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Die Ausstellung zeigt erstmals in Berlin internationale künstlerische Positionen zu dem Thema Computerspiele und elektronisches Spielzeug. Das Spektrum umfasst interaktive, von Künstlern entwickelte Computerspiele, eine Filmcollage aus modifizierten Sequenzen kommerzieller Spiele sowie kleine Tierroboter. Zudem sind vier Arbeiten aus einer Fotoserie zu sehen, die Jugendliche während einer LAN-Party zeigen.
ie Branche kommerzieller Computerspiele boomt und elektronisches Spielzeug ist für Kinder eine Selbstverständlichkeit geworden. Das Thema gewinnt gesellschaftlich immer größere Bedeutung. Seit einigen Jahren widmen sich auch Künstler verstärkt diesem Thema, setzen sich mit der Ästhetik und dem Inhalt kommerzieller Spiele kritisch auseinander oder entwickeln alternative Spielkonzepte.

Spielen als eine der ursprünglichsten Tätigkeiten des Menschen bedeutet experimentieren, erfahren, sich in andere Welten versetzen, andere Identitäten annehmen. Dies hat die Menschen schon immer fasziniert und jede Epoche brachte eigene Spiele hervor. Heutzutage spielen Millionen Menschen Computerspiele. Für einen großen Anteil der jüngeren Generation sind sie ein fester Bestandteil der Kindheit und ein maßgeblicher Faktor der Sozialisierung. Das Spektrum der Themen umfasst sämtliche Bereiche menschlichen Daseins. Das Bild vom isolierten Spieler ist Vergangenheit: In LAN-Parties und Online-Spielen nehmen mehrere Spieler, auch in Gruppen, an einem Spiel teil. Das erste kommerziell erfolgreiche Computerspiel war Pong von Atari aus dem Jahr 1972. Seitdem wächst die Branche kontinuierlich. Die Umsätze der Spieleindustrie haben international hohe Zuwachsraten. Im Jahr 2001 übertrafen sie in den USA mit einer Höhe von 9,4 Milliarden US-Dollar erstmalig die Umsätze der Filmindustrie mit 8,35 Milliarden US-Dollar (manager-magazin.de, 09.08.2002).

Die Ausstellung zeigt internationale künstlerische Positionen, die das Thema Computerspiele aus verschiedenen Richtungen beleuchten. Mit der Manipulation von Software, in diesem Fall von kommerziellen Computerspielen, arbeitet Joan Leandre. In dem Film In the name of Kernel Series – Lonely Record Sessions Sequenzen setzt er Sequenzen von Ego-Shooter-Spielen, aus denen er sämtliche Personen entfernte, assoziativ zu einer Film- und Soundcollage zusammen. Er sagt über die Arbeit: „... die künstliche Verkörperung von Natur in Welten, in denen Vernunft abhanden gekommen ist. Die Betrachtung von Ruinen.“ Aus dem Bereich der von Künstlern entwickelten Computerspiele werden junge Positionen gezeigt, die international bereits mehrfach ausgezeichnet wurden. Die Arbeiten von Jason Rohrer stehen in der Tradition der einfachen Ästhetik und eingeschränkten Interaktivität früher Computerspiele. In den Spielen behandelt er die komplexen und hintergründigen Aspekte menschlichen Daseins. Die Spiele von des Künstlerpaares Tale of Tales sind ebenfalls in ihrer Interaktivität stark reduziert. Das Spiel The Graveyard setzt in einer Szenerie in Schwarz-Weiß den üblichen Actionspielen eine Reflektion über das Alter entgegen. Mark Essen entwickelt schnelle Actionspiele mit ungewöhnlicher Steuerung und absurdem Humor – die Ausstellung zeigt ein Arbeit zum Thema Organhandel. Todd Deutsch hat in seiner Serie Gamers Jugendliche während einer zweitägigen LAN-Party fotografiert, zu der die Teilnehmer Computer, Schlafsäcke und Essen mitbringen, um in einem riesigen Raum über ein Netzwerk verbunden Computerspiele zu spielen. France Cadet verwandelt kleine Roboter-Spielzeughunde in interaktive Tierskulpturen und Wandtrophäen. Sie untersucht das Verhalten von Mensch und Tier und setzt sich mit der künstlichen Erzeugung von Leben sowie mit den Nebeneffekten des Klonens auseinander.

