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Joseph Beuys trug sie, und Andy Warhol, Heidi Henkel und Harald Schmidt, Bodo Kirchhoff und Maria Furtwängler ... was sie alle eint ist, daß sie eine Schlafbrille aufsetzten und sich von Freddy Langer auf einem Polaroid ablichten ließen.

Jetzt ist die Ausbeute von 25 Jahren im NRW-Forum Kultur und Wirtschaft in Düsseldorf zu sehen. Künstler, Fotografen, Tatortkommissare, Schriftsteller, Prominente mit einer Schlafbrille vor den Augen. Braucht man die Augen, braucht man das Lächeln im Blick, um einen Menschen zu erkennen? Oder genügen schon Nase und Mund?

Dieser Frage geht der Frankfurter Journalist Freddy Langer seit nunmehr fünfundzwanzig Jahren nach - und porträtiert Prominente mit Schlafbrille. Heute darf man seine Serie mit mehr als zweihundertfünfzig Aufnahmen guten Gewissens als das „Who is Who“ der Gegenwartskunst bezeichnen. Die Liste reicht von Baselitz über Wim Wenders und Claudia Cardinale bis zu Bono und Deborah Harry. Die kühle Sängerin von „Blondie“ fühlte sich bei der Aufnahme besonders wohl. „Wie schön. Ich kann die Augen schließen, ohne ein dummes Gesicht zu machen“, sagte sie.

Es ist ein seltsamer Frieden, der über vielen der Gesichter liegt. Eine überraschende Entspannung fern jener professionellen Mimik, die man von diesen Personen gewohnt ist. Geradeso, als verlören sie unter der neuen Maske die alte, die sie sonst mit sich herumtragen. Joseph Beuys, der Schamane unter den deutschen Künstlern, schien für einen Moment sogar die Gegenwart zu verlassen. Mit den Fingerspitzen preßte er den Stoff fest an die Schläfen, und er wirkte allem Trubel um ihn herum zum Trotz äußerst konzentriert - als hoffe er, Wellen aus dem Nirgendwo zu empfangen.

Aber viele der Fotografierten beschlich auch ein mulmiges Gefühl. Kaum waren sie hinter dem Stoff der Schalfbrille verschwunden, dem Fotografen also hilflos ausgeliefert, begannen sie zu blödeln. Sie blinzelten unter dem Stoff hervor, schoben die Maske über den Mund oder setzten sie auf den Hinterkopf, wie der Fotograf Elliott Erwitt - geradeso, als würde die Aufnahme zur Mutprobe. Kein Wunder. Robert Mapplethorpe sprach aus, was viele erst andeuten, während sich die Polaroidbilder langsam vor ihren Augen entwickeln. „Das ist ja wie eine Hinrichtung.“ Ein Künstler lehnte aus anderem Grund kategorisch ab, Christo. „Ich laß mich doch nicht verpacken“, sagte er.

Etwa hundertfünfzig der Aufnahmen zeigt nun das NRW-Forum Kultur und Wirtschaft in Freddy Langers erster großen Ausstellung. Manche der Bilder werden als Originalpolaroids gezeigt, die meisten sind in großem Format abgezogen. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog, für den Bodo Kirchhoff das Vorwort beigetragen hat.

Freddy Langer wurde 1957 in Frankfurt geboren. Er ist seit 1989 Redakteur der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, deren Reiseblatt er leitet; im Feuilleton betreut er das Resort Fotografie. Er hat zahlreiche Bücher geschrieben, die sich mit der Welt des Reisens und der Fotografie befassen. Das Neue Museum Nürnberg zeigte 2002 eine Reihe seiner Amerika-Fotos.

Die Ausstellung wird gesponsert von Lufthansa und Nokia und vom WDR 5 als Mediensponsor begleitet. Ab dem 4. 2. sind Langers Fotos in einem Liveblog www.nokia.de/langer-weblog im Internet zu finden.

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Freddy Langer: Schlafbrillen
Eine Galerieausstellung