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Die Ausstellung und Veranstaltungsreihe beschreibt Orte und Strukturen in den Niederlanden und Österreich, durch welche der Versuch unternommen wird, experimentelle Aktions-, Lebens- und Denkräume inmitten und zugleich möglichst losgelöst vom regulativen Status Quo des (urbanen) Zusammenlebens zu schaffen.

Im Grunde geht es um den Bedarf und die Schaffung von RAUM – als Terrain für die aus den unterschiedlichsten Gründen entstehende Notwendigkeit, sich dem Diktat von wirtschaftlicher Rentabilität zu entziehen und abseits fortschreitender gesellschaftlicher Normalisierungsprozesse und Hierarchien zu leben, zu arbeiten, oder soziale und kulturelle Netzwerke aufzubauen. Politischer Widerstand erhebt in einer Demokratie—so sie tatsächlich gelebt werden soll/darf—den Anspruch auf die notwendigen Räume und Strukturen zu dessen Artikulation, und um konstruktive Alternativen andenken und zumindest im Experiment umsetzen zu können.

(Kultur)historische, soziale, kulturelle und künstlerische Aspekte dieses Themas (oder Zustands) sollen durch die persönliche Perspektive und Praxis von diversen österreichischen und niederländischen Personen und Initiativen auseinandergesetzt werden.

Die gegenwärtige Krisensituation von hiesigen Freiräumen (physischer und struktureller) und deren Verfechtern, so unterschiedlich wie das Ernst-Kirchweger-Haus, die Gruppe Freiraum (Unicampus Gelände), das Studentencafé Tüwi oder ( ex-Public) Netbase und deren Vernetzung (wie in der Initiative Neue Liegenschaftsverwaltung) ist ein deutliches Signal dafür, dass sich das Thema im öffentlichen Diskurs nun nicht mehr so einfach in die Schublade linksradikale Randgruppe zwängen lässt.

Die Einbindung niederländischer TeilnehmerInnen erscheint deshalb interessant und wichtig, weil hier seit den späten 60er Jahren (mit dem Einsetzen der kraakbeweging, in etwa: Hausbesetzerbewegung) bis heute kontinuierlich eine Auseinandersetzung mit der Freiraum-Thematik stattfindet. Diese wird auf unterschiedlichsten gesellschaftlichen Ebenen ausgetragen—und zwar auch weit entfernt vom Klischee der liberalen alles-geht Mentalität, das unberechtigterweise noch hie und da über die Niederlande herumspukt. Aufgrund einer sehr unterschiedlichen sozial-politischen Entwicklung könnte man sich hierzulande zum Beispiel nur schwer in das Dilemma hineinversetzen, das entsteht, wenn eine Stadtregierung brutal besetzte Häuser enträumen lässt und sich gleichzeitig ein Alibi durch staatlich geförderte - aber auch reglementierte - Brutplätze (in meist ursprünglich besetzten Gebäuden) für allerlei mehr oder weniger progressive KünstlerInnen schafft...

Dieser Erfahrungsaustausch wird in der Kunsthalle Exnergasse vor Ort erlebbar. Damit lädt freibesetzt die BesucherInnen zur Expedition in die vielfältigsten Gestaltungsmöglichkeiten des Stadtraumes abseits vorgefertigter Infrastrukturen.

Pressetext

only in german

freibesetzt
KuratorInnen: innbetween (Christine Schöffler, Peter [Blake]ney)

mit Coolhaven, De Vrije Ruimte, Amsterdam; Ernst Kirchweger Haus, FLUC, Gruppe Freiraum, Jeanne van Heeswijk & Rolf Engelen, Kraakspreekuur Rotterdam, Netbase, Poortgebouw, Dieter Schrage, Daniela Swarowsky, Tüwi, V.E.K.K.S., W.E.G., u.a.