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Ein Hauch von Licht reicht aus, um die Wirkung der Arbeiten von Frank Gerritz (geb. 1964, lebt in Hamburg) zu verändern. Die schwarzen, mit Blei- oder Ölkreidestift gezeichneten Flächen reagieren unmittelbar auf die Situation des Raumes, indem sie das einfallende Licht und jede Bewegung in sich aufnehmen. Scheinen sie auf den ersten Blick flächig und geschlossen, öffnet sich dem Betrachter je nach Standpunkt eine undefinierbare Tiefe, in der die schemenhafte Spiegelung seines Antlitzes wie ein Anker fungiert.

Als „humanist aspect“ beschreibt Christophe Duvivier in seinem Katalogtext - für die bis zum 5. Juni 2011 laufende Einzelausstellung von Frank Gerritz im Museum Musée Tavet Delacour in Pontoise - die leibliche Erfahrung, die Gerrritz mit seinen Arbeiten ermöglicht. Der Betrachter spürt eine sonderbar körperliche Anziehung zu den schwarzen Flächen, die auf der ihnen zugrundeliegenden proportionalen Gestaltung basiert. Gerritz richtet die Maße seiner Gesamt- und Teilflächen am menschlichen Körper aus.

Nicht weniger anziehend ist der auf der Materialität der changierenden Oberflächen beruhende Effekt. Gerritz ist ein Meister im Umgang mit Materialien und ihrer jeweiligen Spezifität. Wie in der aktuellen Ausstellung in Pontoise präsentiert der Künstler bei Nusser & Baumgart München neue Arbeiten, neben Arbeiten auf MDF (mit Bleistift) und auf eloxiertem Aluminium (mit Paintstick) zeigt die Galerie eine Zeichnungsserie auf Papier und eine für das Schaffen des Künstlers besonders relevante Skulptur aus den 1980er Jahren.

In all diesen, auch das Betriebssystem Kunst kritisch befragenden Arbeiten verdeutlicht sich der souveräne Umgang des Künstlers mit der Kunstgeschichte. Aber Gerritz entwickelt nicht nur institutionskritische Verfahren weiter, vielmehr modifiziert er ebenso die Strategien der Konzept und Minimal Art - ganz zu schweigen von den zahlreichen Bezügen, die seine Werke zu Künstlern wie Barnett Newman oder Ad Reinhardt und zur Abstrakten Kunst im Allgemeinen eröffnen. Auch hier, im kunsthistorischen Diskurs, bleiben die Arbeiten von Frank Gerritz nicht an der Oberfläche, sondern ermöglichen ein komplexes Gefüge aus unterschiedlichsten Referenz- und Gesichtspunkten zu spannen.

Text (Auszug): Anne Vieth

Arbeiten von Frank Gerritz wurden in zahreichen nationalen wie internationalen Ausstellungen gezeigt (Musée Tavet Delacour, Pontoise 2011 (solo show) / Weserburg, Museum für Moderne Kunst, Bremen 2010, 2008 (solo shows) / Sammlung Falckenberg, Hamburg, 2010 / Gemeentemuseum, Den Haag, 2009 (solo show) / Museum Wiesbaden, 2009 / Museum Folkwang, Essen, 2008 / Kunstverein in Hamburg, Hamburg, 2008 / Daimler Kunstsammlung, Berlin, 2008).

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Frank Gerritz
Breeze of Light