Galerie Friedrich, Basel

Grenzacherstrasse 4 - am Wettsteinplatz
CH-4058 Basel

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Die Galerie Friedrich zeigt vom 27. Januar bis zum 18. März 2005 drei neue Werke des in Berlin lebenden Künstlers Florian Slotawa. Einem breiteren Publikum wurde Slotawa mit den Besitzarbeiten bekannt, in denen er seinen privaten Besitz (Kleider, Haushaltgeräte, Tische, Stühle usw.) einem bestimmten Thema folgend in räumliche Installationen arrangierte. In Heimatrelief (1997) gab er den Dingen seines Alltags die Form eines Reliefs der heimatlichen Münchner Voralpen (Massstab 1:35'000), für Jüngstes Gerich (2000) ordnete er - Vorbild Giotto und Michelangelo - seinen Hausrat dem klassischen Bildaufbau des Jüngsten Gerichts entsprechend an, für eine weitere Ausstellung baute er seine persönlichen Gegenstände zu Skulpturen von 161 cm Höhe auf, der Grösse seiner Mutter. In verschiedenen Varianten wird Biographie zum Werkzeug, jedoch nie zum Bekenntnis. Sie bringt Leben ins Spiel, um den Alltag der Kunst und die Kunst dem Alltag zuzuführen. Diese Situation kam 2002 zu einem ersten Höhepunkt, als ein Sammler den gesamten Besitz Slotawas als Kunstwerk aufkaufte. Was wiederum zur Mannheimer Bestandsaufnahme führte, für die der Künstler in einer archivarischen Abschiedsgeste nochmals alle Gegenstände dokumentarisch vor weissem Hintergrund abfotografierte. Die 92 Fotografien wurden 2004 abgezogen und eine Auswahl ist nun in der Galerie Friedrich zu sehen.

Eine weitere Werkserie trägt den Titel Hotelarbeiten. Es handelt sich um schwarzweisse Fotografien von Hotelräumen mit kleinen slumartigen Behausungen. Bei seiner Ankunft am Abend baute sich Slotawa möglichst leise mit den Gegenständen des Hotelzimmers (Schränke, Matratzen, Türen usw.) eine kleine Hütte, in der er seine Nacht fernab der anonymen Interieurs verbringen konnte. Morgens begann der Rückbau, so dass von der nächtlichen Intervention keine Spur mehr übrig blieb. In den Hotelarbeiten werden die Besitzarbeiten des Anfangs zu temporären "Inbesitznahmearbeiten" erweitert, die verschiedene Formen annehmen können. Für die Ausstellung Schätze aus zwei Jahrtausenden im Museum Abteiberg in Mönchengladbach 2001 wählte der Künstler 65 Gegenstände aus dem Depot des Museums aus, liess sie in seine Wohnung in Berlin transportieren, wo er sie installierte und anschliessend fotografierte. In der Ausstellung waren nur die Fotografien zu sehen, die zeigten wie die dem Depot entronnenen Kunstwerke zwischen Kaffeemaschine und Blumenstrauss Luft schöpfen. Für die Galerie Friedrich wird Slotawa den umgekehrten Weg gehen, indem er die Sommerkleider der Galeristen in Besitz nimmt und es ihnen ermöglicht, für kurze Zeit Luft in der Kunst zu schöpfen. Hoffentlich wird die Arbeit nicht verkauft, sonst müssen Friedrichs im nächsten Sommer schwitzen.

Die dritte Arbeit der Ausstellung entsteht ohne Rückgriff auf das Werkzeug "Biographie". Es handelt sich um eine (fast) klassische Bildhauerarbeit, um die Tapes. Klebebänder von verschiedener Dicke, Breite und Farbigkeit, jedoch mit identischem Innendurchmesser, werden zu schlanken Türmen aufeinander gestapelt und durch Reduktion von Material in ihre ideale Form gebracht. Wie die klassische Skulptur durch progressive Entfernung des Gesteins entsteht, formt sich die Silhouette der Tapes durch progressive Entfernung von Klebeband. Brancusi trifft auf Baumarkt, um dem Alltag Schönheit zu schenken.

Daniel Baumann

Pressetext

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Florian Slotawa