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C/O Berlin, International Forum For Visual Dialogues, präsentiert vom 6. November 2010 bis 9. Januar 2011 die AusstellungPionier der Farbe des kanadischen Fotografen Fred Herzog. DieEröffnung ist am Freitag, den 5. November 2011, um 19 Uhr im Postfuhramt in der Oranienburger Straße 35/36 in Berlin-Mitte.

Das Leben ist farbig, schwarz-weiß aber realistischer – lange galt Farbfotografie als nicht besonders wertvoll. Einzig und allein Schwarzweißbilder waren in der Kunst unumstritten. Künstlerische Farbfotografie war banal und amateurhaft, ein Medium des Kommerz und Dilettantismus. Solche Bilder wirken seltsam vertraut und spielen so mit der Bewertung des Betrachters, der kaum zu sagen vermag, ob er sie schon einmal im Familienalbum oder in einem Museum gesehen hat. Sind dies wirklich nur die Schnappschüsse oder das Werk eines Künstlers? Enstehen die intensiven Farben aufgrund der schlechten Filmqualität oder sind sie Absicht?

Anfang 1950er Jahren beginnt Fred Herzog diese etablierten Sehgewohnheiten und Lehrmeinungen zu revolutionieren. Als Pionier der Farbfotografie perfektioniert er den Blick für das vermeintlich Nebensächliche. Seine Motive sind die Straßen von Vancouver, Supermärkte, Tankstellen, Bars, Stadtszenen, Landschaften und immer wieder die Menschen seiner Umgebung – die Höhen und Tiefen des nordamerikanischen Traums. Er lotet das Potenzial der Farbfotografie als Medium großer Objektivität wie auch großer Kunstfertigkeit aus und zeigt mit kritischem Blick Banales, Ephemeres und scheinbar Bedeutungsloses. Vor allem aber verleiht die Farbe seinen Fotografien eine einzigartige Stimmung und Kraft und lässt sie erst authentisch erscheinen. Nicht nur wegen der Farbigkeit, sondern auch vom Sujet her stießen solche Bilder hart an die Grenzen des damaligen Kunstverständnisses. Doch auch wenn heute der Blick auf alltägliche Motive nicht mehr überraschen, besitzen die in der Ausstellung zusammengestellten Bilder eine faszinierende Aktualität.

Fred Herzog, geboren 1930 in Bad Friedrichshall, arbeitete nach dem Zweiten Weltkrieg als Seemann und emigrierte 1952 nach Kanada. Bevor er sich 1953 in Vancouver niederließ, lebte er in Toronto und Montreal. Seit seiner Kindheit hat er fotografiert, in Kanada professionalisierte er sein Interesse für Bilder. Seit 1957 arbeitete Fred Herzog als medizinischer Fotograf im St. Paul‘s Hospital. Vier Jahre später wurde er Leiter der Foto- und Filmabteilung im Bereich biomedizinische Kommunikation der British Columbia University. Diese Position hatte er 29 Jahre inne. Zusätzlich lehrte er Fotografie im Fachbereich Kunst an der Simon Fraser University und British Columbia University. Er arbeitete stets mit Standardformaten und -filmmaterial, meist Kodachrome, die durch diese Begrenztheit schwer auszustellen waren. Seine Werke wurden in zahlreichen Büchern publiziert und in Museen und Galerien ausgestellt.

C/O Berlin präsentiert erstmalig in Deutschland ca. 80 Fotografien von Fred Herzog. Zur Ausstellung erscheint bei Hatje Canz erstmals ein Katalog des Fotografen.

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Fred Herzog
Pionier der Farbe. Retrospektive