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Das Kunstwerk als Katalysator

Florian Meisenberg (geb. 1980 in Berlin) zeigt vom 05. September bis zum 26. Oktober 2014 im Kasseler Kunstverein eine vielfältige Ausstellung mit Malerei, Videos und raumgreifenden Installationen.

Meisenberg wechselte nach seiner Ausbildung zum Mediengestalter an die Düsseldorfer Kunstakademie (2004–10), um dort bei Peter Doig Malerei zu studieren. Er lebt und arbeitet heute in Düsseldorf und Brooklyn/New York.

Zahlreiche Auszeichnungen und das Interesse von bekannten Kunstsammlern haben zu einer verstärkten öffentlichen Wahrnehmung seiner Arbeit geführt. In den Räumen des Fridericianums bietet der Kasseler Kunstverein ihm nun die Möglichkeit, sein künstlerisches Œuvre im Rahmen einer großen Einzelausstellung erstmalig auch in Deutschland präsentieren zu können.

Meisenberg arbeitet in zahlreichen Arbeiten mit der trennenden und verbindenden Funktion von Oberflächen. Leinwand oder Bildschirm werden durchlässig und aktiv im Sinne einer Membran oder eines Interfaces. In der Malerei, wie etwa in seiner Serie Continental Breakfast, Overmorrow at Noon (2012) benutzt er neben der Ölfarbe direkt das Bindemittel Öl zur Bildproduktion. Das Öl dringt ein, vermengt sich mit dem Bildträger und hinterlässt Flecken, die neben den gemalten Bereichen zentraler Teil der Komposition sind. In seinen Filmen zeichnet er mit einer speziellen Software seine Handlungen am Computer auf. Er bringt den Betrachter in die Position des voyeuristisch-interessierten Blicks über die Schulter, und die Ästhetik der Bilder erinnert an die zahllosen How-To-Videoanleitungen im Web. Das ‚How-To-Create-An-Artwork’ bei Meisenberg verweist zudem auf die filmischen Dokumentationen von Werkprozessen bei Picasso oder Pollock. Er bedient das Bedürfnis an der Teilhabe am künstlerischen Schaffen wie seine bekannten Vorläufer, ohne dies jedoch mit einer avantgardistischen Bedeutsamkeit zu überhöhen.

Das klassisch gefilmte Video Wembley, farewell my Concubine (2013) stellt die Frage, wieso eine Katze durch die trennende Glasscheibe eines Schaufensters hindurch auf Streicheleinheiten reagiert, obwohl sie nicht berührt wird. Wieso reagieren wir so stark auf digitale Bilder, die uns in unserer sinnlichen Wahrnehmung reduzieren? Bei einer Katze wirkt es fremdartig, in unserem Alltag genießen wir die Berührung des Touchscreens und erfreuen uns an jeder Reaktion des Interface.

Meisenberg sieht Kunstwerke als Katalysatoren des Denkens. Sie sollen Anstöße bieten. Im besten Fall beginnt bei der Betrachtung ein neuer Denk- und Erkenntnisprozess, der anregt und unterhält. Seine medienübergreifenden Installationen oder Raum-Collagen laden zum Tauchen ein. Niemand muss untergehen, aber das Verweilen an der Oberfläche fällt schwer. Gegen das Ausharren in Untiefen wirkt die Ironie seiner Arbeiten und ihrer Titel wie das Lachgas gegen Schmerz: Auftauchen gewünscht, bis zum nächsten Tiefgang.