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Vor 100 Jahren, am 6. Mai 1904, starb Franz von Lenbach. Mit seinem Tod ging eine Epoche der Münchner Kunst zu Ende. Lenbach war der Porträtmaler der Größen des Deutschen Kaiserreichs und besonders seines Gründers Bismarck, mit dem ihn eine persönliche Freundschaft verband. Seine Porträts waren aber auch weit über die Grenzen Deutschlands hinaus gefragt. Dieser internationale Erfolg ermöglichte ihm, sich ab 1887 vor den Toren Münchens eine opulente Villa im italienischen Stil zu bauen, das heutige Lenbachhaus. Sie war nicht nur als Ort eines anspruchsvollen Lebensstils gedacht, sondern sollte als Vorbild des guten Geschmacks und als Museum großer Zeitgenossen zu Lebzeiten des Künstlers wirken und seinem Nachruhm dienen.

Lenbach steht am Übergang zur Moderne. Seine Lebensdaten (1836 – 1904) decken sich fast genau mit denen von Paul Cézanne (1839 – 1906). Mithilfe des modernen Mediums der Fotografie versuchte er, seine an ästhetischen Konzepten der Vergangenheit orientierten Porträts, in denen er sich auf Tizian, Rubens oder die Engländer des 18. Jahrhunderts bezog, mit der Lebenskraft der Gegenwart zu erfüllen. Seine Bismarck-Porträts haben in der Tat die fotografischen Bilder, die von diesem Politiker existieren, in ihrem Bekanntheitsgrad „überblendet“.

In seinem Haus und in den von ihm veranstalteten Ausstellungen hat Lenbach exemplarisch vorgeführt, wie seine Bilder zu arrangieren und zu betrachten seien, nämlich als Teil eines räumlichen Zusammenhangs, in dem sich alte und damals neue Kunst zu einem harmonischen Ganzen verbinden. Von der stark kriegszerstörten Villa sind nur Teile des Mittelbaus erhalten geblieben. Diese wurden in den neunziger Jahren renoviert und, soweit möglich, in ihren ursprünglichen Zustand versetzt, so dass der Besucher hier wieder die Atmosphäre der Gründerzeit spüren kann.

Das Atelier aber, ein eigener Baukomplex an der Südseite des Gartens mit einer Anzahl von Prunkräumen im ersten Stock, vor deren Eingang sich eine Grotte befand, war nach den Kriegszerstörungen nicht mehr wiederherzustellen. Nur die Hülle der Außenwände und, mit leichten Abweichungen, deren innere Aufteilung sind noch vorhanden. 1986 wurden diese Räume während der damaligen großen Lenbach-Ausstellung rekonstruiert. Die diesjährige Lenbach-Feier gibt uns die Möglichkeit, ihr üppiges Innenleben für eine Zeit lang durch fotografische Großprojektionen wiedererstehen zu lassen. Wir bedienen uns diesmal des Mittels, das schon zur Grundlage von Lenbachs Bildern gehörte, nämlich der Fotografie. Allerdings ist sie für uns Dokument einer vergangenen Realität, während sie für Lenbach Zeugnis der Modernität seiner Bilder war. Pressetext

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Franz von Lenbach, 1836 - 1904