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Die kulturelle Bedeutung des Spiels reicht von seinem Ursprung, frei von einem unmittelbar praktischen Zweck die Spieler zu erfreuen und ihre Geschicklichkeit zu entfalten über experimentelle hin zu modellhaften Konstruktionen parallel zur Wirklichkeit, um unter Einsatz der eigenen Fähigkeiten oder der bloßen Hoffnung auf den glücklichen Zufall Gelingen und Scheitern, Siegen und Besiegtwerden, Erfolg und Mißerfolg, Gewinn und Verlust zu erproben.

Die Ausstellung vereint exemplarisch verschiedene Aspekte des Spiels als eines mit abstrakten Formen und mit Farben, ihrem Zusammenspiel oder ihren Bewegungen im Raum; des Spiels als Mittel, Fragen zu stellen – an die Selbstverständlichkeit von sprachlichen und gesellschaftlichen Konventionen, an seine Identität stiftende oder die Realität fliehende Potenz, oder auch als Ausdruck des Verlangens, Glück und Zufall dingfest zu machen, Regeln und Definitionen auszuhebeln, ihre Absurdität aufzuzeigen.

Beteiligte Künstler und ihre Arbeiten:

Kurt Schwerdtfeger (1897 – 1966) Reflektorisches Farblichtspiel, Weimar, uraufgeführt in Kandinskys Wohnung und ab 1922 im Bauhaus, in Jena, in Berlin und Stettin gezeigt; Rekonstruktion nach 1945; filmische Dokumentation von 1968 Die Projektion farbiger Schablonenformen auf eine Reflektionsebene folgt einem szenischen Ablauf von Farbmischungen und Formüberschneidungen, indem Mitspieler die Lichtquellen und Schablonenformen nach einer bestimmten Partitur bewegen.

Anton Stankowski (1906 – 1998) Magnetspiel, 1984 – Spiel mit Formen und Mustern Quadratische Magnetplättchen mit jeweils zwei farbigen Dreiecken und einem weißen, diagonal verlaufenden Streifen dazwischen, die in beliebiger Reihenfolge auf der Bildfläche verteilt werden können.

Manfred Mohr (*1938, Pforzheim, lebt und arbeitet seit 1981 in New York) 'Subset', auf dem 11-dimensionalen Würfel aufbauend, Drehungen in Schwarz und weiß vor grünem Hintergrund; Computerinstallation, 2004, und 3 Stills, 2007 Mathematisches Spiel, das Unvorstellbares sichtbar macht

Timm Ulrichs (*1940, Berlin, lebt und arbeitet in Münster und Hannover) 'Vage Waage' - Variator, Magnetspiel mit Kreisformen – 'Würfel' / 'Glückswürfel' Ein subversives wie absurdes Spiel mit dem Definierten und dem Zufall

Ugo Dossi (*1943, München, lebt und arbeitet dort) Die Bewegungen von Spielzügen in 10 weltberühmten Schachpartien hat Dossi als Farbspuren sichtbar gemacht. 10 handgefertigte Siebdrucke, 6 Farben, 50 x 65 cm, Aufl. 249; 1973

Alex Hanimann (*1955, Mörschwil SG, lebt und arbeitet in Zürich / CH); 2 Leuchtkästen mit Begriffen, je 170 x 125 x 15 cm Ein konzeptuelles Spiel mit Sprache - Die scheinbare Logik der Sprachkonventionen wird gebrochen und die Selbstverständlichkeit der Sprache in Frage gestellt, indem sie als bildnerisches, sinnlich erfahrbares Material benutzt wird.

Pavel Schmidt (*1956, Bratislava (Preßburg)/Slowakei, lebt und arbeitet seit 1968 v. a. in der Schweiz) Das aus einer Reproduktion von Michelangelos 'David' und von Botticellis 'Geburt der Venus' zusammengefügte Puzzle wird u.a. zum Sinnbild für das postmoderne Spiel mit der Kunstgeschichte, aus der Zitate herausgegriffen und nach Belieben neu zusammen gesetzt werden.

Silke Koch (*1964, Leipzig; lebt und arbeitet in Berlin) GAMES, Videoinstallation aus 5 Monitoren und 5 DVD-Playern; zeitversetzt sind kurze Explosionsszenen und länger andauernde Comic-Rauchwolken aus Zeichentrickfilmen zu sehen, wobei erstere mit entsprechenden Tonzitaten aus 'Tom und Jerry' unterlegt sind. Das uralte Spiel von Katz und Maus, Held und Antiheld, stark und schwach, findet seine absurde Realisierung in den Kriegen des 21. Jahrhunderts.

Christoph Ebener (*1967 in Stuttgart, lebt und arbeitet in Hamburg) Keine Angst / no fear, Steckdosenobjekt; anstelle eines lachenden Strich-Gesichts auf gelbem Grund, das kleinen Kindern die Angst vor der Dunkelheit nehmen soll, ist 'no fear' auf erleuchtetem rotem bzw. 'keine Angst' auf blauem Grund zu lesen. Ebener spielt mit der Psychologie der Angst als dem dunklen, lähmenden und dem erleuchtenden, kreativen Prinzip.

Laresa Kosloff (*1974, Melbourne/Aus, lebt und arbeitet dort) Spiel mit Körperbewegung contra ästhetische (absolute) Form. Super 8-Filme In 'Spirit & Muscle' tanzt eine Person als geometrische Form auf Beinen in unbeholfen gymnastischen, ringkämpferischen Bewegungen durch den Raum; in 'New Diagonal' versucht eine junge, sportlich gekleidete Frau, ihren Körper wenig erfolgreich einer diagonalen Form anzupassen. Ausgehend von Theorien und Idealen der Moderne, wie sie im Kubismus. im Bauhaus, im russischen Konstruktivismus entwickelt wurden, thematisiert Kosloff mit Bezügen auf Schlemmers 'Triadisches Ballett' und die Slapstick Comedy eines Charlie Chaplin die Figur in Relation zur ästhetischen Form in ihrer Autonomie und Absonderung vom restlichen Leben der Menschen.

Felipe Barbosa (*1978, Rio de Janeiro / Brasilien, lebt und arbeitet dort) Fußball-Objekt und Wandarbeit aus aufgeschnittenen Fußbällen; Dekonstruktionen des Fußballspiels und seiner Identität stiftenden Potenz.

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GAMESnogames

Künstler: Kurt Schwerdtfeger, Anton Stankowski, Manfred Mohr, Timm Ulrichs, Ugo Dossi, Alex Hanimann, Pavel Schmidt, Silke Koch, Christoph Ebener, Laresa Kosloff, Felipe Barbosa