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In den letzten 10 Jahren ist die Arbeit afrikanischer Fotografen zunehmend auch im Westen bekannt geworden und hat dadurch das Bild nachhaltig verändert, welches wir von afrikanischer Kunst im 20. Jahrhundert hatten. Ihre künstlerischen Strategien und kritischen Arbeitsweisen widersprechen der herkömmlichen Meinung, nur der Westen sei zu Innovationen imstande. Zudem unterlaufen sie kritisch die fotojournalistischen und dokumentarischen Bilderfluten der letzten Jahrzehnte über Apartheid und Postapartheid in Südafrika.

Diese Ausstellung zeigt - zum ersten Mal in Österreich - Arbeiten von zwei Generationen südafrikanischer Fotografen: David Goldblatt (geboren 1930 in Randfontein), Santu Mofokeng (geboren 1956 in Johannesburg) und Zwelethu Mthethwa (geboren 1960 in Durban).

David Goldblatt Goldblatt ist ein Tiefenforscher. Er interessiert sich für Gesellschaft, für gesellschaftliche Phänomene, indem er einen Standpunkt tief im Inneren der beschriebenen Phänomene annimmt. In seiner konsequenten, die Auswirkungen von Apartheid aufzeichnenden Arbeit, hat er seit den frühen 60er Jahren festgestellt, dass nicht so sehr die grossen, Schlagzeilen machenden Ereignisse wesentlich für die Beschreibung von Gewaltstrukturen sind, als vielmehr der Alltag, wo sich jene begegnen, die die Macht besitzen und sie verhehrend einsetzen und jene, die sie passiv zu erleiden haben.

In der Ausstellung zeigen wir auch "Particulars", eine s/w Fotoserie aus den 70er und 80er Jahren. An diesen Aufnahmen von Körperfragmenten erkennt man paradigmatisch die Ambivalenz, die Goldblatts gesamtes Werk auszeichnet: der südafrikanischen Realität in ihrer ganzen Hässlichkeit anzugehören und ihr gleichzeitig (als Nichtschwarzer) entfremdet zu sein. (zu David Goldblatt, siehe auch Camera Austria 46 und 51/52)

Santu Mofokeng Wir zeigen eine Auswahl der s/w-Serie "Township Billboards", (1989-2003). Dazu Santu Mofokeng: "Seit den Anfängen der Townships waren Reklametafeln das Medium der Kommunikation zwischen den Herrschenden und den Bewohnern der Townships. Sie sind ein Überbleibsel der Zeit, als Afrikaner Machtverhältnissen unterworfen und Townships Sperrgebiete waren. Gesetze, städtische Bestimmungen und Verordnungen regulierten die Aktivitäten der Menschen und bestimmten, wer das Township betreten durfte und wer nicht. Wenn ich sage, dass Reklametafeln Bezugspunkte sein können bei der Aufzeichnung der Geschichte und Entwicklung der Townships, so sage ich das ohne Ironie. Reklametafeln erfassen und verkörpern Ideologie, das soziale, wirtschaftliche und politische Klima zur jeweiligen Zeit. (...) Im Bus, im Taxi bei hohem Tempo rollen die Reklametafeln vorbei, als würde man in einem Buch blättern. Die Netzhaut registriert geheime und geistlose Botschaften über Sex und Mobiltelefone, vor allem Sex und Mobiltelefone. Vielleicht ist das ein Zufall. Trotzdem merkwürdig." (Santu Mofokeng, 2003) (zu Santu Mofokeng siehe auch Camera Austria 56)

Zwelethu Mthethwa wurde bekannt durch seine Portraits südafrikanischer Wanderarbeiter und Landflüchtlinge am Rande der grossen Städte. In der FarbSerie "Empty Beds" geht Mthethwa der Frage nach, wie "urban migrants" leben und wohnen, wie sich ihre ökonomischen, emotionalen und psychischen Konstituenten präzise im Raum niederschlagen. In diesen Farbfotos sehen wir keine Menschen, der Raum, der ihr Zuhause ist, ersetzt sie. Man sieht aber die genauen Zeichen, welche die abwesenden Bewohner ausmachen.

Dann der Film "Flex" (2002): hier wird - wie in einer abstrakten Übung - Hauttextur und darauf spielendes Licht thematisiert. Körperteile sind Zentrum einer Bewegung, welche das Auge des Zusehers um sie herum vollführt. Das Zusammenführen, das wir hierbei erleben und das wieder gegeneinander Absetzen der sich rhythmisch bewegenden Körperteile schafft eine Matrix, deren musikalische Qualität beim Betrachter auf schöne Weise nachklingt.

Pressetext

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Fotografie aus Südafrika
in Kooperation mit Goodman Gallery Johannesburg und CarlierGebauer Berlin

mit David Goldblatt, Santu Mofokeng, Zwelethu Mthethwa