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Eröffnung Freitag 29. Februar 2008, 19-21 Uhr

Gegenbilder wäre ein hypothetischer Titel für die Ausstellung von Friederike Feldmann und Erik Steinbrecher, die jedoch keinen Titel trägt, da das krude Aufeinanderstoßen von Feldmanns spröde anmutender Malerei und Steinbrechers in Aluminium gegossenen Skulpturen keinen Zusatz benötigt. Bild, Abbild, Abguß, Abklatsch, Kopie, Doublette, Nachahmung, Nachbildung, Seitenstück, Verdoppelung; Synonyme des Begriffes Gegenbilder umreißen jedoch inhaltliche Aspekte und geben zugleich die technischen Vorgehensweisen der Künstler wieder. Friederike Feldmann und Erik Steinbrecher greifen vorhandene oder im Alltag wiederentdeckbare Gegenstände (Steinbrecher) und Bilder (Feldmann) auf, reflektieren deren Anspruch einer Allgemeingültigkeit, entzerren und lösen auf scheinbar spielerische aber präzise Weise das Bild vom Bildgegenstand ab, oder die Form vom Gegenstand.

Diese Denk- und Handlungsprozesse der Umkehrung, Loslösung oder Umstülpung gleichen technischen Reproduktionsvorgängen. Sie evozieren zudem einen neuen visuellen Bildgrund oder eine Wahrnehmungsschicht, die zwischen Farbe und Bildträger, zwischen Abguß und Rohstoff liegt.

Die mit Aluminium übergossenen Brötchen und Würste, zusätzlich durch eine glänzende Pulverbeschichtungen ihrer ursprünglichen Materialität entfremdet, die floralen und kettenartigen Applikationen der Skulpturen Erik Steinbrechers, mal zu Lampe und Skulptur verflochten, weisen auf die begriffliche Leerstelle, alltägliche und unbrauchbar gewordene Dinge und Formen erfassen und definieren zu können. Zuletzt bleiben eigentümliche Gegenstände, Versatzstücke des Alltags stehen, die auf die Anonymität der Gebrauchsformen von Massenprodukten hinweisen.

Friederike Feldmann teilt Schwarz in Cyan, Magenta und Gelb gemäß der subtraktiven Farbmischung auf, erzeugt irritierende Unschärfe durch minutiös gemalte Überlagerungen und Schichten, die an Fehldrucke erinnern, und fügt ihre Reflektion gestischer Malerei, die sie „how to paint action painting“ benennt auf die Leinwand, die zugleich Bildträger und Farbelement ist.

Beide Künstler platzieren ihre Werke in einen Raum, bestimmen damit ein Aufeinanderstoßen, Anecken und eine Zwangsläufigkeit einer gemeinsamen, engverknüpften Betrachtungsweise: Das visuelle Entlangfahren an aufgewölbten und weißglänzenden Oberflächen, das Mitverfolgen und Entwirrenwollen der übereinandergelagerten, flirrenden Linien verführt und regt gleichzeitig an, die in Szene gesetzten Täuschungen und Irritationen von Bild und Abbildung, von ursprünglicher Form und Kopie aufzulösen.

Birgit Szepanski

Von der Malerin Friederike Feldmann kennt man Darstellungen barocker Interieurs, Altäre oder Orientteppiche. 2005 begann sie mit ihrem Beitrag für die Ausstellung 50 Jahre documenta (Kassel) eine Bilderserie zur Malerei der 50er und 60er Jahre des 20. Jahrhunderts. In der Galerie Barbara Weiss entstand 2006 zu diesem Thema eine raumgreifende Wandmalerei. Eine aktuelle Publikation 21 Bilder ist gerade im Verlag der Buchhandlung Walther König erschienen.

Erik Steinbrecher, bekannt durch Einzelausstellungen in Kunst-Werke, Berlin, im P.S.1, New York oder auf der documenta X in Kassel greift in seinen Fotografieserien, Videos, Skulpturen und Interventionen im öffentlichen Raum Themen wie Alltagsphänomene, Industrie- und Massenprodukte auf, um diese im Kontext der Kunst zu ironisieren und zu verfremden. Aktuelle Arbeiten sind in der Gruppenausstellung Mimétisme, Extra City Centrum for Contemporary Art, Antwerpen zusehen. Neue Publikationen sind: Superfundi, Centre de la photographie Genéve, JRP/Ringier, 2007; Stubborn Statue, Erik Steinbrecher/Tomas Kadlcik, Centre de la photographie Genéve, Kodoji Press, 2008.

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Friederike Feldmann / Erik Steinbrecher