung mit Graphiken von und nach Rubens aus der Staatlichen Graphischen Sammlung München begleitet, die für die Verbreitung seines Werkes von besonderer Bedeutung war. Mittels Stichen machte Rubens seine Gemälde in ganz Europa bekannt. Einige Blätter führte er selbst aus, die Herstellung der Druckplatten anderer durch die besten Stecher Antwerpens überwachte er persönlich. Eine Auswahl der schönsten Drucke nach seinen Hauptwerken wird ab 20. April ebenfalls in Neuburg zu sehen sein.

Die Staatsgalerie ist ab dem 21. April 2005 für die Öffentlichkeit zugänglich.

only in german

Flämische Barockmalerei
Eröffnung der Filialgalerie

Werke von Andries Artvelt, Hendrik van Balen, Jan Bruegel der Ältere, Jan Cossiers, Gérard Douffet, Anthonis van Dyck, Bertholet Flémalle, Frans Francken der Jüngere, Jacob Jordaens, Bonaventura Peeters, Peter Paul Rubens, Daniel Seghers, Frans Snyders, David Teniers, Gillis van Tilborch, Lucas van Uden, Paul de Vos, Jan Wildens, ...