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Die Ausstellung ist noch bis 13.03.21 in Schwaz zusehen.

Fuckers kuratiert von Jakob Kolding
(26.11.2020 - 06.02.2021)

Die Ausstellung beginnt mit Schwaz und einer Reihe von Ereignissen, die die Geschichte der Stadt geprägt haben, mit einer Geschichte, die ihrerseits eine bedeutende Rolle bei der Entstehung eines Narrativs spielt, das ein so integraler Bestandteil der heutigen Welt ist, dass es unmöglich erscheint, darüber hinaus zu denken. Dieses Narrativ ist der Kapitalismus.

In der Renaissance war Schwaz zeitweilig mit 20.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt des österreichischen Kaiserreichs, was in erster Linie auf die immensen Silbervorkommen in Tirol zurück zu führen ist, die größten Europas, über die Erzherzog Siegmund der Münzreiche verfügte. Siegmund war - wie sein Name schon sagt - Münzliebhaber und er liebte es, sie auszugeben, was ihn zu dem Kaufmann Jakob Fugger führte. Mit Sicherheiten aus den Silberminen war Fugger nur allzu bereit, die Darlehen zur Finanzierung des verschwenderischen Lebensstils des Erzherzogs zu gewähren.

Siegmund wurde Jakob Fuggers Entree zum Bankier und Ermöglicher der Habsburger - von Siegmund bis Maximilian I. und später bis zu seinem Enkel Karl V.. Der Fugger verhalf den Habsburgern zu einem riesigen Reich, indem er die enormen Ausgaben für Bestechungsgelder, Kriege und Ehen finanzierte, die für den Aufstieg der Familie zur Großmacht notwendig waren. Im Gegenzug erhielt er neben einem beträchtlichen politischen Einfluss und über den Geldwert hinaus das Recht auf die Erträge aus den Bodenschätzen zurück, was ihm den Namen Jakob der Reiche einbrachte. Sein Reichtum erlaubte ihm, dem Vatikan üppige und großzügige Geschenke zu machen. Er überzeugte schließlich Papst Leo X. das Darlehenszinsverbot der katholischen Kirche aufzuheben und wurde dadurch zum Vater des modernen Bankensystems, welches die Superreichen von heute erst möglich macht.

Fuckers ist keine historische Ausstellung. Sie handelt von einer Geschichte, die es wert ist, noch einmal angeschaut zu werden, weil sie immer noch geschrieben wird.

Die Frage, die sich in der Ausstellung stellt, lautet: wenn wir uns kein Außen zu dieser Geschichte vorstellen können, ist es dann möglich, innerhalb derselben zu denken? Ist es möglich, Praktiken und Narrative vorzuschlagen, die sich der Logik eben dieser Praktiken und Narrative, in denen sie selbst stattfinden, verweigern?

Künstler*innen
Søren Andreasen, Gerry Bibby, Monica Bonvicini, Henri Chopin, Anders Clausen, Tania Pérez Córdova, emancipa(t/ss)tionsfrugten, Henriette Heise, Karl Holmqvist, E.B. Itso, Annette Kelm, Július Koller, Klara Lidén, Jonathan Monk, Ariane Müller, Dea Trier Mørch, Henrik Olesen, Anna Pech, Ulla Rossek und Wolfgang Tillmans

Öffnungszeiten: Mi - Fr von 12 - 18 Uhr und Sa von 10 - 15 Uhr