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Zum vierten Mal vergibt die CENTRAL KRANKENVERSICHERUNG AG Köln in Zusammenarbeit mit dem Kölnischen Kunstverein den CENTRAL-Kunstpreis für internationale Künstler. Durch die Preisträger Rikrit Tiravanija (1996), Douglas Gordon (1998) und Ernesto Neto (2000) hat der CENTRAL Kunstpreis ein großes Ansehen innerhalb der bildenden Kunstszene gewonnen, das mit der Nominierung von Florian Pumhösl seine Fortsetzung findet. Florian Pumhösl wurde von einer internationalen Jury, bestehend aus Philipp Kaiser, Kurator am Museum für Gegenwartskunst in Basel, Hedwig Saxenhuber, Kuratorin und Kunstkritikerin, Wien und Adam Szymczyk, Mitbegründer der Foksal Foundation in Warschau und seit kurzem Direktor der Kunsthalle Basel nominiert. Mit dem Förderpreis in der Höhe von Euro 75.000,- setzt die CENTRAL KRANKENVERSICHERUNG AG ein deutliches Zeichen, neben ihrer Sammlung von zeitgenössischer Kunst auch die aktuellen Tendenzen in der bildenden Kunst wahrzunehmen und fortzuschreiben.

Florian Pumhösls Ausstellung im Kölnischen Kunstverein greift Momente der frühen, abstrakten und dokumentarischen Bildproduktion auf und transferiert dabei nicht nur dessen technische und ästhetische Aspekte ins 21. Jahrhundert, sondern überliefert auch die Inhalte der Manifeste, die in Zusammenhang mit der Produktion moderner Bildsprachen entstanden sind. Abstrakte Filme bilden in der Ausstellung einen wichtigen Ankerpunkt. Sie belegen wie kaum andere Werke der Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts eine grundlegend veränderte Auffassung des einzelnen Bildes und der Reproduktion von Wirklichkeit. Die Moderne beanspruchte neben der politischen auch eine ästhetische Radikalität, die heute zum Teil noch wirksam ist: „Sie wollte das Sehen erschüttern, mit dem geläufigen Formenkanon aufräumen, und neue Kriterien anlegen, wie eine fortschrittliche Ausdrucksweise aussehen könnte: Abstraktion und Atonalität waren die Ergebnisse aus der direkten Arbeit mit den benützten Medien, die Integration der neuen Medien Fotografie und Film in die Kunst setzte neue Maßstäbe, was die Bilderzeugung betraf und ein so radikaler Schritt wie das Ready-made verwarf die Vorstellungen vom Kunstwerk zur Gänze.“ (Ruth Horak-Maurer) Eine für die Filme und Werkgruppen konzipierte Architektur gliedert den Ausstellungsraum in helle und dunkle Bereiche. In der Serie „Hauspinakothek“ deutet Pumhösl die Rolle an, die der Dialog mit dem Archiv in seinen Arbeiten spielt. Er zitiert einen Aufsatz von Moholy-Nagy, in dem die „Hauspinakothek“ als Aufbewahrungsort für massengefertigte Bilder, Fotografien und Druckgrafiken beschrieben ist und als solche ein Raum in einem zeitgenössischen Haus darstellt. Das Zusammenspiel abstrakter und wissenschaftlicher Bildwelten ist Gegenstand einer 30-minütigen Filmstudie. Hier werden Organismen bei ihrer massenweisen Organisation beobachtet. Florian Pumhösl ent-wirft in der Filmstudie Situationen, die Beobachtungsmodi früherer Wissenschaftsfilme ebenso wachrufen, wie komplexe Gesellschaftsdiagramme.

Die Fotogrammzyklen „Untitled“ (Danse) und „Untitled“ (Uhr) können zunächst als Anspielung auf die abs-trakten Filmexperimente Hans Richters, Viking Eggelings oder Oskar Fischingers gesehen werden, die mit Titeln wie „Rhythmus“, „Synfonie“ oder „Lichtkonzert“ ihre Synchronizität, zugleich aber auch ihre Autonomie gegenüber der Musik beschworen hatten. Pumhösl versucht damit eine konzeptuelle Annährung an – aus heutiger Sicht als regelrecht archaisch erscheinende – Fragestellungen raum-zeitlicher Darstellungen. Er benutzt konzeptuelle Vorgangsweisen „um sie zu verstehen“ (Pumhösl), vor allem aber zur Erforschung und Erweiterung des historischen Raums, in dem sie existieren. Im Film „Untitled (Mixed Exhibits)“ wird ein Ort beschrieben, eine bemerkenswerte, dunkle Architektur des zwanzigsten Jahrhunderts, bevölkert von einem Wesen, das wie eine „unendliche Kamera ohne ein Ich“ mit ihr koexistiert. Die Ausstellung entstand in Zusammenarbeit mit Hannes Böck (Film), Hecker (CD-Produktion) und Stephan Rabeck (Ausstellungsarchitektur).

Biografische Daten Florian Pumhösl, geboren 1971, lebt und arbeitet in Wien. Ausstellungen und Projekte von Florian Pumhösl (Auswahl): Biennale Lyon (2003); „Form Specific“, Moderna Galerija, Ljubljana (2003); „Individual Systems“, 50. Biennale Venezia, Vendig (2003); Manifesta 4, Frankfurt am Main (2002); „Design für die wirkliche Welt“, Generali Foundation, Wien (2002); Yokohama Triennale; Galerie Krobath Wimmer (2001); „Humanistische und ökologische Republik“, Secession (2000); „Covering the Room“, Salzburger Kunstverein (1998); „On or off the Earth“, Grazer Kunstverein (1997). Pressetext

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Florian Pumhösl
CENTRAL-Kunstpreis für internationale Künstler
frühere Preisträger: Rikrit Tiravanija (1996), Douglas Gordon (1998) und Ernesto Neto (2000)