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Do, 13. März, 19:30 Uhr. Eröffnung und Gespräch mit Francesc Abad und Ursula Marx, Moderation: Sela Bozal (HU Berlin). In Anwesenheit von Josep Bargalló, Institut Ramon Lull

Im Rahmen der Veranstaltungsreihe Erinnern ohne Vergeltung präsentiert die Ausstellung block W.B. Die Idee eines Denkens, das Bilder erschafft vom 14. März bis 16. Mai im Instituto Cervantes Arbeiten des katalanischen Künstlers Francesc Abad (Terrassa, 1944). In Installationen, Dokumentation, Objekte, Videos und Kunstbücher setzt sich der Künstler mit dem Werk von Walter Benjamin auseinander. Ab April wird die Ausstellung durch ein Rahmenprogramm ergänzt.

In der Ausstellung block W.B. Die Idee eines Denkens, das Bilder erschafft präsentiert der katalanische Künstler Francesc Abad eine Sammlung von Arbeiten und Projekten, die auf eine mehr oder weniger direkte Weise vom Werk des großen deutschen Philosophen Walter Benjamin inspiriert sind. Die Ausstellung greift die Ideen der Fragmente und unvollendeter Strukturen auf, die für das Werk Benjamins kennzeichnend sind. Das Zentrum der Installationen bildet ein spiralförmiger Tisch, auf dem 18 Computer die Hauptthesen der Philosophie Benjamins vorstellen. Sie sind Anlaufpunkt für die Betrachtungen über Kunst, Politik, Ideologie, Exil, Schmerz, das Subjekt, Tod, Kultur, das Volk und die Geschichte.

Der Tod Walter Benjamins, eines der größten Denker Deutschlands, vereint zwei Ereignisse, die auf grausame Weise das 20. Jahrhundert geprägt haben: den zweiten Weltkrieg und den Spanischen Bürgerkrieg. Auf der Flucht vor den Nationalsozialisten geht Walter Benjamin 1933 ins Exil nach Paris. Mit einem nordamerikanischen Visum in der Tasche, will er 1940 dem Einmarsch der Deutschen in Frankreich entgehen und plant seine Flucht über die spanische Grenze nach Lissabon, um von dort aus weiter den Ozean zu überqueren. Am 25. September erreicht er die spanische Grenze, doch ihm wird die Einreise verweigert. 24 Stunden später nimmt sich Walter Benjamin in einem Gästehaus in Port Bou das Leben. Bis heute liefern die misteriösen Umstände seines Todes Spekulationen über einen möglichen Mord.

Die Gegenwärtigkeit von Benjamins Denken und die Wirkung, die über die deutsche Sprache und Kultur weit hinausstrahlt, lässt sich kaum besser darstellen als mit Projekten, welche den lebendigen Einfluss Benjamins auf die zeitgenössische Kunst aufzeigen. Unter dem Titel Francesc Abad betrachtet Walter Benjamin. Erinnerung, Geschichte und künstlerisches Schaffen wird ab April ein Rahmenprogramm mit Veranstaltungen zur Begegnung zwischen Kunst und Erinnerung bei Abad und Benjamin, zur Notwendigkeit der Testimonialliteratur und der heutigen Gültigkeit des Denkens von Benjamin, die Ausstellung ergänzen.

Francesc Abad und sein Werk: Francesc Abad wird 1944 in Terrassa geboren, einem der bedeutendsten Zentren der Textilindustrie Kataloniens. 1972 nimmt er mit drei weiteren katalanischen Künstlern an der Documenta in Kassel teil und es konstituiert sich das Künstlerkollektiv „Grup de Treball“, ein entscheidendes Ereignis für die Geschichte der neuen Kunst in Katalonien. Der künstlerische Widerstand gegen das Franco-Regime mit den verschiedensten Mitteln der Politkunst wird sowohl im Landesinnern als auch auf den bekanntesten internationalen Ausstellungen, wie 1975 auf der Biennale von Paris und 1976 auf der Biennale von Venedig, manifestiert. Im selben Jahr löst sich die Gruppe auf.

In den frühen achtziger Jahren widmet Abad sich fast monothematisch der Mail Art, entdeckt aber auch zunehmend das Künstlerbuch für sich. In dieser Periode beginnt er auch mit der Lektüre kritischer Kulturtheorie, zunächst von Ernst Bloch und der Frankfurter Schule allgemein, später wendet er sich dann vor allem dem Werk Walter Benjamins zu, dessen Figur zum ersten Mal in Parany [Falle], 1986, auftaucht - einem philosophischpoetischen Versuch über das Reisen, das Wissen und die Gefahren, die sich darin verbergen. Aus der intensiven Beschäftigung mit der Person und dem Denken Walter Benjamins entstehen in den folgenden Jahren einige seiner bedeutendsten Werke. In den neunziger Jahren werden die künstlerischen Instrumente und Installationen komplexer und Abad beginnt, systematisch Arbeitshefte oder Künstlerhefte zu führen, die aus Notizen, Zitaten, eingeklebten Papieren, Bildern aus der Vergangenheit, kolorierten Fotos, unterstrichenen Buchseiten und Familiengeschichten bestehen.

Seit 2004 versteht sich Abads künstlerische Tätigkeit endgültig als kulturelle Reflexion in Form von dialektischen Bildern, in denen es um die Fragilität des Menschen, Landschaft und Wort, den Lauf der Zeit, das Gewicht der Erinnerung, industrielle Agonie und historischen Fortschritt, das Ende der aussterbenden Welten sowie Exil und Schmerz geht. Zwei große Installationen der letzten Jahre verdienen besondere Erwähnung: El Camp de la Bota (www.francescabad.com/campdelabota), ein historisches Forschungsprojekt zur Wiederherstellung des Gedächtnisses der vergessenen Opfer der Franco-Diktatur und zur Restituierung ihrer individuellen und gesellschaftlichen Würde, sowie das komplexe Unternehmen block W. B., in dem alle Untersuchungen und Interessen zusammenfließen, die Abad viele Jahre hindurch der Person und dem Werk des 1940 in Port Bou zu Tode gekommenen Philosophen Walter Benjamin gewidmet hat.

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Francesc Abad
block W.B.
Die Idee eines Denkens, das Bilder erschafft
Un pensamiento que crea imágenes