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Franz Radziwill (1895-1983) gilt als wichtiger Maler der Neuen Sachlichkeit in Deutschland. Wie andere Künstler - so auch sein Freund Otto Dix - findet Radziwill um 1925 zu einer betont nüchternen, dem Realismus verpflichteten Darstellungsweise, um die brüchige Wirklichkeit der Nachkriegszeit zu fassen. In seinen Bildern zeigt er Figuren und Stilleben, vor allem aber Landschaften, in denen Mensch, Natur und moderne Technik widersprüchliche Verbindungen eingehen.

Den neusachlichen Werken geht ein wenig bekanntes, eigenwilliges Frühwerk voraus: Zwischen 1919 und 1923 entstehen expressionistische Bilder mit einer intensiven Farbigkeit, einer spontanen, freien Pinselschrift und einer bewegten, fast ornamentalen Formsprache. Impulse und Unterstützung für seine Arbeit erhält Radziwill zum einen von den Künstlern der "Brücke" selbst, zum anderen aus dem Hamburger Kreis um die "Brücke": von der Kunsthistorikerin Rosa Schapire und besonders vom Kunsthistoriker und Schriftsteller Wilhelm Niemeyer, mit dem ihn eine tiefe Freundschaft verbindet.

1923 übersiedelt Franz Radziwill nach Dangast, einem Fischerdorf und Badeort an der niedersächsischen Küste. Sein Blick konzentriert sich immer mehr auf die Gegenstände der unmittelbaren Umgebung, auf Häuser und Kirchen, Wiesen, Wälder, Himmel, Sonne, Meer, Hafen und Boote. Doch hat bei Radziwill das Greifbare und Rationale stets eine zweite Ebene: In seinen Bildern findet sich auch eine dunkle, magische Wirklichkeit mit Elementen von Träumen, Visionen, Apokalypsen, Wundern - das Surreale wird im Alltag gegenwärtig. An die Stelle einer persönlichen Expression ist bei Radziwill nun ein Bemühen um Ausdruck für das überindividuelle Geheimnis der Welt getreten.

Als einzige Station präsentiert das Ernst Barlach Haus 60 Werke aus verschiedenen norddeutschen Museen und Privatsammlungen: selten gezeigte Gemälde und Arbeiten auf Papier aus den Jahren 1919 bis 1938. Es erscheint ein wissenschaftlicher Katalog mit zahlreichen Abbildungen.

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Franz Radziwill
Vom Expressionismus zum Magischen Realismus