Biografische Daten der Künstler:

France Cadet ( 1971), lebt und arbeitet in Aix-en-Provence, Frankreich. Ergänzend zu ihrer künstlerischen Ausbildung an der Kunsthochschule in Aix-en-Provence studierte sie Ingenieurswissenschaften mit Schwerpunkt Elektronik. Heute unterrichtet sie Robotik and der Kunsthochschule in Aix-en-Provence. Ihre Arbeiten wurden gezeigt u. a. in LAboral, Gijon; La Vilette, Paris; Palais de Tokyo, Paris; Ars Electronica, Linz sowie in diversen Institutionen in Japan, Korea, Spanien, Brasilien. Sie erhielt den ersten Preis des VIDA 6.0, Madrid, und des Digital Stadium Awards in Tokio. Das Museum für zeitgenössische Kunst MEIAC in Badajoz, Spanien, erwarb eine ihrer Roboter. 
 Todd Deutsch (1969) lebt und arbeitet in Minneapolis, USA. 1996 erhielt er seinen Master of Fine Arts an der Cranbrook Academy of Art, Bloomfield Hills, Michigan. In seinen fotografischen Arbeiten beschäftigt er sich mit Familien, männlichen Jugendlichen und deren Spielkulturen. Er ist regelmäßig in Ausstellungen vor allem in den USA vertreten und erhielt in den letzten 10 Jahren regelmäßig Auszeichnungen im Bereich Fotographie. Seine Arbeiten sind u. a. in folgenden Sammlungen vertreten: Walker Art Center, Minneapolis; Museum of Contemporary Photography, Chicago, Illinois; Trisescuela de fotografia, Montevideo, Uruguay.


Mark Essen (*1986) lebt und arbeitet in Los Angeles, USA. Er hat das Bard College in New York mit einem BA in Film and Electronic Arts abgeschlossen und ist Spiele-Entwickler. Seine Spiele werden weltweit auf Kunstfestivals präsentiert. 2009 wurde eine seiner Arbeiten in der Ausstellung Younger Than Jesus im New Museum in New York gezeigt.


Joan Leandre (1968) lebt und arbeitet in Barcelona, Spanien. Er studierte Kunst an der Escola Massana, Barcelona und ist seit 1993 Mitglied der OVNI Archives (Observatory of Non Identified Video); er arbeitet mit der Manipulation von Software. Seine Werke werden international ausgestellt, u. a. im Centre Georges Pompidou, Paris; El Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofia, Madrid; ZKM, Karlsruhe; iMAL, Brüssel; NTT Inter Communication Center (ICCI), Tokio; Hartware MedienKunstVerein, Dortmund; Ars Electronica, transmediale, Whitney Biennale, Biennale Moskau
Joan Leandre (1968) lebt und arbeitet in Barcelona, Spanien. Er studierte Kunst an der Escola Massana, Barcelona und ist seit 1993 Mitglied der OVNI Archives (Observatory of Non Identified Video); er arbeitet mit der Manipulation von Software. Seine Werke werden international ausgestellt, u. a. im Centre Georges Pompidou, Paris; El Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofia, Madrid; ZKM, Karlsruhe; iMAL, Brüssel; NTT Inter Communication Center (ICCI), Tokio; Hartware MedienKunstVerein, Dortmund; Ars Electronica, transmediale, Whitney Biennale, Biennale Moskau


Jason Rohrer (*1977) lebt und arbeitet in Potsdam im Staat New York, USA. Er hat an der Cornell University den BS und MEng in Informatik erworben und arbeitet als freier Programmierer und Kritiker. Seine Spiele wurden international auf Festivals und Kunstausstellungen gezeigt. Gravitation wurde mit dem Jury-Preis des IndieCade ausgezeichnet, Between erhielt 2009 den Innovation Award des Independent Games Festival.


Das Spielentwicklungs-Studio Tale of Tales BVBA wurde 2002 in Belgien von Auriea Harvey und Michaël Samyn gegründet. Die Spiele wurden auf internationalen Ausstellungen präsentiert. Der Name knüpft an ein Buch von Giambattista Basile an – eine Sammlung von Volkserzählungen, die bis dahin nur mündlich überliefert worden waren.