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Die buddhistische Kunst Gandharas erscheint dem westlichen Blick seltsam vertraut, ihr westliches Erbe offenkundig. Gandhara bezeichnet eine historische Region im heutigen Pakistan und Afghanistan, die in ihrer Blütezeit von Baktrien über den Hindukusch bis in das zentrale Nordindien verlief. Sie wurde einer größeren Öffentlichkeit bekannt, als die in Fels gehauenen größten Buddhastatuen der Welt in Bamiyan von den Taliban im März 2001 gesprengt wurden.

Der Buddhismus und ein Schmelztiegel der Kulturen Die Kunst Gandharas ist vorwiegend dem Buddhismus gewidmet. Der Buddha selbst wurde ab dem 1. Jahrhundert nach Christus erstmals bildhaft dargestellt. Zuvor gab es keine derartigen Darstellungen des „Erleuchteten“, man verehrte ihn in Symbolen.

Die Präsentation lässt das außergewöhnliche kulturelle Erbe dieser Region, einem Schmelztiegel der Kulturen, vor unseren Augen aufleben. Die Verbindung zahlreicher Kulturen erfolgte durch den Handel zwischen dem römischen Reich sowie Ost- und Südasien entlang der Seidenstraße. Auf diesem Weg verbreitete sich auch der aus Indien kommende Buddhismus. Zudem begründeten die großräumigen Eroberungen Alexanders des Großen den Einfluss der griechischen Kultur. So finden sich in der Gandhara-Kunst zahlreiche griechische und römische Einflüsse.

Ausstellungsrundgang: Die Ausstellung schlägt einen weiten Bogen beginnend mit den Eroberungen Alexanders des Großen bis hin zu den Ausläufern der Gandhara-Kultur in Afghanistan und Zentralasien. Obwohl sich in der Kunst Gandharas zahlreiche griechische und römische Themen finden, sind die Kunstwerke vorwiegend dem Buddhismus zuzuordnen, dessen regionale Entwicklung im Mittelpunkt der Ausstellung steht.

Rund 300 einzigartige Objekte, darunter handwerklich meisterlich gefertigte Steinskulpturen, filigran ausgearbeitete Reliefs, kostbare Münzen und prachtvoller Goldschmuck entführen in die Blütezeit der Kunst Gandharas vom 1. bis 5. Jahrhundert nach Christus.

Die Ausstellungsarchitektur ist einem für Gandhara typischen buddhistischen Klosterhof nachempfunden. Den zentralen Mittelpunkt bildet ein Stupa: Ein Monument, auf dem die spirituelle Entwicklung eines Buddha in 36 Reliefs dargestellt ist. Die Ausstellungsräume um den Stupa geben Einblick in die kulturellen Hintergründe und die Architektur von Gandhara.

Architekturmotive: Einer der faszinierendsten Aspekte der Gandhara-Kultur ist die Anwendung und Abwandlung von importierten architektonischen Motiven in einem neuen kulturellen und religiösen Umfeld. Eckpfeiler, Girlandenhalter, Konsolen und Kapitelle sind oft mit Figuren geschmückt oder gleich figurativ ausgeführt. Annähernd klassische und abgewandelte korinthische Pilaster und solche von indischen und sogenannten persepolitanischen Säulen strukturieren den Architekturdekor und werden zu Szenentrennern. Gesimse werden in vielfältiger Weise gestaltet. Bänder von Girlanden, mit und ohne Träger, und anderen pflanzlichen Motiven laufen um das Bauwerk. An späteren Monumenten finden sich dann auch Arkadenreihen.

Religion und Luxus: Ausgrabungen von Stadtgebieten, wie jene von Bhir Mound und Sirkap in Taxila und Barikot in Swat, belegen die weitreichenden Handelsbeziehungen Gandharas. Die in der Ausstellung gezeigten Luxusgüter spiegeln den ökonomischen und kulturellem Austausch besonders deutlich wieder. Dies gilt auch für die in Luxusobjekten wiedergegebene religiöse Symbolik.

Viele Götter, viele Kulturen: Auch wenn archäologische Funde vor allem dem Buddhismus zuzuordnen sind, war die Region Heimat vieler Gottheiten. Neben westlichen Motiven finden sich auch westliche Gottheiten, im Pantheon der Kushana-Herrscher überwiegen zoroastrische und brahmanische Gottheiten. Darüber hinaus wurden populäre Gottheiten, meist ambivalente Naturgenien, in die buddhistische Kunst integriert.

Modernste 3D-Rekonstruktion in der Ausstellung: Ein besonderes Highlight wird dem Besucher mit der Möglichkeit geboten, die zerstörten Buddhastatuen aus Bamiyan virtuell zu erkunden.

Gemeinsam mit den Fachbereichen Informatik/Telekommunikation und Architektur der RWTH Aachen werden ganz neue Wege der Ausstellungspräsentation beschritten. Die zerstörten Buddhastatuen aus Bamiyan leben mittels modernster 3D-Rekonstruktion wieder auf. Seit mehreren Jahren bemühen sich internationale Experten um die dauerhafte Sicherung der verbliebenen Originalfragmente. Jetzt ist es gelungen, durch modernste Dokumentationstechniken die Geometrie des Denkmals mit einer speziellen Lasertechnologie zu erfassen. Die Messdaten werden in der Ausstellung in einer Stereoprojektion dreidimensional dargestellt und so für den Besucher mit Hilfe von speziellen Brillen in einzigartiger Weise sichtbar gemacht.

Computeranimation der Klosteranlage Takht-i Bahi: In der Blüte der buddhistische Kultur Gandharas etablierten sich ausgedehnte Klosteranlagen auch in abgeschiedenen Regionen des Landes. Die Funktionsweise dieser Zentren sowie ihre funktionale Beziehung zu den umgebenden Landschaften ist bisher noch wenig erforscht. Für die Ausstellung wurde der Aufbau einer der am besten erhaltenen Klosteranlagen - das heutige Weltkulturerbe Takht-i Bahi in Nord-West Pakistan - analysiert und in einer Computeranimation nachkonstruiert.

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Gandhara – Das buddhistische Erbe Pakistans
Legenden, Klöster und Paradiese

Kuratoren: Christian Luczanits, Michael Jansen